20. Oktober, 2025

Quartalszahlen

Volvo gerät ins Stottern – Nordamerika zieht die Bremse an

Der schwedische Nutzfahrzeugriese spürt den Konjunkturabschwung auf dem wichtigsten Markt der Welt. Während die USA im Fernverkehr abrutschen, hält Europa das Geschäft mühsam am Laufen.

Volvo gerät ins Stottern – Nordamerika zieht die Bremse an
Volvo spürt den Konjunkturabschwung in Nordamerika: Der Gewinn fällt im dritten Quartal um fast 20 Prozent – im Rahmen der Erwartungen.

Gewinnrückgang – aber im Rahmen der Erwartungen

Stockholm, Freitagmorgen. Volvo liefert solide, aber keine glänzenden Zahlen: Der bereinigte Betriebsgewinn fiel im dritten Quartal auf 11,7 Milliarden schwedische Kronen (rund 1,1 Milliarden Euro) – ein Rückgang um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Analysten hatten diesen Dämpfer erwartet, doch das Ergebnis zeigt: Die goldenen Quartale der Lkw-Industrie gehen zu Ende.

Vor allem in Nord- und Südamerika bröckelt die Nachfrage nach schweren Nutzfahrzeugen. Der dortige Markt, lange Zeit die Gewinnmaschine des Konzerns, kühlt spürbar ab. In Europa bleibt die Lage stabil, aber auch hier wird Wachstum zunehmend durch Ersatzkäufe getragen.

Quelle: Eulerpool

Der US-Fernverkehr steckt in der Rezession

Besonders hart trifft es die Vereinigten Staaten. Der dortige Fernverkehrsmarkt befindet sich laut Volvo in einer Rezession – eine Folge sinkender Transportvolumina, gestiegener Finanzierungskosten und eines zunehmenden Preiswettbewerbs. Viele Spediteure verschieben Investitionen, weil sich Neuanschaffungen schlicht nicht rechnen.

Quelle: Eulerpool

Volvo reagiert und senkt seine Absatzprognose für 2025: Statt 280.000 bis 290.000 Lkw erwartet der Konzern für Nordamerika nun nur noch 265.000 Auslieferungen. Für Europa bleibt die Schätzung mit 290.000 Fahrzeugen stabil – aber nur, weil ältere Flotten ersetzt werden müssen. Wachstum aus neuen Aufträgen? Fehlanzeige.

Trump-Zölle? Kein Problem für Volvo

Während andere Hersteller über neue US-Zölle klagen, bleibt Volvo erstaunlich gelassen. Die von Präsident Trump verhängten 25-Prozent-Zölle auf importierte schwere Lkw treffen die Schweden kaum – sie produzieren sämtliche Modelle für den US-Markt direkt vor Ort. Damit sichert sich Volvo einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Konkurrenten, die auf Importe angewiesen sind.

Bafin-Studie: Verbraucher fordern klare Regeln für nachhaltige Geldanlagen
Eine neue Umfrage zeigt: Anleger wollen echte Nachhaltigkeit statt Etikettenschwindel – und wünschen sich verbindliche Mindestquoten, Ausschlusskriterien und staatliche Kontrolle.

Das schützt zwar vor akuten Handelsrisiken, ändert aber nichts an der strukturellen Schwäche: Das nordamerikanische Transportgeschäft lahmt – und mit ihm die Nachfrage nach neuen Zugmaschinen.

Europa hält die Stellung – noch

In Europa zeigt sich ein anderes, aber nicht weniger schwieriges Bild. Die Nachfrage bleibt zwar weitgehend stabil, doch sie speist sich fast ausschließlich aus Ersatzinvestitionen. Viele Flottenbetreiber erneuern ihre Fahrzeuge, um strenger werdende Emissionsvorschriften zu erfüllen – nicht, weil sie Wachstum erwarten.

Ein weiterer Faktor: Die Umstellung auf Elektro- und Hybrid-Lkw verläuft langsamer als geplant. Die Infrastruktur hinkt hinterher, Förderprogramme laufen zögerlich an. Das belastet auch Hersteller wie Volvo, die bereits Milliarden in elektrische Antriebssysteme investiert haben.

Ein Zyklus endet

Volvo hat in den vergangenen Jahren von einer historisch starken Nachfrage nach Nutzfahrzeugen profitiert. Lieferengpässe, Pandemie-Nachholeffekte und boomender Welthandel sorgten für volle Auftragsbücher. Jetzt kehrt die Branche in die Realität zurück – mit sinkenden Margen und härterem Wettbewerb.

Trotz des Gewinnrückgangs bleibt der Konzern solide aufgestellt. Das Unternehmen produziert effizient, die Kostenkontrolle greift, und die Margen liegen noch immer im Branchenvergleich weit vorn. Doch die Zeichen stehen auf Sturm: Hohe Zinsen, geopolitische Unsicherheit und sinkende Frachtmengen könnten den Druck weiter erhöhen.

Was bleibt, ist Disziplin

Volvo hat den Abschwung kommen sehen und sich strategisch breit aufgestellt – mit Standorten auf mehreren Kontinenten, starker Eigenproduktion und einem robusten Servicegeschäft. Doch der neue Marktzyklus verlangt Anpassung. Die Zeiten, in denen jeder neue Auftrag selbstverständlich war, sind vorbei.

Im Nutzfahrzeuggeschäft zählen nun andere Tugenden: Geduld, Kostenbewusstsein und technologische Führungsstärke. Volvo hat davon vieles, aber nicht mehr den Rückenwind der globalen Konjunktur.

Selbst Aktien kaufen oder Fonds? Expertenvergleich 2025
Selbst Aktien kaufen oder Fonds nutzen? Der Vergleich zeigt: Nur wer versteht, wie Unternehmen funktionieren, erzielt dauerhaft überdurchschnittliche Renditen. Mit AlleAktien Investors lernst du, systematisch wie ein Profi zu investieren.