Der globale Stahlmarkt sieht sich derzeit mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, die auch bei der Bilanz von Thyssenkrupp deutliche Spuren hinterlassen haben. Der Essener Industriekonzern musste im zweiten Geschäftsquartal einen Umsatzrückgang von fünf Prozent hinnehmen, was zu einem Rückgang des Umsatzes auf 8,6 Milliarden Euro führte. Das operative Ergebnis, ausgedrückt als bereinigtes EBIT, schrumpfte drastisch von 184 Millionen Euro im Vorjahr auf lediglich 19 Millionen Euro. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf eine geringere Nachfrage nach Stahl und geplante Umbau- und Wartungsstillstände zurückzuführen, die die Produktionskapazitäten beeinträchtigt haben. Auch die Unternehmensbereiche Material Services und Automotive gerieten in einem anspruchsvollen Marktumfeld unter Druck, während sich der Bereich Marine Systems mit einem leichten Wachstum stabiler präsentierte.
Trotz dieser herausfordernden Ausgangslage zeigt sich Miguel López, der Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp, optimistisch hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Konzerns. Das Unternehmen erwartet im zweiten Halbjahr eine Stabilisierung des Marktumfeldes sowie eine positive Wirkung der bereits ergriffenen Maßnahmen, was zur Einhaltung der Jahresprognose beitragen soll. Abweichend von der allgemeinen Tendenz konnte jedoch ein deutlicher Gewinnsprung auf 155 Millionen Euro im vergangenen Quartal erzielt werden. Dies ist überwiegend auf den Verkauf von Thyssenkrupp Electrical Steel India zurückzuführen, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 78 Millionen Euro verzeichnet wurde.
Begleitend zu diesen Entwicklungen verfolgt Thyssenkrupp seine umfassenden Restrukturierungsvorhaben weiterhin zielstrebig. Besonders im Fokus steht hier die Abspaltung des Marinegeschäfts, wobei vorgesehen ist, dass Aktionäre des Konzerns durch eine neu gegründete börsennotierte Holding beteiligt werden. Ein solcher Schritt könnte noch vor Jahresende realisiert werden, was sowohl für Thyssenkrupp als auch für die davon betroffenen Mitarbeiter eine bedeutende Veränderung darstellt.
Im Stahlgeschäft hat sich ebenfalls Bewegung gezeigt. Eine kürzlich unterzeichnete Grundsatzvereinbarung zwischen IG Metall und Thyssenkrupp Steel ebnet den Weg für die dringend notwendige Restrukturierung. Kernelemente dieser Neuaufstellung beinhalten eine beträchtliche Reduzierung der Produktionskapazitäten und einen damit einhergehenden Stellenabbau im größeren Stil. Zudem bleibt der Verkauf von Unternehmensanteilen an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) eine zentrale Strategie, nachdem bisherige Lieferverträge gekündigt wurden. Diese Maßnahmen spiegeln die Anstrengungen wider, den Konzern wettbewerbsfähig zu halten und die langfristige Rentabilität der verschiedenen Unternehmensbereiche zu sichern.