Teamviewer, der Göppinger Softwareanbieter, hat sich mit der geplanten Akquisition von 1E vom Finanzinvestor Carlyle zu einer seiner bedeutendsten Übernahmen entschlossen. Der Deal bewertet das britische Unternehmen 1E mit 720 Millionen US-Dollar, wie Teamviewer mitteilte. CEO Oliver Steil sieht in diesem Schritt eine Chance, das Wachstum des Unternehmens maßgeblich zu beschleunigen. Finanziert wird die Transaktion durch vorhandene Mittel und frische Schulden, was weitere Aktienrückkäufe in naher Zukunft als unwahrscheinlich erscheinen lässt. Die Aktie von Teamviewer, die im MDax notiert ist, verzeichnete daraufhin einen deutlichen Rückgang.
Der Kurs fiel nach Handelsbeginn um 6,4 Prozent auf 11,73 Euro, was das bisherige Jahresminus auf beinahe 17 Prozent ausweitete. Während der Pandemie erreichte die Aktie in der Spitze noch einen Wert von über 50 Euro, doch enttäuschte Wachstumsprognosen und kostspielige Sponsorenverträge führten in den Folgejahren zu einem Verfall des Kurses.
Die Übernahme von 1E soll das bestehende Angebot von Teamviewer im Bereich Fernwartung und vernetzte Geräte gezielt ergänzen. 1E steht für Lösungen zur automatischen Erkennung und Behebung von IT-Problemen, was laut Steil optimal zum Portfolio von Teamviewer passt. Zwar liegt der Hauptsitz von 1E in London, die Kundschaft ist jedoch überwiegend in Nordamerika zu finden. Carlyle hatte 2021 die Mehrheit an 1E erworben. Bereits im Vorfeld der Bekanntgabe hatte Bloomberg über die Verhandlungen zwischen Teamviewer und 1E berichtet.
Teamviewer plant, die Übernahme Anfang 2025 abzuschließen, gefolgt von einem Integrationsjahr. Ab 2026 werden Umsatzsynergien von 10 Millionen Euro angestrebt, die 2027 auf 25 Millionen Euro steigen sollen. 1E erwirtschaftet einen wiederkehrenden Umsatz von zuletzt 77 Millionen Dollar, primär aus Geschäften mit Großkunden. Kostensynergien stehen dabei nicht im Fokus der Übernahmestrategie, so Steil.
1E wächst aktuell um über 20 Prozent jährlich und ist profitabel, während Teamviewer für das laufende Jahr ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 7 bis 8 Prozent prognostiziert.
Durch die Übernahme steigt der Verschuldungsgrad von Teamviewer auf über das Dreifache des bereinigten EBITDA, soll jedoch bis Ende 2026 auf weniger als das Zweifache reduziert werden. Mit 1E-CEO Mark Banfield gewinnt Teamviewer einen neuen Vertriebschef im Vorstand, während der bisherige Amtsinhaber Peter Turner angekündigt hat, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen.