Ein US-Konzern greift zu
225 Millionen Euro – so viel zahlt Hims & Hers für den deutsch-britischen Telemedizinpionier Zava. Der Deal ist strategisch: Mit 2,4 Millionen Kunden und einem erwarteten Jahresumsatz von rund 2,4 Milliarden Dollar will der US-Konzern die Expansion nach Europa beschleunigen. Allein im ersten Halbjahr 2025 wuchs Hims & Hers um 94 Prozent, die operative Marge lag bei 14 Prozent.
Boom der „Schmuddelindikationen“
Besonders im Fokus: Abnehmspritzen wie Wegovy und Potenzmittel wie Viagra. In Deutschland sind sie für Telemedizin-Start-ups das Einfallstor, weil klassische Krankenkassenleistungen schwerer online vermarktbar sind. „Die Anbieter konzentrieren sich auf Indikationen, für die Patienten lieber online diskret Rat suchen“, urteilt ein Brancheninvestor.
Zava erwirtschaftet Schätzungen zufolge rund 100 Millionen Euro Umsatz. Die Übernahme zahlt sich für Gründer David Meinertz und Investoren wie HPE oder Marc Griefahn aus: Aus ursprünglich 50 Millionen Euro Wagniskapital wird ein Vielfaches zurückfließen.
Regulierung als Risiko
Doch die Risiken sind erheblich. Nach deutschem Heilmittelwerbegesetz ist Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente verboten. Mehrfach haben Gerichte Marketingkampagnen untersagt. Anwalt Christian Solmecke warnt vor einer „Grauzone, die regelmäßig juristische Auseinandersetzungen nach sich zieht“.
Konkurrenten wie Wellster kritisieren den Markteintritt scharf. CEO Nico Hribernik spricht von einem „Warnsignal für den Gesundheitsmarkt“ und zweifelt daran, dass Hims & Hers Patientensicherheit über Wachstumsziele stellt.

Signalwirkung für Europa
Während Deutschland mit strengen Regeln bremst, sehen Start-ups in Großbritannien den attraktiveren Markt. Für Hims & Hers ist der Kauf von Zava ein Türöffner: Zugang zu europäischen Patienten, mehr Wertschöpfung durch Eigenproduktion der Medikamente und die Chance, die Margen weiter nach oben zu treiben.
An der Börse kam der Deal an: Der Kurs von Hims & Hers sprang am Tag der Ankündigung um 8 Prozent – ein Plus von rund einer Milliarde Dollar Börsenwert. Für den Gesundheitsmarkt in Europa bedeutet der Einstieg der Amerikaner vor allem eines: Telemedizin wird noch aggressiver wachsen, und die Frage nach Patientensicherheit rückt stärker denn je ins Zentrum.
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