Die Zahlen sind beeindruckend, der Jubel aber verhalten. Auf der Hauptversammlung in Tokio beschloss Sony am Dienstag eine Anhebung der Dividende auf 20 Yen pro Aktie – ein Plus von 17,65 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Insgesamt schüttet der Elektronik- und Entertainmentkonzern damit stolze 115,25 Milliarden Yen aus, was umgerechnet rund 670 Millionen Euro entspricht.
Doch obwohl sich der japanische Tech-Riese spendabel zeigt, trübt ein Blick auf die Rendite das Bild: Bei einem Kurs von 3.584 Yen entspricht die Ausschüttung nur noch einer Dividendenrendite von 0,53 Prozent – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 0,65 Prozent.
Die Dividende wächst, aber der Kurs ist davongelaufen
Was auf dem Papier zunächst paradox wirkt, erklärt sich mit einem Blick auf die Kursentwicklung: In den letzten zwölf Monaten ist die Sony-Aktie an der Tokioter Börse um satte 36,07 Prozent gestiegen.
Berücksichtigt man die Dividende, liegt die Gesamtperformance sogar bei 36,09 Prozent. Die Sony-Aktie war damit nicht nur einer der stärksten Performer im Nikkei 225, sondern übertraf auch deutlich die Entwicklung vieler westlicher Technologiewerte – trotz vergleichsweise konservativer Bewertung.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 20 bleibt das Papier attraktiv bewertet – zumindest für Investoren, die auf Substanz statt auf Wachstumsfantasie setzen.
Der Konzern verdiente im abgelaufenen Geschäftsjahr 188,71 Yen je Aktie, bei einem Gesamtumsatz von knapp 13 Billionen Yen (rund 76 Milliarden Euro). Die operative Marge liegt stabil, das Geschäft breit aufgestellt: von Sensoren über Unterhaltungselektronik bis hin zu PlayStation, Musikrechten und Kinofilmen.
Dividenden-Philosophie: verlässlich, aber nicht verschwenderisch
Sony hat sich in den letzten Jahren – anders als viele US-Tech-Giganten – konsequent zu einer dividendenzahlenden Aktie entwickelt. Doch während Konzerne wie Apple, Microsoft oder auch Taiwan Semiconductor ihre Ausschüttungen Jahr für Jahr deutlich steigern, bleibt Sony vorsichtig.
Die Erhöhung um knapp 18 Prozent in diesem Jahr ist zwar ein starkes Signal. Doch in absoluten Zahlen bleibt die Dividende niedrig – auch gemessen an den Barmitteln auf der Konzernbilanz.
Ein wesentlicher Grund: Sony agiert traditionell defensiv, was Kapitalallokation angeht. Große Akquisitionen – wie zuletzt im Film- und Gamingbereich – sowie Investitionen in neue Chipfabriken und KI-Technologien haben Priorität. Die Aktionäre erhalten zwar ihren Anteil, doch Sony setzt auf Reinvestition und Schuldenabbau.
Blick nach vorn: Was Analysten erwarten
Für 2026 rechnen FactSet-Analysten mit einem weiteren Dividendenanstieg auf 24,69 Yen je Aktie. Die prognostizierte Dividendenrendite würde dann auf rund 0,69 Prozent steigen – vorausgesetzt, der Kurs bleibt stabil.
Doch gerade das ist unsicher. Denn Sony hat sich zwar stark entwickelt, steht aber im Wettbewerb mit globalen Giganten wie Samsung, Apple, Nvidia oder Amazon. Besonders im Gaming- und Streaminggeschäft tobt ein Konsolidierungswettlauf.
Dazu kommt: Die hohe Abhängigkeit vom Hardwaregeschäft macht Sony anfällig für zyklische Schwankungen. Während etwa die Kamerasensoren-Sparte boomt, bleiben Umsatzsprünge bei PlayStation und Co. derzeit aus. Zudem lasten makroökonomische Unsicherheiten wie der Yen-Wechselkurs, globale Handelsrisiken und Inflationsdruck auch auf den operativen Aussichten des Konzerns.
Was Anleger jetzt wissen sollten
Für langfristige Anleger bleibt Sony eine solide – aber keine spektakuläre – Dividendenaktie. Die Ausschüttungspolitik ist berechenbar, die Bilanz stark, die Positionierung im Technologie- und Unterhaltungssektor breit diversifiziert. Dennoch bleibt die Rendite angesichts des starken Kursanstiegs überschaubar.
Wer auf steigende Ausschüttungen in den kommenden Jahren hofft, wird bei Sony Geduld mitbringen müssen. Wer hingegen eine zuverlässige Aktie sucht, die zwischen Technologie, Content und Infrastruktur eine stabile Rolle im globalen Markt spielt, könnte hier fündig werden.
Die Sony-Aktie ist kein Star unter den Dividendentiteln – aber ein verlässlicher Dauerläufer in einem volatilen Markt.
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