28. Juli, 2025

Märkte

Übernahmeinteresse an ProSiebenSat.1 eskaliert: MFE legt verbessertes Angebot vor

Die Berlusconi-Familie intensiviert ihre Anstrengungen im Wettbewerb um den deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 und hat ihr Übernahmeangebot aufgestockt. Dabei bleibt die Zahlungsverpflichtung in bar weiterhin bei 4,48 Euro je Aktie stabil. Der bedeutende Schritt besteht jedoch in der Erhöhung des Aktienanteils der Offerte durch MediaForEurope (MFE), die nun beabsichtigt, für jede Aktie von ProSiebenSat.1 rund 1,3 eigene Aktien auszuhändigen. Diese strategische Entscheidung hat zu einem Wertzuwachs bei ProSiebenSat.1 geführt, während der Wert von MFE nach dieser Ankündigung gesunken ist.

Das neu konfigurierte Angebot seitens MFE beläuft sich unter Berücksichtigung des früheren MFE-Aktienkurses auf insgesamt 8,62 Euro je ProSiebenSat.1-Aktie. Nach einem Kursverlust der MFE-Aktie von beinahe sieben Prozent, der den Preis auf 2,63 Euro drückte, liegt das aktuelle Angebot bei etwa 7,90 Euro. Die Marktbewegungen lösten bei den Aktionären von ProSiebenSat.1 einen Kaufrausch aus, welcher zu einem bemerkenswerten Kursanstieg von nahezu elf Prozent führte. Das bedeutet den höchsten Kursstand seit April 2024, obwohl die Aktie weiterhin erheblich unter ihrem einstigen Höhepunkt liegt.

Trotz des jüngsten Anstiegs hat ProSiebenSat.1 im langfristigen Kontext an erheblichem Wert verloren. Seit dem Spitzenwert im November 2015 sank der Aktienwert um beeindruckende 85 Prozent und wird momentan im SDax geführt. Der gegenwärtige Marktwert von ProSiebenSat.1 sowie MFE wird jeweils auf etwa 1,8 Milliarden Euro geschätzt. Der Vorstand von ProSiebenSat.1 bewertet die Aufwertung des Angebots durch MFE als Vertrauensbeweis in die zukünftige Zusammenarbeit, plant jedoch, das Angebot einer gründlichen Prüfung zu unterziehen.

Parallel zur MFE-Aktion mischt sich auch der tschechische Finanzinvestor PPF in den Übernahmewettstreit um ProSiebenSat.1 ein. Das von PPF unterbreitete Angebot von 7,00 Euro je Aktie beinhaltet jedoch keine Kampfhandlung hinsichtlich zusätzlicher finanzieller Offerten. Dieses Angebot wurde bisher nicht vom Management empfohlen, da es als unzureichend betrachtet wird.

Der Übernahmewettbewerb hat in Deutschland auch politisches Interesse geweckt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer äußerte Bedenken hinsichtlich der journalistischen Unabhängigkeit von ProSiebenSat.1 im Falle einer möglichen Übernahme durch MFE. Weimer plant, das Thema im direkten Dialog mit MFE-CEO Pier Silvio Berlusconi zu besprechen, um mögliche Auswirkungen auf die redaktionelle Freiheit zu klären.