Brandenburg bläst – doch Nordex schwächelt
Der Auftrag klingt ambitioniert: Der Projektentwickler SAB Windteam lässt in Fretzdorf bei Wittstock/Dosse 13 Windkraftanlagen vom Typ N163/6.X errichten – eine neue Generation von Nordex-Turbinen, die für moderate Windgeschwindigkeiten optimiert sind und damit auch im Binnenland effizient laufen sollen.

Insgesamt 91 Megawatt Nennleistung – das reicht rein rechnerisch, um über 90.000 Haushalte mit grünem Strom zu versorgen.
Doch an der Börse sorgt der Deal nicht für Aufwind: Die Nordex-Aktie fällt zum Wochenstart zeitweise um 1,65 Prozent auf 17,87 Euro. Dabei hätte man nach einer solchen Nachricht eher mit einem Kursplus gerechnet. Ein Paradoxon? Nicht ganz.
Ein Auftrag – viele Fragezeichen
Die Reaktion der Märkte ist ein Indiz für ein strukturell tiefer liegendes Problem: Vertrauen. Denn Nordex veröffentlicht wie üblich keine finanziellen Details zu dem neuen Auftrag.
Weder Investitionsvolumen noch Marge sind bekannt. Für Investoren bleibt somit unklar, ob es sich um ein hochprofitables oder lediglich volumengetriebenes Projekt handelt.
Hinzu kommt: Der Windanlagenbauer leidet unter steigenden Kosten für Stahl, Logistik und Wartung. Zwar hatte Nordex im ersten Quartal 2025 einen Gewinnanstieg gemeldet – doch Analysten warnten bereits, dass viel davon auf Sondereffekte zurückzuführen sei. Das operative Geschäft bleibt volatil, die Margen unter Druck.
Politik will Tempo – doch Genehmigungen bremsen
Während die Bundesregierung den Ausbau der Windkraft in Deutschland massiv beschleunigen will, hinken Genehmigungsverfahren hinterher.
Branchenvertreter wie der Bundesverband Windenergie fordern eine Entbürokratisierung und standardisierte Verfahren, damit Projekte wie in Brandenburg nicht Jahre zwischen Antrag und Bau verlieren.
Nordex ist zwar technisch gut aufgestellt, doch ohne politischen Rückenwind und verlässliche Rahmenbedingungen bleibt das Geschäft schwer kalkulierbar. Genau diese Unsicherheit spiegelt sich auch in der Bewertung des Unternehmens wider – trotz prall gefüllter Auftragsbücher.
Nordex im Branchenvergleich: Solide, aber kein Liebling
Im Vergleich mit Wettbewerbern wie Vestas oder Siemens Gamesa rangiert Nordex im Mittelfeld: solider Maschinenbau, hohe Innovationskraft, aber oft weniger skalierbar und kapitalintensiver.
Hinzu kommt eine historisch durchwachsene Bilanz bei der Projektrealisierung in Entwicklungsländern, was vielen Investoren Sorgen bereitet.
Positiv ist jedoch: Der Auftrag in Brandenburg zeigt, dass Nordex im Heimatmarkt gefragt bleibt – und technologisch mithalten kann. Die neue N163/6.X-Serie gilt als effizient und leise, mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis für Binnenlandstandorte.
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