Der Zucker verliert an Süße
Südzucker, Europas größter Zuckerproduzent, steckt tief in der Krise. Im ersten Halbjahr 2025/26 sank der Umsatz um 18 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis brach um 84 Prozent ein – von 269 auf nur noch 42 Millionen Euro. Noch deutlicher fiel der Rückgang beim Ebitda aus, das mit 189 Millionen Euro mehr als halbiert wurde.

Der Grund liegt vor allem im Kerngeschäft: Der traditionsreiche Zuckerbereich, einst Herzstück des Mannheimer Konzerns, ist wieder defizitär. Hohe Rohstoffkosten, fallende Zuckerpreise und ein schleppender Absatz setzen dem Geschäft zu.
„Die Margen sind unter Druck, die Energiepreise bleiben hoch und der Wettbewerb in Europa nimmt zu“, heißt es aus Branchenkreisen.
Bitterer Geschmack trotz Fruchtzuwachs
Ein Lichtblick bleibt die Fruchtsparte, die über die österreichische Tochter Agrana läuft. Dort konnten Umsätze und Erträge im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigert werden – doch zu wenig, um die Einbrüche in den übrigen vier Sparten auszugleichen. Besonders schwach schnitten das Ethanolgeschäft und die Lebensmittelzutaten ab, die unter sinkender Nachfrage und Preisdruck leiden.
Damit bestätigt sich ein Trend, den Analysten schon länger beobachten: Südzucker profitiert in Boomzeiten überproportional, gerät aber bei fallenden Preisen rasch in die Defensive. Der Konzern, der auch hinter Marken wie „Beneo“ oder „CropEnergies“ steht, bleibt stark abhängig von Zyklen und Witterung – Faktoren, die sich kaum steuern lassen.
Zuckermarkt unter Druck
Die Preisrallye am europäischen Zuckermarkt ist vorbei. Nach einem außergewöhnlich starken Jahr 2023, in dem Engpässe und gestiegene Energiepreise die Preise in die Höhe trieben, ist die Nachfrage zurückgegangen. Parallel fielen die globalen Zuckerpreise, unter anderem durch Rekordernten in Brasilien und Indien.
Für Südzucker bedeutet das: volle Lager, sinkende Erlöse, geringere Margen. Hinzu kommen steigende Kosten für Energie und Löhne. Laut Marktbeobachtern liegt der durchschnittliche Zuckerpreis aktuell rund 25 Prozent unter dem Vorjahresniveau – ein Rückgang, der in der Bilanz sofort spürbar wird.
Der Konzern kämpft mit Strukturproblemen
Südzucker hat in den vergangenen Jahren mehrfach umgebaut – und steht dennoch immer wieder vor denselben Problemen: volatile Rohstoffpreise, hohe Fixkosten, schwankende Energiepreise.
Zwar hat das Unternehmen mit Investitionen in Bioethanol (CropEnergies) und funktionale Inhaltsstoffe (Beneo) neue Standbeine geschaffen, doch die Abhängigkeit vom Zucker bleibt groß.
Analysten kritisieren, dass Südzucker trotz dieser Diversifizierung zu stark an klassischen Märkten hänge.
„Die Geschäftsbereiche sind nicht stabil genug, um konjunkturelle Schwächen im Zuckerbereich auszugleichen“, so ein Branchenexperte gegenüber der InvestmentWeek.
Anleger reagieren zurückhaltend
An der Börse kam die Nachricht nicht gut an. Die Südzucker-Aktie verlor nach Bekanntgabe der Zahlen zeitweise mehr als fünf Prozent. Für Investoren ist das enttäuschend – insbesondere nach den kräftigen Gewinnen der vergangenen zwei Jahre.
Damals profitierte Südzucker massiv von der Zuckerknappheit in Europa und den hohen Energiepreisen, die Wettbewerber aus dem Markt drängten.
Nun zeigt sich das Gegenbild: Der Markt normalisiert sich, und mit ihm schmilzt die Profitabilität.
Ausblick: Ein langer Weg zurück
Südzucker-Chef Niels Pörksen kündigte an, die „Kostenstruktur weiter zu überprüfen“ und den Fokus auf margenstärkere Segmente zu legen. Konkrete Ziele nannte der Vorstand nicht. Analysten erwarten, dass sich die Ertragslage erst 2026 wieder stabilisiert – vorausgesetzt, die Zuckerpreise ziehen wieder an.
Für Anleger bleibt das Bild zwiespältig: Südzucker ist solide aufgestellt, aber in einer Branche gefangen, die stark von äußeren Faktoren abhängt.
