Elon Musk ist Tesla – aber wie lange noch?
Es ist ein Gedankenspiel, das Investoren nervös macht und Beobachter fasziniert: Was, wenn Elon Musk eines Tages Tesla verlässt? Seit dem holprigen Start ins Jahr 2025 ist diese Frage lauter denn je.
Die Verkaufszahlen brechen ein, der Aktienkurs taumelt – und plötzlich kursieren Gerüchte, das Board habe bereits mit Personalberatern über einen möglichen Nachfolger gesprochen.
Tesla dementiert, Musk dementiert – aber das Thema ist da. Und es wird bleiben. Denn das Unternehmen hängt nicht nur strukturell, sondern emotional und strategisch an einer einzigen Person.
Ein CEO wie kein anderer
Dass Musk als CEO kaum zu ersetzen ist, darüber sind sich selbst seine Kritiker einig. Sein Einfluss reicht weit über Produktentwicklung und Marketing hinaus.
Er ist Aushängeschild, Risikoträger, PR-Maschine und Kapitalmagnet in Personalunion. Ohne Musk, da sind sich viele Analysten einig, würde Teslas Bewertung umgehend 25 bis 30 Prozent schrumpfen.
Bradley Tusk, Investor und Politikberater, bringt es auf den Punkt:
„Ohne Elon ist Tesla ein ganz gewöhnlicher Autobauer.“
Wer könnte übernehmen? Die internen Favoriten
Sollte es irgendwann zu einem Wechsel kommen, gilt eine interne Lösung als wahrscheinlich. Besonders drei Namen kursieren in den Chefetagen und unter Insidern:
- Tom Zhu – Der ehemalige China-Chef gilt als diszipliniert, loyal und effizient. Er trieb den Ausbau der Gigafactorys voran und war maßgeblich für Teslas operativen Erfolg in Asien verantwortlich.
- Vaibhav Taneja – Als CFO steht er Musk nahe, genießt das Vertrauen der Investoren und kennt die Zahlen hinter dem Mythos. Aber reicht das für die öffentliche Bühne?
- Omead Afshar – Lange Musks engster Vertrauter, kontrollierte Bauprojekte wie die Gigafactory in Austin. Intern als „Musk-Gatekeeper“ bekannt, aber öffentlich nahezu unbekannt.

Der Favorit von außen: JB Straubel
Wenn es einen Externen gäbe, der Musk ersetzen könnte, dann wohl JB Straubel. Der Mitgründer war bis 2019 Chief Technology Officer bei Tesla, sitzt heute im Aufsichtsrat und leitet mit Redwood Materials ein erfolgreiches Batterie-Recycling-Unternehmen.
Er kennt Tesla, Musk vertraut ihm – und Investoren lieben die Idee.
Eine Rückkehr Straubels würde Signalwirkung haben: Stabilität, Fachkompetenz, Musk-nahe Führung – ohne den destruktiven Lärm, den der amtierende CEO oft verursacht.
Ross Gerber, langjähriger Tesla-Investor, bringt es gegenüber Bloomberg auf den Punkt:
„Straubel wäre der Beste für alle Seiten. Vor allem, wenn Tesla Redwood gleich mitkauft.“
Das eigentliche Problem: Elon lässt niemanden neben sich wachsen
Doch bei all diesen Spekulationen bleibt ein strukturelles Problem: Musk duldet keine echten Nachfolger in seinem Umfeld. Viele erfahrene Führungskräfte sind in den letzten Jahren gegangen – darunter Ex-CFO Zach Kirkhorn, Energiechef Drew Baglino und zuletzt Batteriechef Vineet Mehta. Wer aufsteigen könnte, geht – oder wird übersehen.
Ein geordnetes Übergabeszenario, wie es etwa Apple mit Tim Cook vollzog, ist bei Tesla bislang nicht erkennbar.
Wäre ein Doppelformat die Lösung?
Analysten wie Gene Munster halten ein Hybridmodell für wahrscheinlich: Ein operativer CEO – vielleicht Straubel – übernimmt das Tagesgeschäft, Musk bleibt als „Chief Technoking“ das Gesicht und der kreative Kopf. Ein Modell, das er bei SpaceX und X (Twitter) bereits anwendet.
Das Risiko: Ohne den täglichen Zugriff auf Entscheidungen könnte Musk sich wieder impulsiv in das operative Geschäft einmischen – zum Nachteil von Produktivität und Personalbindung.
Was wirklich auf dem Spiel steht
Teslas Bewertung – auch nach den Kursverlusten – ist höher als die der neun nächstgrößten Autohersteller zusammen. Die Verkaufszahlen sind es nicht. Diese Kluft basiert fast ausschließlich auf Vertrauen in Elon Musk.
Sollte er tatsächlich gehen, müsste sein Nachfolger dieses Vertrauen schnell rechtfertigen – und gleichzeitig mit seinem Schatten leben.
Das dürfte schwer werden. Vielleicht sogar unmöglich.
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