02. September, 2025

Wirtschaft

Vermittlungsvorschlag oder strategisches Manöver? Tarifstreit bei Oettinger im Mittelpunkt

In dem derzeitigen Tarifkonflikt zwischen der Brauerei Oettinger und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Unternehmensleitung das von der Gewerkschaft vorgebrachte Schlichtungsangebot wohlwollend zur Kenntnis genommen, äußerte jedoch Skepsis bezüglich der Ernsthaftigkeit der Initiative. Stefan Blaschak, Geschäftsführer der Oettinger Brauerei, zeigte sich erfreut über das am 30. August 2025 unterbreitete Angebot der Gewerkschaft, insbesondere da das Unternehmen bereits in der Woche zuvor für eine Schlichtung plädiert hatte. Verwundert zeigte er sich jedoch über den ehrgeizigen Zeitplan, den die NGG vorschlägt.

Der NGG-Vorschlag sieht den 5. September als Abschlussdatum der Schlichtung vor, wobei im Falle eines Scheiterns der Schlichtung die Fortführung der Streiks angedroht wurde. Blaschak erklärte, dass solch komplexe Schlichtungsverfahren normalerweise einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten benötigen. Zudem kritisierte er das Fehlen eines benannten Schlichters sowie eines konkreten Beginns für die Schlichtungsverhandlungen in dem Angebot der Gewerkschaft. Dennoch zeigte er Hoffnung, dass das Angebot ernst gemeint sei und nicht nur dazu diene, den Druck der Streiks aufrechtzuerhalten.

Die NGG hingegen bekräftigte, dass sie der Unternehmensführung eine freiwillige Schlichtung vorgeschlagen habe und drängt auf einen zügigen Beginn der Verhandlungen. Gewerkschaftssekretär Fouad Laghmouch warnte ausdrücklich vor einer Eskalation der Situation, sollte bis zum Ende der Woche kein wesentlicher Fortschritt erzielt werden. Er forderte von der Arbeitgeberseite ein ernstzunehmendes Angebot zur Lohnanpassung und verwies darauf, dass die Gewerkschaft bereits einen Kandidaten für die Rolle des Schlichters vorgeschlagen habe.

Gleichzeitig bleibt die Atmosphäre angespannt: An den Standorten in Oettingen, Mönchengladbach, Braunschweig und Walldorf demonstrierten zahlreiche Mitarbeiter der Oettinger Brauerei für einen fairen Tarifabschluss. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines rückläufigen Bierabsatzes, der die Brauerei dazu veranlasst hat, die Schließung der Zweigstelle in Braunschweig im kommenden Jahr in Betracht zu ziehen.