Kostenlawine zwingt Volkswagen zum Kurswechsel
Wegbrechende Gewinne, teure Elektrifizierungsprogramme und drohende Strafzölle: Kaum ein DAX-Konzern spürt den Druck der globalen Autoindustrie so unmittelbar wie VW.
Für den Konzern ist klar: Ohne radikale Effizienzsteigerung drohen die Wolfsburger im Wettbewerb gegen chinesische Newcomer ins Hintertreffen zu geraten.
Die „Factory Cloud“ als Herzstück der Kooperation
Mit der Digital Production Platform (DPP) will Volkswagen seine Fertigung neu erfinden. Amazon liefert mit AWS die nötige Infrastruktur – und Zugriff auf modernste KI-Werkzeuge.
43 Werke auf drei Kontinenten sind bereits verbunden. Künftig sollen IT-Lösungen wie Qualitätsprüfungen, Energieverbrauchsanalysen oder Softwareintegration in Echtzeit in allen Fabriken gleichzeitig ausgerollt werden können.
Erste Einsparungen, große Erwartungen
Noch sind die Effekte überschaubar. Volkswagen selbst spricht von Einsparungen im „zweistelligen Millionenbereich“. Angesichts von Konzernkosten in zweistelliger Milliardenhöhe wirkt das wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Doch intern setzt man darauf, dass die Plattform mittelfristig Produktionsfehler minimiert, Energieverbräuche senkt und neue Modelle schneller auf die Straße bringt – ein kritischer Faktor im Wettlauf mit Tesla und BYD.
KI greift tief in die Produktion ein
Mehr als 1.200 KI-Anwendungen sind nach Konzernangaben bereits im Einsatz. In Poznań etwa senkte künstliche Intelligenz den Stromverbrauch um zwölf Prozent. In Wolfsburg steuert die Software die Koordination komplexer Montageschritte. Die Strategie dahinter: Fahrzeuge sollen zunehmend „softwaredefiniert“ werden, mit Funktionen, die direkt in der Produktion aufgespielt werden können.
Große Partner, große Risiken
Mit Amazon hat sich Volkswagen einen mächtigen Technologiepartner ins Boot geholt – zugleich aber auch eine neue Abhängigkeit geschaffen. Kritiker warnen vor einem gefährlichen Lock-in: Wer die Cloud kontrolliert, kontrolliert auch zentrale Datenströme der Produktion.
Für die Gewerkschaften kommt eine weitere Sorge hinzu: Je mehr Automatisierung und KI Einzug in die Werke halten, desto stärker wächst der Druck auf Jobs.
Ein Schritt nach vorn – aber reicht er?
Die Partnerschaft mit Amazon mag Prozesse beschleunigen, doch im globalen Wettbewerb entscheidet mehr: die Frage, wie VW seine Fahrzeuge künftig vermarktet, ob die Software hält, was sie verspricht – und ob die Kunden die hohen Preise für E-Modelle zahlen. Cloud und KI sind ein Werkzeug. Ob sie das Überleben im härtesten Automarkt der Welt sichern können, bleibt offen.
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