04. Mai, 2025

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Tesla zündet die nächste Stufe beim E-Laster

Seit Jahren angekündigt, jetzt kommt Bewegung ins Projekt: Tesla will seinen E-Lastwagen endlich in Serie bringen – und setzt auf einen massiven Personalaufbau im Werk Nevada. Doch Zweifel bleiben.

Tesla zündet die nächste Stufe beim E-Laster
Seit 2017 angekündigt, erst 2026 in Serie: Der Tesla Semi gilt als eines der am längsten verzögerten Produkte in Musks Portfolio – mit bisher kaum ausgelieferten Einheiten.

Ein Truck, viele Versprechen

Tesla meint es jetzt offenbar ernst: Über 1.000 neue Beschäftigte sollen im US-Bundesstaat Nevada dafür sorgen, dass der Elektro-Sattelschlepper Semi endlich auf die Straße kommt.

Seit 2017 geistert das Projekt durch Präsentationen, Roadshows und Quartalscalls. Jetzt, 2025, will Elon Musk liefern – nach jahrelangen Verzögerungen und einem Vertrauensvorschuss, der langsam aufgebraucht ist.

Im neu ausgebauten Werk Giga Sparks beginnt die Anlaufphase für die Serienproduktion, die laut Tesla 2026 starten soll. Die ersten Produktionslinien werden derzeit eingerichtet.

Auf der Karriereseite des Unternehmens sind Dutzende neue Positionen ausgeschrieben – vom Testtechniker bis zur Qualitätssicherung.

Warten auf ein Versprechen aus 2017

Die Geschichte des Semi ist eine Geschichte verpasster Ziele. 2017 vorgestellt, sollte die Serienfertigung ursprünglich 2019 anlaufen. 2022 gab es erste Auslieferungen – an PepsiCo, das 100 Fahrzeuge bestellt hatte. Auch Walmart, UPS und Costco stehen auf der Warteliste. Doch Stückzahlen? Fehlanzeige.

Elon Musk versprach im vergangenen Jahr eine Produktion von 50.000 Einheiten für 2024. Daraus wird nichts. Jetzt verschiebt sich alles auf 2026 – und selbst das gilt vielen in der Branche als optimistisch.

Eine technische Herausforderung mit Ansage

Der Tesla Semi soll mit einer Reichweite von bis zu 500 Meilen (rund 800 km) doppelt so weit fahren können wie viele andere E-Lkw-Prototypen. Möglich macht das ein riesiger Akku aus zehntausenden Zellen – ein technisches Meisterwerk, aber auch eine logistische Herkulesaufgabe.

Musk nennt Engpässe bei der Batterieproduktion als Hauptgrund für die Verzögerungen. Und tatsächlich: Die Zellversorgung ist bis heute ein Flaschenhals. Hinzu kommt die Ladeinfrastruktur.

Kritik aus der Branche: Experten bezweifeln, dass Teslas E-Truck wirtschaftlich betrieben werden kann – das Fahrzeug wiegt wegen der Batterie mehrere Tonnen mehr als ein Diesel.

Zwar verspricht Tesla mit den sogenannten Megachargern eine 70-Prozent-Ladung in 30 Minuten – doch davon gibt es bislang kaum funktionierende Standorte.

Zukunftsvision oder PR-Vehikel?

Musk setzt langfristig auf autonom fahrende Trucks – doch das ist derzeit eher Erzählung als Realität. Die Semi-Fertigung bleibt ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Kritiker werfen Tesla vor, die Aufmerksamkeit rund um den Truck taktisch einzusetzen, um andere Baustellen – etwa beim Cybertruck oder bei den gesenkten Margen – zu übertünchen.

Ein offizielles Statement zum Produktionsstart blieb Tesla auf Nachfrage erneut schuldig. Stattdessen wurden YouTube-Videos veröffentlicht, in denen Musk-typisch von einer "Revolution des Schwerlastverkehrs" gesprochen wird.

Die Branche schaut genau hin

Die Logistikbranche ist elektrifizierungsbereit – allerdings skeptisch. E-Trucks gelten als schwierig zu skalieren: zu schwer, zu teuer, zu wartungsintensiv. Daimler, Volvo und BYD arbeiten ebenfalls an Lösungen – allerdings meist mit realistischeren Zeitplänen.

Ob Tesla es diesmal schafft, das eigene Tempo zu halten, bleibt offen. Klar ist nur: Mit 1.000 neuen Jobs in Nevada hat Musk einen neuen Einsatz gemacht. Jetzt muss er liefern. Nicht in Tweets. Sondern auf Asphalt.

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