Schwache Zahlen, schwaches Signal
863 Fahrzeuge in Frankreich, 203 in Schweden, 227 in der Schweiz – das sind keine Ausreißer, das ist ein Trend. In gleich mehreren europäischen Kernmärkten sind Teslas Neuzulassungen im April eingebrochen, teils um mehr als 70 Prozent.
Besonders bitter: In Ländern wie Schweden oder den Niederlanden wächst der E-Auto-Markt weiter – nur Tesla verliert. Und zwar rasant.
Die Ursachen sind vielfältig – und reichen vom verspäteten Modell-Update bis zum Imageproblem an der Unternehmensspitze. Klar ist: Der einstige Taktgeber der Elektromobilität tut sich immer schwerer, seine Marktposition in Europa zu verteidigen.
Absatzrückgänge auf breiter Front
Die Zahlen sprechen für sich:
- Frankreich: –59 %
- Niederlande: –74 %
- Schweiz: –50 %
- Schweden: –81 %
- Dänemark: –67 %
- Portugal: –33 %
Lediglich Norwegen (+12 %) und Italien (+29 %) zeigten im April positive Tendenzen. Doch diese Lichtblicke reichen bei Weitem nicht aus, um den Flächenbrand zu löschen.
In Deutschland und Großbritannien liegen die April-Zahlen noch nicht vor – was eher für Zurückhaltung spricht. Marktbeobachter gehen nicht davon aus, dass diese Märkte das Gesamtbild stark verbessern werden.
Der verzögerte Modellwechsel als Ausrede?
Ein Teil der Erklärung liegt in der laufenden Umstellung auf das neue Model Y, das ab März in der Gigafactory Grünheide produziert wird. Der Verkaufsstart zieht sich allerdings hin: In vielen Märkten beginnt die Auslieferung frühestens im Juni. Viele Kunden dürften aktuell schlicht abwarten.
Hinzu kommt: Die Produktionsumstellung ging mit einem temporären Produktionsstopp einher. Laut EV.com standen im Februar gleich mehrere Tesla-Werke still – das wirkte sich zwangsläufig auf die Lieferzahlen im Frühling aus.
Aber reicht das, um Rückgänge von 60, 70 oder gar 80 Prozent zu erklären? Wohl kaum.
Der Elefant im Raum: Elon Musk
Immer lauter wird in Analystenkreisen die Frage gestellt, ob nicht auch Tesla-CEO Elon Musk selbst zur Hypothek für sein Unternehmen geworden ist. Seine politische Positionierung – zuletzt immer näher am Trump-Lager – stößt in Europa zunehmend auf Ablehnung.

Insbesondere in liberalen Märkten wie den Niederlanden, Skandinavien oder Frankreich dürfte Musk das Markenimage beschädigt haben.
Sein erratischer Kommunikationsstil und die Polarisierung in sozialen Netzwerken tragen zusätzlich dazu bei, dass Tesla nicht mehr als innovativer Vorreiter wahrgenommen wird, sondern als politisches Projekt mit unklarer Richtung.
Philippe Houchois von Jefferies brachte es auf den Punkt: Die letzten Monate hätten sich angefühlt wie „eine Wiederholung eines schlechten Films“. Zwar glaubt er weiterhin an die Marke – bewertet die Aktie aber nur noch mit „Hold“.
An der Börse unter Druck
Auch die Tesla-Aktie selbst spiegelt die Verunsicherung. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund 29 % verloren – ein Rückschlag, den sich kaum ein anderer Megacap leisten konnte. Zwar gab es am Freitag ein leichtes Tagesplus, doch am Montagmorgen fiel der Kurs vorbörslich bereits wieder unter 286 US-Dollar.
Zahlen aus China, wo Tesla zunehmend gegen BYD verliert, machen das Bild nicht freundlicher. Die große Dynamik, die Tesla einst ausstrahlte, ist verschwunden – sowohl bei den Produkten als auch an der Börse.
Was jetzt auf dem Spiel steht
Tesla steht vor einer kritischen Phase. Der überarbeitete Model Y muss nicht nur technologisch überzeugen – er muss Vertrauen zurückgewinnen. In Europa, wo Image, Markenführung und politische Haltung stärker in Kaufentscheidungen einfließen als etwa in den USA, zählt jedes Signal.
Gleichzeitig zeigt die Entwicklung: Die Zeiten des Selbstlaufs sind vorbei. Tesla muss wieder arbeiten für seine Marktanteile – gegen besser aufgestellte Konkurrenten, wählerische Konsumenten und das eigene, zunehmend schwierige Narrativ.
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