Platz da, jetzt kommt das Model Y L
Tesla hat ein neues Modell. Größer, länger, familienfreundlicher – und auffallend günstig: Für 339.000 Yuan (rund 47.000 US-Dollar) will der US-Konzern chinesischen Käufern einen elektrischen Sechssitzer schmackhaft machen.
Der neue Tesla zielt damit direkt auf das Kernsegment lokaler Anbieter wie Li Auto oder den von Huawei unterstützten Aito M8. Ein mutiger Schritt, denn genau hier hat Tesla zuletzt stark an Boden verloren.
Der Angriff in der Komfortzone der Konkurrenz
Mit rund 15 Zentimetern mehr Länge und einer dritten Sitzreihe will Tesla eine Zielgruppe ansprechen, die man in Peking und Shanghai allzu gut kennt: Familien mit Kind, Großeltern und dem Wunsch nach einem repräsentativen, aber erschwinglichen E-Auto.
Die Reichweite von 751 Kilometern nach chinesischem Prüfzyklus dürfte reichen, um bei den wöchentlichen Heimatbesuchen auf dem Land nicht ins Schwitzen zu geraten. Und der Preis? Der liegt exakt dort, wo auch chinesische Wettbewerber um Marktanteile ringen – ein Signal, das nicht überhört wird.
Abwärtstrend trifft auf Innovationspause
Die Offensive kommt jedoch nicht aus einer Position der Stärke: Im Juli gingen die Auslieferungen aus dem Werk in Shanghai erneut zurück. Teslas Marktanteil in China schrumpft, lokale Anbieter liefern günstiger, schneller, oft auch technologisch überzeugender.

Während sich BYD und Nio mit Innovationen und Softwarefunktionen profilieren, kämpft Tesla in China weiter mit der langsamen Einführung seines „Full Self-Driving“-Pakets. Seit Februar testet der Konzern das System mit Nutzern – mit überschaubarem Fortschritt.
Verzögerungen bei FSD, schnelle Reaktion beim Modellangebot
Die Einführung des Model Y L soll auch eine Lücke füllen, die durch Teslas Software-Schwäche entstanden ist. Das Prestige der „Full Self-Driving“-Technologie bröckelt – und mit ihm ein wichtiges Differenzierungsmerkmal.
Analyst Eugene Hsiao von Macquarie Capital bringt es auf den Punkt: Die neue Version sei in einem zunehmend überfüllten Markt „wettbewerbsfähig“, aber kein Gamechanger.
Die Marke Tesla wird weichgespül
Der Angriff mit dem längeren Model Y ist auch ein strategisches Zugeständnis. Tesla war einmal das Apple der Autobranche – ikonisch, visionär, anders. Nun nähert sich das Unternehmen dem chinesischen Mainstream an, nicht zuletzt in Preisgestaltung und Modellpolitik.
Die Magie des „Überlegenen“ schwindet, während man sich in Details wie Sitzanzahl und Ladezyklen verheddert. Das Model Y L ist ein solides Produkt – aber eben kein neuer Wurf.
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