28. September, 2025

Unternehmen

Unerwarteter Abgang: Warum Redcare Pharmacy seinen CFO verliert

Die Aktie der Online-Apotheke rutscht leicht ins Minus, nachdem Finanzvorstand Jasper Eenhorst überraschend seinen Rückzug bekannt gegeben hat. Der Abgang kommt in einer Phase, in der Redcare Pharmacy auf Wachstumskurs ist – und wirft Fragen nach der strategischen Stabilität auf.

Unerwarteter Abgang: Warum Redcare Pharmacy seinen CFO verliert
Nach fast sechs Jahren verlässt CFO Jasper Eenhorst überraschend Redcare Pharmacy. Für Investoren wirft das Fragen nach Stabilität und Nachfolge auf.

Ein CFO geht – die Börse reagiert

Der Abgang von Jasper Eenhorst kam ohne Vorwarnung. Nach fast sechs Jahren im Vorstand verlässt der Finanzchef den Konzern, um – so die offizielle Begründung – „neue berufliche Chancen“ zu ergreifen. An der Börse reagierten Anleger umgehend: Die Aktie verlor am Freitag leicht und fiel auf 77,25 Euro, im nachbörslichen Handel sogar noch etwas tiefer.

In Zahlen ist das Minus überschaubar. Doch wer den Kapitalmarkt kennt, weiß: CFO-Rücktritte sorgen regelmäßig für Nervosität, weil sie an die Grundfesten eines Unternehmens rühren – nämlich an das Vertrauen in Führung, Zahlenwerk und Strategie.

Quelle: Eulerpool

Eenhorsts Bilanz: Sechs Jahre Aufbauarbeit

Seit 2019 stand Eenhorst an der Spitze der Finanzen von Redcare, damals noch unter dem Namen Shop Apotheke. In dieser Zeit wandelte sich das Unternehmen von einem ambitionierten Digital-Player zu einem der größten Online-Pharmacy-Anbieter Europas.

Quelle: Eulerpool

Unter seiner Ägide gelang der Sprung in den SDAX, die Expansion in Märkte wie Italien und Frankreich sowie die Umbenennung zu Redcare Pharmacy – ein Schritt, der das Image vom reinen Versandhändler hin zu einem Gesundheitskonzern stärken sollte.

Zudem trieb Eenhorst die Digitalisierung der Prozesse voran und schuf Vertrauen an den Kapitalmärkten – nicht zuletzt durch eine klare Kommunikation gegenüber Investoren.

Wer übernimmt jetzt das Steuer?

Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird CEO Olaf Heinrich die Finanzagenden kommissarisch übernehmen. Das ist ein klassischer Schritt, signalisiert aber auch: Eine schnelle Nachbesetzung steht nicht unmittelbar bevor.

Eenhorst bleibt immerhin bis Jahresende im Unternehmen, um die Übergabe zu begleiten. Für Analysten ist das ein wichtiges Signal – es deutet darauf hin, dass der Abschied zwar unerwartet kam, aber nicht im Streit.

Ein sensibler Zeitpunkt

Die Personalie trifft Redcare in einer sensiblen Phase. Der Konzern wächst kräftig, profitiert vom E-Rezept in Deutschland und von der allgemeinen Verlagerung hin zu digitalen Gesundheitslösungen. Zugleich muss das Unternehmen aber in Logistik, Plattform und Personal investieren – und das in einem Marktumfeld, das von steigenden Kosten geprägt ist.

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Für Investoren bedeutet das: Sie brauchen Vertrauen in die Kapitaldisziplin des Unternehmens. Ein CFO-Wechsel kann dieses Vertrauen kurzfristig erschüttern.

Märkte hassen Unsicherheit

Dass die Aktie nur moderat reagierte, zeigt einerseits die Stabilität des Geschäftsmodells. Andererseits bleibt die Unsicherheit: Wer wird künftig für Finanzen und Kapitalmarktstrategie verantwortlich sein? Und wird die neue Person eher für Kontinuität stehen – oder für einen Kurswechsel?

Die Erfahrung zeigt: CFO-Abgänge werden an der Börse oft erst dann richtig bewertet, wenn klar ist, wer nachfolgt und wie die Übergabe funktioniert. Bis dahin bleibt Redcare unter besonderer Beobachtung.

Ein Abschied mit Fragezeichen

Offiziell verlässt Jasper Eenhorst Redcare, um „neue berufliche Chancen“ wahrzunehmen. Solche Formulierungen sind Routine, doch in Investorenkreisen fragt man sich, ob mehr dahintersteckt. Immerhin war Eenhorst ein Gesicht des Wandels, ein Finanzchef, der in den letzten Jahren stark an Profil gewonnen hat.

Gerade deshalb markiert sein Abgang eine Zäsur. Nicht, weil Redcare ohne ihn ins Straucheln geraten würde – sondern weil er zu den Managern gehörte, die das Vertrauen in die Wachstumsstory verkörperten.

Ein kleiner Kursrückgang, ein großer Moment

Die Märkte haben bislang gelassen reagiert, doch hinter der nüchternen Zahl – minus 0,96 Prozent – steckt ein wichtiges Signal: Redcare Pharmacy verliert eine Führungskraft, die das Vertrauen der Investoren mitgeprägt hat.

Wie stark die Aktie mittelfristig reagiert, hängt nicht an der Nachricht selbst, sondern an der Antwort, die das Unternehmen in den kommenden Wochen geben muss: Wer wird Jasper Eenhorst ersetzen?

Am Kapitalmarkt ist die Botschaft klar: Nicht der Abgang selbst entscheidet – sondern das Gesicht, das ihm folgt.

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