04. Mai, 2025

Wirtschaft

US-Wirtschaft schrumpft – und Trump gerät unter Druck

Erstmals seit drei Jahren verzeichnet die US-Konjunktur ein Minus. Der Rückgang um 0,3 % im ersten Quartal 2025 sendet Schockwellen durch Politik, Märkte und Wählerschaft. Doch Washington streitet über die Ursachen – und über die Verantwortung.

US-Wirtschaft schrumpft – und Trump gerät unter Druck
Die US-Wirtschaft schrumpft zum ersten Mal seit der Pandemie – ausgerechnet unter dem wirtschaftspolitischen Comeback-Versprechen des Präsidenten.

Die erste Zahl, die wehtut

Minus 0,3 Prozent – klein auf dem Papier, groß in der Wirkung. Zum ersten Mal seit der Pandemie ist das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten wieder geschrumpft. Offiziell.

Die Zahl kam am Mittwoch aus dem Handelsministerium – und sie traf eine Regierung, die sich gerade erst im wirtschaftspolitischen Aufbruch wähnte.

Noch im vierten Quartal 2024 wuchs die US-Wirtschaft um 2,4 %. Nun der Rückschlag. Ursache laut Ministerium: eine massive Zunahme der Importe. Konsumenten und Unternehmen hätten verstärkt vorgekauft, um erwarteten Preissteigerungen zuvorzukommen – etwa durch neue Zollmaßnahmen.

Doch der Effekt drehte ins Gegenteil: Weil Importe vom BIP abgezogen werden, sank die Wirtschaftsleistung rein rechnerisch.

Ein Land verliert das Vertrauen – und die Geduld

Hinzu kommt: Die Stimmung kippt. Das Verbrauchervertrauen ist laut aktuellen Umfragen so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Menschen fürchten steigende Preise, Arbeitsplatzverluste – und eine Regierung, die zunehmend erratisch wirkt.

Auch unter Unternehmern wächst die Unsicherheit. Konzerne wie General Motors und Jet Blue warnten vor unkalkulierbaren Risiken. Niemand wisse, welche Zölle morgen gelten, welche Lieferketten unterbrochen werden, oder wie die globale Nachfrage reagiere. Der Handelskonflikt mit China wirkt längst wie ein permanentes Damoklesschwert.

Inflation, Zölle und Unsicherheit drücken auf die Konsumlaune – ein Risiko für eine Binnenwirtschaft, die zwei Drittel des US-BIP ausmacht.

Trump kontert – und schiebt die Schuld auf Biden

US-Präsident Donald Trump, seit Januar zurück im Amt, reagierte wie gewohnt: mit Schuldzuweisungen. Die schlechte Entwicklung sei das Resultat „katastrophaler Biden-Politik“, so Trump.

Auf seiner Plattform Truth Social rief er zur Geduld auf:

„Der Boom wird kommen. Und er wird größer sein als alles, was wir je gesehen haben. SEID GEDULDIG!!!“

Ken Martin, Vorsitzender der Demokratischen Partei, reagierte scharf. Auf X (ehemals Twitter) schrieb er: „Trump zündet persönlich eine Wirtschaftskrise an – unterstützt von einem Kabinett voller Duckmäuser.“

Die politische Deutungsschlacht hat begonnen – aber die Zahlen sprechen für sich.

Zinsfrage wird zur Gretchenfrage

In Washington richten sich nun alle Blicke auf die US-Notenbank (Fed). Wird sie auf die Konjunkturflaute mit einer Zinssenkung reagieren? Offiziell gibt sich die Fed noch zugeknöpft – doch Marktteilnehmer rechnen spätestens im Sommer mit einer Lockerung.

Für Trump wäre das ein willkommener Rückenwind. Denn das Vertrauen vieler Wähler basiert auf einem Versprechen: wirtschaftliche Erholung, höhere Reallöhne, stabile Preise. Dass nun ausgerechnet im ersten Quartal ein Rückgang vermeldet wird, setzt das Weiße Haus unter Zugzwang – vor allem mit Blick auf die Zwischenwahlen 2026.

Kein Debakel – aber ein Warnschuss

Ökonomen sind sich uneins: Ist der Rückgang nur ein Ausreißer – oder der Beginn einer echten Rezession? Einige Experten wie Diane Swonk (KPMG) sprechen von „temporärem Gegenwind“ und sehen strukturell keine große Gefahr. Andere, etwa Mark Zandi von Moody’s, warnen: „Wenn sich dieser Trend verstetigt, stehen wir vor einem echten Problem.“

Klar ist: Der Einbruch ist kein Zufall. Er ist Resultat multipler Faktoren – von geopolitischer Unsicherheit über protektionistische Politik bis hin zu schwächelndem Konsum. Und er zeigt, wie fragil das globale Gleichgewicht geworden ist – selbst in der stärksten Volkswirtschaft der Welt.

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