Ein Fünftel weniger Gewinn
Toyota hat es schwarz auf weiß: Sollte Donald Trump seine neuen Importzölle wie geplant durchsetzen, rechnet der japanische Konzern für das laufende Geschäftsjahr mit rund 20 % weniger Gewinn.
Vorstandschef Koji Sato gab sich auf der Jahrespressekonferenz in Tokio betont nüchtern – doch seine Worte wirkten wie ein Alarmsignal für die gesamte Branche:
„Ob diese Zölle dauerhaft sind und was passieren wird, ist nichts, was wir entscheiden können.“
Was der weltgrößte Autobauer nicht sagen muss: Genau das ist das Problem.
Trumps wirtschaftspolitischer Rückwärtsgang
Der neuerliche Zollkurs Washingtons richtet sich explizit gegen ausländische Autoimporte – vor allem aus China, Japan, Südkorea und Europa.
Trump will amerikanische Produktion stärken, doch seine Methoden sind brachial: Bis zu 100 % Strafzoll stehen im Raum, teilweise pauschal, teilweise differenziert. Betroffen ist dabei nicht nur die Endmontage, sondern die gesamte Lieferkette, von Batterien bis Steuergeräten.

Toyota – mit Milliardenumsätzen in Nordamerika – bekommt das direkt zu spüren. Der erwartete Betriebsgewinn sinkt von 4,8 auf 3,8 Billionen Yen (rund 23 Mrd. Euro).
Noch ist das kein Absturz, aber ein deutlicher Rückschritt. Und für ein Unternehmen mit so hoher operativer Effizienz ist ein Fünftel weniger Marge keine Lappalie.
Wechselkursrisiko statt Wachstum
Doch nicht nur Trump macht Toyota zu schaffen. Auch der starke Yen – getrieben vom schwächeren Dollar – zehrt an den Exportgewinnen. Toyota produziert zwar viele Fahrzeuge im Ausland, doch ein bedeutender Teil der Gewinne fließt über die Zentrale in Japan. Die Währungsbewegung trifft damit direkt ins Herz der Bilanz.
„Der Gewinnrückgang ist kein Einmaleffekt“, sagt ein Toyota-naher Analyst. „Das ist ein strukturelles Problem: Währungsrisiken, geopolitische Unsicherheit, nationalistische Industriepolitik. Toyota steht plötzlich in einem Umfeld, das mit den vergangenen zwei Jahrzehnten nichts mehr zu tun hat.“
Verlagerung oder Verlust – eine bittere Rechnung
Sollte Toyota auf Trumps Kurs reagieren, bleibt eigentlich nur eine Option: Produktionsverlagerung. Doch das ist leichter gesagt als getan. Neue Werke in den USA aufzubauen, würde Jahre dauern – und Milliarden kosten.
Die bestehenden US-Fabriken reichen nicht aus, um sämtliche Nordamerika-Exporte zu ersetzen. Noch dazu drohen höhere Löhne, strengere Umweltauflagen und politische Unwägbarkeiten.
Gleichzeitig bleibt die Abhängigkeit vom US-Markt enorm: Fast ein Drittel des operativen Gewinns stammt aus Nordamerika.

Schwacher Trost aus Japan, Schatten in China
Während Toyota in den USA kämpft, bringt wenigstens der Heimatmarkt stabile Zahlen. Im Schlussquartal stieg der Gewinn in Japan um 18 % – ein Lichtblick.
In China dagegen wird der Druck spürbar größer: Die einheimischen E-Auto-Marken laufen Toyota und anderen traditionellen Herstellern zunehmend den Rang ab. Zwar verlor Toyota dort weniger Marktanteil als Honda oder Nissan, doch auch das ist nur ein relativer Erfolg.
Branche im Nebel – andere Hersteller schweigen lieber
Während Toyota als Erster konkrete Zahlen nennt, meiden andere große Hersteller bislang eine verbindliche Prognose.
Mercedes-Benz und Stellantis üben sich in Zurückhaltung, Volkswagen klammert die Zolleffekte in seiner Planung bewusst aus. Kein Wunder: Die geopolitische Lage ist volatil, und keine PR-Abteilung will derzeit mit Hiobsbotschaften Schlagzeilen machen.
Toyota hingegen zeigt Flagge – vielleicht auch, um politischen Druck zu erzeugen. Die Botschaft ist klar: Wenn Protektionismus der neue Normalzustand wird, werden selbst die Größten verwundbar.
Globalisierung auf dem Rückzug
Was dieser Fall zeigt, geht über Toyota hinaus. Jahrzehntelang galt internationale Integration als Erfolgsrezept – für Automobilhersteller ebenso wie für andere Industrien. Jetzt gerät dieses Modell ins Wanken.
Produktionsketten werden zur politischen Waffe, Freihandel zum Streitobjekt. Und Unternehmen, die jahrzehntelang auf Effizienz und Just-in-Time-Logik gesetzt haben, müssen plötzlich Rückzugsräume aufbauen.
Toyota hat früh erkannt, dass reine Exportmodelle keine Zukunft mehr haben. Doch die aktuellen Zahlen zeigen: Selbst ein Konzern mit jahrzehntelanger Erfahrung in globalem Risikomanagement kann sich nicht immunisieren – wenn die Politik Wirtschaft zur Geisel macht.
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