Ein Versprechen mit viel Salsa – und noch mehr Fragezeichen
25 Filialen bis Ende 2024, 150 bis 2030 – so lauteten die vollmundigen Pläne des türkischen Franchisenehmers Ilkem Sahin im Mai letzten Jahres. Deutschland, versprach man, werde „der nächste große Wachstumsmarkt“ für Taco Bell.
Eine neue Systemgastronomie mit mexikanischer Note, optimiert für junge Zielgruppen, urbane Lagen und schnelle Skalierung. Heute ist von all dem: nichts übrig.
Laut internen Unterlagen, die der WirtschaftsWoche zugespielt wurden, gelten sämtliche geplanten Standorte als abgesagt. Taco Bell kommt – vorerst – nicht nach Deutschland.
Angemietet, aber nie eröffnet
Sogar Räumlichkeiten waren bereits gesichert – unter anderem in Berlin. Doch spätestens als die Marke ihren Stand auf der Gastro-Messe in Frankfurt kurzfristig absagte, war klar: Hier läuft etwas schief.
Dass auch die Sommer-Deadline 2025 kommentarlos verstrich, ist inzwischen mehr als nur ein Detail. Es ist das stille Ende eines Großprojekts – ohne offiziellen Abschied, ohne öffentliches Statement.
Der Franchisenehmer – und sein Problem
Im Zentrum des Debakels: Ilkem Sahin, Gründer der IS Holding und in der Vergangenheit für mehrere Systemgastronomie-Projekte verantwortlich. Über Jahre warb er um Investoren, plante aggressiv, sammelte Partner.
Doch zuletzt häuften sich die Zweifel. Ein Whistleblower-Schreiben warf Sahin „dubiose Geschäftspraktiken“ vor – von unbezahlten Lieferanten, geplatzten Verträgen bis hin zu möglicherweise veruntreuten Mitteln.

Yum! Brands, der US-Mutterkonzern von Taco Bell, reagierte Anfang 2025: Die Amerikaner kündigten öffentlich die Zusammenarbeit mit Sahin. Doch laut WiWo bestehen „Teile der Geschäftsbeziehung“ weiterhin – was Fragen offenlässt.
Yum! Brands: Distanz, aber keine Klarheit
Der US-Konzern, zu dem neben Taco Bell auch Pizza Hut und KFC gehören, hat sich bislang nicht detailliert zur Situation geäußert. Auch auf konkrete Nachfragen gab es weder von Yum! noch von Sahin eine Reaktion.
Dass ein globaler Player seine Marke in einem der größten europäischen Märkte von einem umstrittenen Einzelakteur vertreten lässt – und sich dann in Schweigen hüllt –, passt kaum zur sonst so durchgeplanten Markenstrategie von Yum!.
Ein Fall von verpasstem Momentum
Dabei hätte der Markteintritt kaum besser getimt sein können: Die junge Zielgruppe ist Fast Casual-affin, der Wettbewerb konsolidiert sich, und Formate wie Chipotle, Five Guys oder Popeyes zeigen, dass die Lust auf US-Food groß ist – wenn es gut gemacht ist.
Doch Taco Bell ließ Chancen liegen. Statt Präsenz: Verzögerungen. Statt Transparenz: Rückzug. Und statt Neugier: Irritation.