Spanien verzeichnet im Juni einen unerwartet starken Anstieg der Inflation, der die Prognosen der Analysten grundlegend widerlegte. Nach Angaben des nationalen Statistikbüros INE in Madrid stiegen die Verbraucherpreise, bemessen nach dem harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 2,3 Prozent. Diese Zahl hat den Markt überrascht, da die vorangegangene Schätzung um 0,1 Prozentpunkte nach oben korrigiert werden musste. Experten hatten darauf gehofft, dass die ursprüngliche Schätzung bestätigt würde, was jedoch nicht der Fall war. Im Mai hatte die Inflationsrate bei genau zwei Prozent gelegen.
Auch im Vergleich zum Vormonat übertrafen die Preisanstiege die Erwartungen der Analysten. Der Verbraucherpreisindex erhöhte sich um 0,7 Prozent, während zuvor ein Anstieg von lediglich 0,6 Prozent prognostiziert worden war. Im Mai blieben die Preise auf Monatsbasis stabil, was den überraschenden Aufschwung im Juni besonders bemerkenswert macht.
Eine wesentliche Ursache für diesen unerwarteten Anstieg ist die Preisentwicklung im Dienstleistungssektor. Besonders bemerkenswert ist der Preisanstieg in Restaurants und Hotels, der im Juni im Vergleich zum Vorjahr um beeindruckende 4,2 Prozent zunahm. Dieser Sektor trägt signifikant zur gesamten Inflationsrate bei und verdeutlicht, dass wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie eine Beständigkeit in der Nachfrage binnenländischer Dienstleistungen bewirkt hat.
Mit der gegenwärtigen Inflationsrate übersteigt Spanien deutlich die mittelfristige Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent, was es von anderen Ländern der Eurozone abhebt. Zum Vergleich lag die Inflationsrate der Eurozone im Mai bei 1,9 Prozent. Diese Entwicklung könnte nun den Druck auf die EZB erhöhen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Inflation innerhalb der gesamten Eurozone im Zaum zu halten, während die wirtschaftliche Erholung in den einzelnen Mitgliedsstaaten voranschreitet.