20. August, 2025

Automobile

Tesla greift in China wieder an – mit einem Extra-Sitz und Kampfpreis

Das neue Model Y „L“ soll mit sechs Sitzen, 751 Kilometern Reichweite und einem Einstiegspreis von 339.000 Yuan die Mittelklasse-Familien Chinas überzeugen. Doch Teslas Offensive kommt nicht aus einer Position der Stärke.

Tesla greift in China wieder an – mit einem Extra-Sitz und Kampfpreis
Billig-Offensive in China: Tesla senkt die Preise für das Model Y auf umgerechnet knapp 33.000 Euro – doch Analysten warnen, dass die Margen bei solchen Kampfpreisen massiv unter Druck geraten.

Platz da, jetzt kommt das Model Y L

Tesla hat ein neues Modell. Größer, länger, familienfreundlicher – und auffallend günstig: Für 339.000 Yuan (rund 47.000 US-Dollar) will der US-Konzern chinesischen Käufern einen elektrischen Sechssitzer schmackhaft machen.

Der neue Tesla zielt damit direkt auf das Kernsegment lokaler Anbieter wie Li Auto oder den von Huawei unterstützten Aito M8. Ein mutiger Schritt, denn genau hier hat Tesla zuletzt stark an Boden verloren.

Der Angriff in der Komfortzone der Konkurrenz

Mit rund 15 Zentimetern mehr Länge und einer dritten Sitzreihe will Tesla eine Zielgruppe ansprechen, die man in Peking und Shanghai allzu gut kennt: Familien mit Kind, Großeltern und dem Wunsch nach einem repräsentativen, aber erschwinglichen E-Auto.

Die Reichweite von 751 Kilometern nach chinesischem Prüfzyklus dürfte reichen, um bei den wöchentlichen Heimatbesuchen auf dem Land nicht ins Schwitzen zu geraten. Und der Preis? Der liegt exakt dort, wo auch chinesische Wettbewerber um Marktanteile ringen – ein Signal, das nicht überhört wird.

Abwärtstrend trifft auf Innovationspause

Die Offensive kommt jedoch nicht aus einer Position der Stärke: Im Juli gingen die Auslieferungen aus dem Werk in Shanghai erneut zurück. Teslas Marktanteil in China schrumpft, lokale Anbieter liefern günstiger, schneller, oft auch technologisch überzeugender.

Stagnation trotz Expansion: Während Tesla in China neue Modelle auflegt, sinkt der Marktanteil im größten E-Auto-Markt der Welt von über 12 % (2022) auf unter 8 % (2024).

Während sich BYD und Nio mit Innovationen und Softwarefunktionen profilieren, kämpft Tesla in China weiter mit der langsamen Einführung seines „Full Self-Driving“-Pakets. Seit Februar testet der Konzern das System mit Nutzern – mit überschaubarem Fortschritt.

Verzögerungen bei FSD, schnelle Reaktion beim Modellangebot

Die Einführung des Model Y L soll auch eine Lücke füllen, die durch Teslas Software-Schwäche entstanden ist. Das Prestige der „Full Self-Driving“-Technologie bröckelt – und mit ihm ein wichtiges Differenzierungsmerkmal.

Analyst Eugene Hsiao von Macquarie Capital bringt es auf den Punkt: Die neue Version sei in einem zunehmend überfüllten Markt „wettbewerbsfähig“, aber kein Gamechanger.

Die Marke Tesla wird weichgespül

Der Angriff mit dem längeren Model Y ist auch ein strategisches Zugeständnis. Tesla war einmal das Apple der Autobranche – ikonisch, visionär, anders. Nun nähert sich das Unternehmen dem chinesischen Mainstream an, nicht zuletzt in Preisgestaltung und Modellpolitik.

Die Magie des „Überlegenen“ schwindet, während man sich in Details wie Sitzanzahl und Ladezyklen verheddert. Das Model Y L ist ein solides Produkt – aber eben kein neuer Wurf.

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