Wachstum gegen den Wind
Während viele Einzelhändler in Deutschland über Kaufzurückhaltung klagen, liefert Intersport eine Gegenmeldung. Die Gruppe sei im ersten Halbjahr wieder gewachsen – „leicht über Vorjahr“, so Deutschlandchef Alexander von Preen. Besonders online liefen die Geschäfte besser: Der eigene Onlineshop legte um 17 Prozent zu.
Ein Achtungserfolg in einem angespannten Markt. Denn was zunächst nach Aufbruch klingt, ist eher ein kontrollierter Gegenkurs zum allgemeinen Abwärtstrend im deutschen Einzelhandel.
Die Sportbranche stagniert – Intersport nicht ganz
Der deutsche Sportmarkt schrumpft – zumindest in der Breite. Intersport verweist darauf, im zurückliegenden Geschäftsjahr Marktanteile gewonnen zu haben. 3,46 Milliarden Euro setzte die Händlergruppe von Oktober 2023 bis März 2024 um – rund ein Prozent weniger als im Vorjahr, aber besser als der Branchenschnitt.
Entscheidend dabei: Intersport konnte die Verluste begrenzen, weil andere größere Einbußen hinnehmen mussten. In der Summe mag der Umsatzrückgang also minimal erscheinen – in Wahrheit bedeutet das: Überleben durch bessere Performance im Krisenumfeld.
Der Onlinekanal als Wachstumsmotor
Was sich in der gesamten Handelslandschaft abzeichnet, gilt auch für Intersport: Online ist nicht mehr nur Zusatzgeschäft, sondern Existenzgrundlage. Der Intersport-Onlineshop ist inzwischen einer der wichtigsten Umsatztreiber. +17 Prozent Wachstum sprechen eine deutliche Sprache.
Was dabei oft übersehen wird: Die Herausforderung liegt nicht nur im Aufbau digitaler Kanäle, sondern in der Organisation dahinter. Intersport ist ein Verbund unabhängiger Händler – keine zentral geführte Kette. Dass diese Struktur dennoch schlagkräftig genug ist, um im Onlinegeschäft zweistellig zu wachsen, ist ein beachtlicher Managementerfolg.
Kein Gewinn – keine Klarheit
Was fehlt, ist ein genauer Blick auf die Ertragslage. Angaben zum Gewinn macht Intersport traditionell nicht. Das wirft Fragen auf – gerade in einem Jahr, in dem Umsatzgewinne nicht zwangsläufig bedeuten, dass auch unter dem Strich etwas hängen bleibt. Höhere Logistikkosten, steigende Retourenquoten im Onlinehandel und Rabattdruck setzen die Marge unter Druck.
Von außen lässt sich nur spekulieren: Wenn die Gruppe Marktanteile gewinnt, aber beim Umsatz leicht zurückbleibt, könnte der Preis dafür eine sinkende Profitabilität sein.
Konsumklima bleibt kritisch – auch im Sportsegment
Der erhoffte Konsumaufschwung lässt bislang auf sich warten. Zwar sind die Inflationsraten gesunken, doch das Vertrauen der Verbraucher ist nicht zurück. Gerade Sportartikel zählen nicht zu den Gütern des täglichen Bedarfs – sie fallen als Erstes dem Rotstift zum Opfer, wenn das Haushaltsbudget knapper wird.
Auch wenn die Fußball-EM und Olympia kurzfristig Impulse bringen könnten: Eine echte Trendwende im Konsumverhalten ist nicht in Sicht. Intersport kämpft also weiter gegen einen Gegenwind, der strukturell und nicht konjunkturell ist.
Der Verbund bleibt stabil – aber wie lange noch?
Intersport ist mit seiner dezentralen Struktur in Deutschland stark verwurzelt. Doch die Zeiten, in denen lokale Händler von Laufkundschaft allein leben konnten, sind vorbei. Der Verbund wird nur überleben, wenn es gelingt, die digitale und stationäre Welt dauerhaft zu integrieren – und dabei wettbewerbsfähig zu bleiben.
Das aktuelle Halbjahr zeigt: Das gelingt derzeit besser als bei vielen anderen. Aber es bleibt ein Drahtseilakt. Wachstum gegen den Trend klingt gut – ist aber kein Dauerzustand.
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