09. August, 2025

Automobile

Tesla verspricht FSD-Revolution: Doch wie viel Substanz steckt dahinter?

Musk kündigt neues KI-Modell mit zehnfacher Leistung an – und lässt Anleger hoffen. Doch der Druck auf Tesla wächst: Die Verkaufszahlen sinken, die Konkurrenz rückt näher.

Tesla verspricht FSD-Revolution: Doch wie viel Substanz steckt dahinter?
Musk kündigt einen massiven KI-Sprung bei Teslas Autopilot an. Doch trotz Milliardeninvestitionen bleibt das System rechtlich und technisch auf Level 2 – von echtem autonomen Fahren ist Tesla weiterhin weit entfernt.

Der Anspruch ist gewaltig, das Timing typisch: Tesla-CEO Elon Musk hat auf X (vormals Twitter) ein neues Update für die "Full Self-Driving"-Software angekündigt.

Das neue Modell soll mit "etwa zehnmal so vielen Parametern" arbeiten und deutlich weniger Bildqualitätsverluste bei der Videokompression aufweisen. Die Öffentlichkeit dürfe sich „wahrscheinlich Ende nächsten Monats“ auf eine neue FSD-Generation freuen, so Musk.

KI-Versprechen: Mehr Parameter, mehr Intelligenz?

Der Verweis auf ein Modell mit zehnfacher Parameteranzahl lässt aufhorchen: In der KI-Logik bedeutet das nicht nur mehr Rechenleistung, sondern auch komplexere Entscheidungsbäume, potenziell feinere Umgebungsanalysen und eine realistischere Reaktion auf Verkehrsflüsse.

Doch ob die Software tatsächlich näher an das Ziel des vollautonomen Fahrens kommt, bleibt offen.

Schon heute ist das sogenannte FSD-Paket in den USA für 12.000 US-Dollar zu haben, wird aber nur als "Level 2"-Assistenzsystem eingestuft. Vollautonom ist daran bislang nichts. Kritiker werfen Musk vor, den Begriff „Full Self-Driving“ marketingtechnisch zu missbrauchen. Fakt ist: Kein Tesla dürfte derzeit ohne Fahreraufsicht durch Kalifornien rollen.

Robotaxi-Vision als Bewertungsbasis

Trotzdem hängt ein Großteil der Tesla-Bewertung genau an dieser Zukunftsvision. Analysten wie Cathie Wood und ARK Invest gehen von Billionen-Märkten aus, sollte Tesla die Robotaxi-Vorherrschaft erobern.

Musk selbst betont immer wieder: Wer heute Tesla kaufe, investiere nicht in ein Autounternehmen, sondern in eine KI- und Software-Plattform.

Seit Jahren verspricht Musk das autonome Fahren – doch weder Behörden noch Analysten glauben an eine baldige Serienreife. Kritiker werfen Tesla systematische Überschätzung vor.

Die Zahlen sprechen bislang eine andere Sprache. Im letzten Quartal sank der Umsatz im Automobilbereich um 16 Prozent. In Europa verbuchte Tesla zweistellige Rückgänge. Die Margen schrumpfen, das Preisdumping hat Spuren hinterlassen. Die Hoffnung auf FSD wirkt da wie ein technologisches Placebo für nervöse Anleger.

China drängt, Europa schwächelt

Hinzu kommt: Die Konkurrenz wird besser. BYD, XPeng und Huawei bauen eigene autonome Systeme, viele davon speziell für den chinesischen Markt optimiert. In Europa fehlen Tesla inzwischen nicht nur staatliche Förderungen, sondern auch das Image des technologischen Heilsbringers.

Die FSD-Software war in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Kritik. Beta-Tests auf öffentlichen Straßen, unklare Haftungsfragen und täuschende Systembenennungen sorgten für regulatorische Untersuchungen. In den USA droht Tesla noch immer eine Sammelklage wegen irreführender Versprechen.

Rhetorik trifft Realität

Ob die nächste FSD-Iteration hält, was Musk verspricht, bleibt abzuwarten. Klar ist: Mit jedem neuen Update steigt der Erwartungsdruck. Und mit jedem Quartalsbericht, der hinter den Visionen zurückbleibt, schwindet die Geduld der Investoren.

Was Musk als technologischen Durchbruch verkauft, ist für viele Beobachter ein erneuter Versuch, von fundamentalen Problemen im Kerngeschäft abzulenken. Der Ruf als Innovator trägt nicht ewig. Die Straße in die Zukunft wird länger – und unübersichtlicher.

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