Private Equity zum Taschengeldpreis
Ab einem Euro in Private Equity investieren – das klingt nach einer kleinen Revolution. Gemeinsam mit Apollo und EQT hat Trade Republic ein Produkt aufgelegt, das den Zugang zu einer Anlageklasse ermöglichen soll, die bislang nur sehr vermögenden Privatkunden vorbehalten war. Doch was als Demokratisierung verkauft wird, sieht Stiftung Warentest als riskantes Experiment.

Die Verbraucherschützer warnen: Die angebliche Handelbarkeit der Fondsanteile sei nicht gesichert. Zwar habe Trade Republic einen internen Marktplatz eingerichtet, doch dieser garantiere keine Käufer. Wer verkaufen will, könnte im Zweifel auf illiquiden Anteilen sitzen bleiben – oder müsse Verluste durch Rücknahmebedingungen akzeptieren.

Renditeversprechen mit Schönfärberei
Trade Republic wirbt mit einer „Zielperformance von zwölf Prozent“. Stiftung Warentest hält das für irreführend. Es handle sich lediglich um eine Prognose auf Basis vergangener Jahre – Jahre, die von Nullzinsen und billigem Geld geprägt waren. Heute herrscht das Gegenteil: höhere Finanzierungskosten, härtere Wettbewerbsbedingungen, stagnierende Bewertungen.

Die Botschaft der Tester ist klar: Hohe Zinsen belasten das Geschäftsmodell von Private Equity. Statt Traumrenditen drohen deutlich niedrigere Erträge – im schlimmsten Fall Verluste.

Kostenstruktur: teuer und intransparent
Noch schärfer fällt die Kritik bei den Gebühren aus. Beim Apollo-Fonds summieren sich laufende Kosten von 1,8 Prozent und erfolgsabhängige Vergütungen auf rund 4,5 Prozent pro Jahr. EQT liegt bei etwa 2,35 Prozent. Dazu kommen in den ersten 18 Monaten Ausstiegsgebühren von fünf Prozent.
„Hohe Kosten sind der Renditekiller Nummer eins“, heißt es bei Stiftung Warentest.
Um nach Abzug dieser Belastungen überhaupt Gewinne zu erzielen, müssten die Fonds außergewöhnlich erfolgreich wirtschaften – eine Wette, die in der aktuellen Marktphase kaum realistisch erscheint.
Transparenz bleibt auf der Strecke
Besonders kritisch ist der Vergleich zwischen den beiden Partnerfonds. Während EQT konkrete Beteiligungen wie Flix oder Zooplus nennt, bleibt Apollo vage. Welche Unternehmen im Fondsportfolio landen, erfahren Anleger dort nicht.
Für Stiftung Warentest ist das inakzeptabel: Wer investiert, habe Anspruch auf zu wissen, in welche Firmen sein Geld fließt. Hinzu kommt: Die Fondswerte werden nur einmal im Monat ermittelt – ein Faktor, der Unsicherheit und Intransparenz zusätzlich erhöht.
Marketing unter Druck
Neben den inhaltlichen Schwächen kritisieren die Tester auch die Vermarktung des Produkts. Ein Einzahlungsbonus von einem Prozent, verknüpft mit einem 30-Tage-Countdown, setze Kunden bewusst unter Druck. „Finanzentscheidungen dürfen nicht unter Zeitdruck getroffen werden“, so die Verbraucherschützer.
Noch schwerer wiegt die Frage, warum Private Equity plötzlich für Kleinanleger geöffnet wird. Marktbeobachter sehen darin ein Warnsignal: Möglicherweise fließt institutionelles Kapital nicht mehr in ausreichendem Maße – und Privatanleger sollen nun die Lücken füllen. Die Gefahr: Dass sie genau die Investments übernehmen, die professionelle Investoren zuvor gemieden haben.
Klare Empfehlung: Finger weg
Am Ende fällt das Urteil der Stiftung Warentest eindeutig aus. Private-Equity-Anlagen über Trade Republic seien „kaum handelbar, intransparent und teuer“. Wer langfristig Vermögen aufbauen wolle, sei mit breit gestreuten, kostengünstigen Aktien-ETFs deutlich besser beraten.
Die Verbraucherschützer sehen den Markt der Eltif-Produkte weiter kritisch. Dass Trade Republic den Zugang für Kleinanleger öffnet, mag auf den ersten Blick wie ein Durchbruch wirken. Tatsächlich aber ist es ein Angebot, das mehr Risiken als Chancen birgt – und das die Anleger dort trifft, wo es am meisten schmerzt: bei der Rendite.
