Im Ringen um bessere Konditionen für die Angestellten im öffentlichen Dienst stellt die Gewerkschaft Verdi in der bevorstehenden Tarifrunde neben der Forderung nach höheren Gehältern insbesondere die Themen Arbeitszeitverkürzung und Entlastung in den Mittelpunkt. Laut Verdi-Vorsitzendem Frank Werneke gilt das Primat der Beschäftigten eindeutig einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Freizeit und Beruf sowie angehobenen Zuschlägen für die Schichtarbeit. Ein klarer Indikator für das Verlangen nach mehr freier Zeit seien die aktuellen Präferenzen der Berufstätigen.
Die Gewerkschaften haben sich zur Aufgabe gemacht, nach internen Konsultationen im Sommer die Tarifforderungen am 9. Oktober festzuzurren. Diese betreffen sowohl Angestellte der Kommunen als auch die des Bundes. Dabei wird der Start der Tarifgespräche auf den 24. Januar terminiert. Die Verhandlungsführung für Landesbedienstete bleibt für einen späteren Zeitpunkt im Jahr reserviert.
Die gewerkschaftliche Positionierung stützt sich auf eine umfassende Befragung, die Verdi bei über hunderttausend Angestellten zur Arbeitszeitdauer durchführte. Die Analyse des Forschungsinstituts uzbonn und des Forschungsteams Internationaler Arbeitsmarkt brachte zu Tage, dass eine Minderheit von etwa 20 Prozent der Bediensteten mit ihren gegenwärtigen Arbeitszeiten zufrieden ist. Unmut herrscht bei rund einem Drittel der Befragten. Zudem legt die Umfrage offen, dass 63 Prozent offene Stellen in ihrem direkten Arbeitsumfeld verzeichnen.
Besonders der Notstand an Arbeitskräften sorgt für eine merkliche Erhöhung der Arbeitsintensität. Verdi-Vize Christine Behle hebt hervor, dass nicht nur klassische Bereiche wie Kindertagesstätten, Pflegedienste oder Fahrdienste betroffen sind, sondern auch administrative Abteilungen sowie Einrichtungen technischer und therapeutischer Dienste. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten sieht keine Chance auf eine aktive Berufsausübung bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter.
Die Erhebung zeigt weiterhin, dass 57 Prozent der Befragten eine extrem hohe Arbeitsbelastung verspüren. Ein Großteil der Beschäftigten leistet wöchentlich Mehrarbeit, vor allem im Pflegesektor der Kliniken, mit der Folge, dass Überstunden selten in Freizeit umgewandelt werden können.