Die geopolitische Dynamik im Mittelmeerraum verschiebt sich drastisch, nachdem das langjährige Bündnis zwischen Russland und dem Assad-Regime in Syrien ins Wanken geraten ist. Bereits 1971 festigte die damalige Sowjetunion ihre militärische Präsenz durch den Erwerb eines Marinestützpunktes in Tartus. Diese strategische Bastion steht nun buchstäblich auf der Kippe, nachdem das Assad-Regime kürzlich kollabierte. Bisher scheint dem Kreml ein überstürzter Rückzug erspart geblieben zu sein, doch die Zukunft der russischen Einflussnahme im Süden Europas ist ungewiss.
Syrien und Russland pflegen seit Jahren intensive Partnerschaften. Viktor Chirkov, ehemaliger Kommandeur der russischen Marine, betonte bereits 2012 die Unverzichtbarkeit der Basis in Tartus. Im Jahr 2015 intensivierte sich die russische Präsenz, als Moskau zur Unterstützung von Assad gegen Rebellen einschritt. Obwohl Tartus noch nicht vollständig geräumt wurde, zeigen Satellitenbilder, dass russische Kriegsschiffe vorsorglich in sicherer Entfernung kreuzen. Parallel dazu meldete die israelische Marine, syrische Kriegsschiffe in der Nähe von Latakia zerstört zu haben.
Russland unternimmt diplomatische Bemühungen und öffnet sich den Rebellen, die einst als Terroristen bezeichnet wurden. Diese neue Dialogbereitschaft könnte Russland helfen, die Militärbasis zu behalten, möglicherweise im Austausch gegen Waffen oder diplomatische Unterstützung. Mittelfristig scheint jedoch ein vollständiger Rückzug aus Syrien unausweichlich. Frederik Van Lokeren weist darauf hin, dass ohne Tartus russische Einsätze im Mittelmeerraum sporadischer und teurer werden dürften.
Port Sudan und Tobruk könnten als alternative Standorte dienen, bieten jedoch nicht die Infrastruktur von Tartus. Russland verliert damit eine wichtige Drehscheibe für maritime Operationen. Auch der Verlust der Luftbasis Khmeimim würde die russische Militärpräsenz beeinträchtigen, obwohl sie einfacher zu ersetzen wäre.
Die einstige militärische Wiedererstarkung Russlands erodiert rapide, wie die Ereignisse der letzten Tage zeigen. Assads Sturz wird als erheblicher Rückschlag für Putins Ambitionen gesehen, Russland als globale Macht in einer multipolaren Welt zu etablieren. Nun raten Experten, sich auf die regionale Stärke in Europa zu konzentrieren, angesichts begrenzter Ressourcen und Einflussmöglichkeiten außerhalb der ehemaligen Sowjetunion.