15. September, 2025

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US-Börsenliebling Hims & Hers kauft Zava – Abnehmspritzen und Potenzpillen erobern Deutschland

Der Markt für Telemedizin wächst rasant, angetrieben von heiklen Themen wie Übergewicht, Impotenz oder Haarausfall. Nun steigt der US-Konzern Hims & Hers mit der Übernahme von Zava in den deutschen Markt ein – und entfacht eine Debatte über Regulierung, Profitgier und Patientensicherheit.

US-Börsenliebling Hims & Hers kauft Zava – Abnehmspritzen und Potenzpillen erobern Deutschland
Telemedizin als Milliardengeschäft – Hims & Hers erzielte im ersten Halbjahr 2025 ein Umsatzwachstum von 94 % auf Basis von Abnehmspritzen und Potenzmitteln. Kritiker warnen: Patientensicherheit droht dem Wachstum untergeordnet zu werden.

Ein US-Konzern greift zu

225 Millionen Euro – so viel zahlt Hims & Hers für den deutsch-britischen Telemedizinpionier Zava. Der Deal ist strategisch: Mit 2,4 Millionen Kunden und einem erwarteten Jahresumsatz von rund 2,4 Milliarden Dollar will der US-Konzern die Expansion nach Europa beschleunigen. Allein im ersten Halbjahr 2025 wuchs Hims & Hers um 94 Prozent, die operative Marge lag bei 14 Prozent.

Quelle: Eulerpool

Boom der „Schmuddelindikationen“

Besonders im Fokus: Abnehmspritzen wie Wegovy und Potenzmittel wie Viagra. In Deutschland sind sie für Telemedizin-Start-ups das Einfallstor, weil klassische Krankenkassenleistungen schwerer online vermarktbar sind. „Die Anbieter konzentrieren sich auf Indikationen, für die Patienten lieber online diskret Rat suchen“, urteilt ein Brancheninvestor.

Zava erwirtschaftet Schätzungen zufolge rund 100 Millionen Euro Umsatz. Die Übernahme zahlt sich für Gründer David Meinertz und Investoren wie HPE oder Marc Griefahn aus: Aus ursprünglich 50 Millionen Euro Wagniskapital wird ein Vielfaches zurückfließen.

Quelle: Eulerpool

Regulierung als Risiko

Doch die Risiken sind erheblich. Nach deutschem Heilmittelwerbegesetz ist Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente verboten. Mehrfach haben Gerichte Marketingkampagnen untersagt. Anwalt Christian Solmecke warnt vor einer „Grauzone, die regelmäßig juristische Auseinandersetzungen nach sich zieht“.

Konkurrenten wie Wellster kritisieren den Markteintritt scharf. CEO Nico Hribernik spricht von einem „Warnsignal für den Gesundheitsmarkt“ und zweifelt daran, dass Hims & Hers Patientensicherheit über Wachstumsziele stellt.

Strenges Heilmittelwerbegesetz – In Deutschland ist Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente wie Wegovy oder Viagra verboten. Dennoch drängen Telemedizin-Plattformen mit aggressivem Marketing in den Markt.

Signalwirkung für Europa

Während Deutschland mit strengen Regeln bremst, sehen Start-ups in Großbritannien den attraktiveren Markt. Für Hims & Hers ist der Kauf von Zava ein Türöffner: Zugang zu europäischen Patienten, mehr Wertschöpfung durch Eigenproduktion der Medikamente und die Chance, die Margen weiter nach oben zu treiben.

An der Börse kam der Deal an: Der Kurs von Hims & Hers sprang am Tag der Ankündigung um 8 Prozent – ein Plus von rund einer Milliarde Dollar Börsenwert. Für den Gesundheitsmarkt in Europa bedeutet der Einstieg der Amerikaner vor allem eines: Telemedizin wird noch aggressiver wachsen, und die Frage nach Patientensicherheit rückt stärker denn je ins Zentrum.

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