04. Juli, 2025

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So tricksen clevere Haushalte die Sommerhitze (und den Staat) aus

Mit der richtigen Klimaanlage lassen sich nicht nur heiße Tage ertragen, sondern auch staatliche Fördergelder einstreichen – wenn man weiß, wie. Der Run auf Kühlgeräte beginnt, doch wer klug plant, zahlt weniger.

So tricksen clevere Haushalte die Sommerhitze (und den Staat) aus
Kühle gegen Aufpreis: Klimaanlagen kosten heute im Schnitt 17 % mehr als 2020 – und das bei 40 Grad im Schatten. Die steigende Nachfrage treibt die Preise nach oben, während staatliche Fördergelder nur für technisch anspruchsvolle Geräte mit Wärmepumpenfunktion fließen.

Hitze treibt die Preise – und die Fantasie

40 Grad im Schatten – und die Klimaanlage läuft heiß. Der frühe Hitzeschub im Juli treibt nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Nachfrage nach Klimageräten in ungeahnte Höhen.

Laut dem Vergleichsportal Idealo ist der Absatz im Juni im Vergleich zum Mai um sagenhafte 230 Prozent gestiegen. Auch Ventilatoren erleben ein Revival – mit einem Plus von 149 Prozent. Doch während die Nachfrage explodiert, bleibt das Angebot noch stabil. Noch.

„Wir haben einen Nachfrage-Peak, wie sonst erst Ende Juli“, sagt Christoph Brauneis vom Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF). Der Markt reagiert, die Preise steigen.

Im Schnitt kostet eine Klimaanlage inzwischen rund 1.270 Euro – das sind 17 Prozent mehr als noch 2020. Die Pandemie hatte viele Haushalte zum Investieren bewegt, statt zum Verreisen. Jetzt kommt die nächste Welle – diesmal mit Förderung im Gepäck.

Klimaanlage mit Wärmepumpenfunktion: Der Trick mit dem Fördergeld

Was viele nicht wissen: Manche Klimaanlagen lassen sich auch im Winter als Wärmepumpe betreiben – und das macht sie förderfähig. Wer eine solche Dualfunktion nutzt, kann bei der KfW oder über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) staatliche Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite beantragen.

Voraussetzung: Ein Fachbetrieb muss einen Liefer- oder Leistungsvertrag ausstellen, der den Einbau eines förderfähigen Geräts nachweist. Die Geräte müssen eine definierte Energieeffizienz erreichen und dürfen nicht beliebig gewählt werden.

230 % mehr Nachfrage, aber kaum Lieferengpässe: Der Markt ist vorbereitet – die Frage ist nur, wie lange noch. Die ersten Sommer-Gadgets könnten bald knapp werden – besonders bei beliebten Markenmodellen ab 1.000 Euro aufwärts.

Die Fördermittel gibt es nicht im Baumarkt oder per Online-Klick – sondern nur mit technischem Sachverstand und Papierkram. Wer sich allerdings ohnehin mit einer Wärmepumpe für den Winter beschäftigt hat, kann den Spieß nun umdrehen – und im Sommer profitieren.

Der Run auf die coolsten Geräte – und was sie kosten

Besonders gefragt sind derzeit Splitgeräte mit hohem Kühlvermögen, wie sie etwa von Marken wie Midea, LG oder Mitsubishi angeboten werden. Das Topmodell von Midea kostet rund 1.400 Euro – deutlich über dem Durchschnittspreis von etwa 800 Euro.

Die teuren Modelle sind gefragt, weil sie nicht nur stark kühlen, sondern auch effizient heizen können. Hier liegt der Schlüssel zur Förderung.

Ventilatoren hingegen sind die Low-Budget-Alternative. Durchschnittlich 240 Euro kosten die Geräte – mit enormen Preisschwankungen. Der beliebteste Ventilator bei Idealo kommt von Dyson und liegt bei 540 Euro – ein Statussymbol mit Luftzug.

Doch selbst diese Geräte könnten knapp werden, warnt Idealo: „Aus vergangenen Jahren wissen wir, dass die beliebtesten Modelle bei Hitzewellen schnell ausverkauft sind.“

Gewerbe treibt die Preise – weil Hitze Geld kostet

Nicht nur Privathaushalte sorgen für das Sommerhoch im Markt. Auch Unternehmen rüsten nach. Die Gründe sind wirtschaftlich. Studien zeigen: Bei Raumtemperaturen über 25 Grad sinkt die Produktivität pro Grad um bis zu 2 Prozent.

Klimatisierung wird zur betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit. Insbesondere Büros, Pflegeheime und Produktionsstätten setzen verstärkt auf stationäre Systeme – und konkurrieren damit mit privaten Kunden um Handwerker und Geräte.

Die Folge: Lange Wartezeiten. VDKF zufolge beträgt die durchschnittliche Auslastung der Fachbetriebe aktuell 11 Wochen. Wer eine stationäre Klimaanlage plant, sollte also frühzeitig handeln. Einbau im August? Wird schwierig.

Förderung ja – aber nicht für jeden

Nicht jede Klimaanlage ist automatisch förderfähig. Die staatliche Unterstützung setzt eine Heizfunktion und hohe Energieeffizienz voraus. Mobile Geräte oder klassische Ventilatoren fallen raus.

Und auch Mieter bleiben häufig außen vor – gefördert werden meist Eigentümer, die strukturelle Veränderungen am Gebäude vornehmen können.

„Es lohnt sich, vor dem Kauf mit einem zertifizierten Betrieb zu sprechen“, rät Brauneis.

Viele Hausbesitzer würden die Möglichkeit nicht kennen, dabei seien die Fördersätze attraktiv – teils bis zu 35 Prozent der Kosten. Wichtig sei jedoch, den Antrag vor Kauf und Einbau zu stellen – sonst gibt es nichts zurück.

Heißt es bald wieder: Fenster auf statt Fördergeld?

So abrupt wie die Hitze gekommen ist, so schnell könnte sie auch wieder verschwinden. Wetterexperten rechnen mit einem Temperaturknick bereits in wenigen Tagen.

Wer jetzt überstürzt investiert, könnte in wenigen Wochen in einem kühlen Wohnzimmer sitzen – bei 18 Grad Außentemperatur. Doch der nächste Hitzeschub kommt bestimmt. Und wer vorausschauend denkt, plant jetzt schon für den Winter.

Denn klar ist: Wärmepumpen werden langfristig gefördert, klassische Heizsysteme verlieren an Unterstützung. Der Einbau eines Hybridgeräts – Klimaanlage mit Heizfunktion – kann sich doppelt rechnen: Mehr Komfort im Sommer, Fördergeld vom Staat und ein Schritt in Richtung klimafreundliches Heizen.

Wer cool bleiben will, muss früh dran sein – und klug planen

Die Hitze allein ist nicht das Problem. Es ist die Hektik, die sie auslöst. Die Nachfrage steigt, die Preise ziehen an – aber der Markt ist vorbereitet. Wer mit Weitblick investiert, profitiert doppelt: vom kühlen Zuhause und vom Geld vom Staat. Doch ohne Beratung, Planung und Fachbetrieb geht es nicht. Klimaanlagen sind längst keine Luxusartikel mehr – sondern Teil einer neuen Energielogik, die den Sommer zur Heizsaison macht.

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