20. Mai, 2024

Wirtschaft

Streikwelle im Bauhauptgewerbe: IG BAU kündigt Arbeitskampf an

Streikwelle im Bauhauptgewerbe: IG BAU kündigt Arbeitskampf an

Ein handfester Disput bahnt sich im deutschen Bauhauptgewerbe an: Die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) hat Streiks angekündigt, die ab Montag in Niedersachsen Fuß fassen und ab Dienstag bundesweit fortgeführt werden sollen. Streitpunkt ist die Auseinandersetzung um die Umsetzung eines Schlichterspruches, der nach Angaben der Arbeitnehmervertretung von den Arbeitgebern blockiert wurde. Die dadurch entstandene Patt-Situation führt nun zu einem erhöhten Druck auf die Baubranche. Als Ausgangspunkt für die geplanten Streikmaßnahmen dient Niedersachsen, da hier, laut Gewerkschaft, die Arbeitgeber maßgeblich an der Verhinderung der Umsetzung des Schlichterspruches beteiligt gewesen sein sollen. Mit einer zentralen Kundgebung in Osnabrück wird die Streikwelle angestoßen. Der Schlichterspruch, ausgearbeitet vom ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts Rainer Schlegel, umfasste eine pauschale Erhöhung der Einkommen um 250 Euro zum Mai und eine proportionale Lohnsteigerung von 4,15 Prozent im Westen sowie 4,95 Prozent im Osten nach weiteren elf Monaten. Die Kritik der Arbeitgeber bezog sich auf formale Fehler im Schlichterspruch und deren Ansicht, dass die konjunkturellen Herausforderungen der Branche nicht genügend berücksichtigt würden. Als Gegenreaktion schlugen der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sowie der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes vor, die Löhne freiwillig um 5 Prozent im Westen und um 6 Prozent im Osten anzuheben und den Stundenlohn der untersten Lohngruppe 1 bundeseinheitlich auf 14 Euro zum 1. Mai zu erhöhen. Trotz dieser Vorschläge bleiben die Geister gespalten. Nach drei Verhandlungsrunden erklärte die IG BAU die Gespräche für gescheitert und leitete somit die vertraglich vereinbarte Schlichtung ein. Mit dem Arbeitskampf verschärft sich nun die Situation. Die IG BAU nimmt das Ruder wieder in die Hand und strebt ihre ursprüngliche Forderung nach einer Lohnerhöhung von 500 Euro pro Monat an. Im Lichte des erstarkten Immobiliensektors und mit einem Jahresumsatz von 162 Milliarden Euro bleibt die Bauindustrie eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft, sieht sich aber nun durch die Krise im Wohnungsbau mit verschärften Herausforderungen konfrontiert.