09. Mai, 2025

Wirtschaft

Überstunden: Ein wachsendes Phänomen in der modernen Arbeitswelt

Überstunden: Ein wachsendes Phänomen in der modernen Arbeitswelt

Eine aktuelle Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) bringt ans Licht, dass Überstunden für fast die Hälfte der Arbeitnehmenden in Deutschland zum Alltag gehören. Ganze 44 Prozent der Beschäftigten leisten regelmäßig mehr Arbeitsstunden als in ihren Verträgen vorgesehen. Dabei arbeiten 20 Prozent der Befragten wöchentlich eine bis fünf Stunden zusätzlich, während 24 Prozent sogar über fünf Überstunden pro Woche verzeichnen. Besonders alarmierend ist die Situation für 10,1 Prozent der Vollzeitbeschäftigten, deren Arbeitszeit samt Überstunden die 48-Stunden-Marke pro Woche überschreitet. Diese Erkenntnisse entstammen dem "DGB-Index Gute Arbeit", der nach einer umfassenden Auswertung von über 31.000 Befragten erstellt wurde. Dabei wird deutlich, dass Homeoffice besonders anfällig für Überstunden ist: 52 Prozent derer, die zu Hause arbeiten, berichten von regelmäßigem Mehraufwand, verglichen mit 31 Prozent ohne Homeoffice-Option. Interessanterweise steigt die Anzahl der Überstunden mit dem Qualifikationsniveau: Lediglich 42 Prozent der Hochqualifizierten kommen ohne zusätzliche Arbeitszeit aus, während 66 Prozent der Beschäftigten in einfachen Tätigkeiten von derlei Belastungen verschont bleiben. Für diejenigen, die unter hohem Zeitdruck arbeiten, gestaltet sich die Lage noch herausfordernder: 37 Prozent in dieser Gruppe leisten mehr als fünf Überstunden pro Woche. Ein bedenkliches Schlaglicht wirft die Studie auch auf die Unentgeltlichkeit der Mehrarbeit. Vier von zehn Befragten geben an, zumindest gelegentlich unbezahlt außerhalb der normalen Arbeitszeit zu arbeiten. Laut Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind im Jahr 2024 sogar 53,6 Prozent aller Überstunden unbezahlt geblieben. Anja Piel, Mitglied des DGB-Vorstands, übt scharfe Kritik an den Plänen der Unionsparteien und der SPD, Überstunden durch Steuervorteile zusätzlich zu fördern. Ihrer Ansicht nach gefährdet dies die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten erheblich. Angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Überstunden nicht vergütet wird, sieht Piel in einer Steuerbefreiung keine wirkliche Entlastung. Sie plädiert stattdessen für eine Arbeitszeitgestaltung, die Gesundheit schützt und Raum für ein Privatleben lässt. In ihrem Sondierungspapier schlägt die große Koalition vor, Zuschläge für Mehrarbeit steuerfrei zu stellen, um die Attraktivität von Mehrarbeit zu erhöhen. Ebenso ist ein steuerlicher Anreiz vorgesehen, um die Arbeitszeit von Teilzeitkräften auszuweiten.