12. Dezember, 2024

Startups & VC

The Exploration Company und der Griff nach den Sternen

Das Münchner Start-up The Exploration Company schreibt Geschichte: Mit 150 Millionen Euro sichert sich das Unternehmen die bisher höchste Finanzierung im europäischen Raumfahrtsektor. Doch der Weg zu einer neuen Ära der Weltraumlogistik ist voller Herausforderungen.

The Exploration Company und der Griff nach den Sternen
The Exploration Company sammelt 150 Millionen Euro ein – ein Rekord im europäischen Raumfahrtsektor.

Ein Rekord in stürmischen Zeiten

Mitten in einer Phase wirtschaftlicher Unsicherheiten und Kürzungen bei Raumfahrtbudgets gelingt The Exploration Company (TEC) ein beeindruckender Coup: Die 2021 gegründete Firma hat 150 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde eingesammelt – mehr als jemals zuvor ein europäisches Newspace-Unternehmen.

Führende Risikokapitalgeber wie Balderton Capital und Plural haben in das Münchner Start-up investiert, das mit einer wiederverwendbaren Raumkapsel die Logistik im All revolutionieren will.

„Das Umfeld ist derzeit alles andere als einfach, aber wir konnten überzeugen, weil wir unsere Ziele bei Kosten und Zeitplänen einhalten“, erklärt Helene Huby, CEO von TEC und frühere Airbus-Managerin.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Ein Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, die gemeinsam mit dem Unternehmen eine neue Frachtkapsel entwickelt, war ein entscheidender Vertrauensbeweis.

Eine Zeitenwende für Europas Raumfahrt

Die Partnerschaft mit der ESA markiert einen Wendepunkt für die europäische Raumfahrtpolitik. Nach Vorbild der NASA will die ESA mehr Wettbewerb und Innovation in die Branche bringen.

Für TEC bedeutete das eine klare Vorgabe: Genügend Eigenkapital für die Projekte bereitzustellen, um Investoren zu überzeugen. „Wir haben alle Bedingungen erfüllt, um mit dem Bau des finalen Prototyps zu beginnen, der 2028 starten soll“, sagt Huby.

Die geplante Raumkapsel Nyx soll die größte verfügbare Nutzlast weltweit transportieren können.

Die Erwartungen sind hoch: Die Raumkapsel Nyx soll bis zu 3000 Kilogramm Fracht zur Erde zurückbringen – eine weltweit unerreichte Nutzlast.

Große Ambitionen, große Hürden

Die technischen Herausforderungen, vor denen TEC steht, sind nicht zu unterschätzen. Ulrich Walter, Raumfahrtexperte und ehemaliger Astronaut, sieht eine Vielzahl an Hürden.

„Ein Weltraumfrachter ist deutlich komplizierter als eine Rakete. Die Kapsel muss mehrere Antriebssysteme besitzen und präzise manövrieren können, etwa beim Andocken an eine Raumstation“, erklärt er.

Hinzu kommen Probleme wie die sichere Rückkehr zur Erde – ein Prozess, der Hyperschall-Fallschirme und thermische Schutzsysteme erfordert, die selbst erfahrene Unternehmen wie Boeing oder SpaceX an ihre Grenzen bringen.

Trotz dieser Schwierigkeiten glaubt Manfred Jaumann von Airbus Defence and Space an den Erfolg von TEC. „Helene Huby kennt die Branche in- und auswendig. Wenn jemand das schaffen kann, dann sie.“

Ein Markt mit gigantischem Potenzial

Der Markt für Weltraumlogistik ist gigantisch: Experten schätzen ihn auf rund 300 Milliarden Dollar. Unternehmen wie SpaceX, Boeing und einige chinesische Anbieter dominieren das Feld.

Doch in Europa fehlt bisher ein entsprechendes Angebot. Hier sieht TEC seine Chance. Mit ersten Aufträgen im Wert von 800 Millionen Euro – unter anderem von den US-Firmen Vast und Axiom, die Nachfolger für die Internationale Raumstation ISS entwickeln – hat das Start-up gezeigt, dass Nachfrage besteht.

„Die Investoren konnten sehen, dass es nicht nur um eine Vision, sondern um einen realen Markt geht“, betont Huby. Das langfristige Ziel ist ehrgeizig: Europa soll technologisch unabhängig werden und eine führende Rolle in der Weltraumlogistik einnehmen.

Von Prototypen zu Durchbrüchen

Bislang hat TEC zwei Prototypen der Nyx-Kapsel entwickelt. Der größere, Nyx 2, soll 2025 mit einer Nutzlast von 300 Kilogramm starten. Die endgültige Version wird jedoch ein Vielfaches leisten müssen. Die Roadmap ist klar: Bis 2028 will TEC mit der größten Frachtkapazität weltweit operieren. Das Team, das derzeit aus 200 Mitarbeitenden besteht, soll bis dahin auf 380 anwachsen.

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