70 Milliarden Dollar Bedrohung entschärft
Noch vor wenigen Wochen drohte der völlige Kollaps der transatlantischen Handelsbeziehungen: Ab August hätten US-Zölle von 30 Prozent greifen sollen, eine Eskalation mit massiven Folgen für die exportorientierte Industrie Europas.
Nun stoppt eine gemeinsame Erklärung von Ursula von der Leyen und Donald Trump das Schlimmste. Brüssel akzeptiert den Deal – in der nüchternen Erkenntnis, dass die Alternative ein Handelskrieg mit unkalkulierbaren Kosten gewesen wäre.
15 Prozent statt 27,5 – und doch kein Befreiungsschlag
Für die Autobauer ist die Nachricht zwar eine Erleichterung, aber kein Grund zur Euphorie. Der Zollsatz bleibt mit 15 Prozent hoch, verglichen mit den 2,5 Prozent vor Trumps Amtszeit.

Zwar verschaffen die niedrigeren Abgaben Herstellern wie Mercedes, BMW und Volkswagen Luft – gleichzeitig aber wächst der Druck, da die EU im Gegenzug amerikanische Industriegüter und Lebensmittel leichter einlässt.
Politische Zugeständnisse als Preis
Die EU verpflichtet sich in der Erklärung, US-Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar zu kaufen und zusätzliche Investitionen von 600 Milliarden Dollar in den USA zu tätigen.
Brüssel versucht, die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl durch LNG-Importe aus Amerika zu ersetzen – eine strategische Neuausrichtung, die auch geopolitische Dimensionen hat. Die Vereinbarung ist jedoch nicht rechtsverbindlich. Einseitige Kurswechsel durch Trump bleiben jederzeit möglich.
Autokonzerne zwischen Hoffnung und Risiko
Die Autoindustrie zeigt sich vorsichtig optimistisch. Doch während die Strafzölle sinken, bleibt die Konkurrenzsituation angespannt. US-Hersteller drängen nun mit Zollfreiheit stärker auf den europäischen Markt, während die EU-Marken in Amerika noch immer einen zweistelligen Aufschlag schultern müssen. Die eigentliche Entlastung könnte so im Wettbewerb verpuffen.
Ein fragiler Waffenstillstand
Die Erklärung verhindert kurzfristig Schlimmeres, löst aber nicht die strukturellen Probleme. Europa akzeptiert ungleiche Spielregeln, um einen offenen Konflikt zu vermeiden.
Politisch hängt der Frieden am seidenen Faden: Sollte Trump unzufrieden sein, drohen neue Zollspiralen – oder gar das Aufbrechen anderer Bündnisversprechen. Für Europas Autobauer bleibt die Lage angespannt: Die Zölle sind gesenkt, aber die Unsicherheit ist größer denn je.
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