27. Juli, 2025

Finanzen

So spürt das Finanzamt Steuerhinterzieher auf

Mit diesen Methoden enttarnt die Finanzverwaltung Steuerbetrug – von der Kontoabfrage bis zur Plattformüberwachung.

So spürt das Finanzamt Steuerhinterzieher auf
Seit 2023 müssen digitale Plattformen Transaktionen ihrer Nutzer automatisch an die Finanzbehörden melden – wer Einnahmen verschweigt, riskiert Steuerstrafen.

Wie das Finanzamt Steuerbetrug aufdeckt

Die Zahl der Kontoabfragen durch das Finanzamt ist auf einem neuen Höchststand. 2024 zapften Behörden 1,6 Millionen Mal Bankdaten an – fast 192.000 dieser Fälle gingen direkt von den Finanzämtern aus.

Ziel ist es, Steuerhinterziehung bei Privatpersonen und Unternehmen aufzudecken. Wer glaubt, der Staat schaue nur oberflächlich hin, irrt: Mit automatisierten Datenabgleichen, Plattform-Meldungen und internationalen Informationsflüssen enttarnt das System heute selbst kleinste Unregelmäßigkeiten.

Diese zehn Methoden nutzt das Finanzamt

1. Sozialdaten und Lohnmeldungen abgleichen

Gehalt, Rente, Elterngeld oder Arbeitslosenunterstützung werden automatisch ans Finanzamt gemeldet. Falschangaben in der Steuererklärung fallen sofort auf. Selbst kleine Abweichungen können als versuchte Steuerhinterziehung gewertet werden.

2. Kontrollmitteilungen durch Betriebsprüfungen

Unternehmensprüfungen liefern oft Hinweise auf unbesteuerte Einnahmen. Die Behörden nutzen Kontrollmitteilungen, um Empfänger und Zahlungsvorgänge übergreifend zu überprüfen – auch bei Selbstständigen und Nebenjobs.

3. Whistleblower und Hinweisgeber

Viele Steuerdelikte kommen durch interne Hinweise ans Licht: Entlassene Mitarbeiter, Ex-Partner oder Geschäftspartner melden verdächtige Vorgänge – anonym und digital über spezielle Hinweisportale.

4. Meldungen von Notaren und Banken

Notare sind verpflichtet, Immobiliengeschäfte und Schenkungen zu melden. Banken wiederum müssen auffällige Transaktionen melden, etwa bei Geldwäscheverdacht. Diese Informationen landen oft bei der Financial Intelligence Unit – und damit beim Finanzamt.

Über 110 Staaten liefern dem Bundeszentralamt für Steuern jährlich Kontodaten deutscher Staatsbürger – ein Ausweichen auf „sichere Häfen“ ist kaum noch möglich.

5. Kontoabfrage bei Verdacht

Bei Unregelmäßigkeiten kann das Finanzamt Konto- und Depotdaten abfragen – nicht nur Stammdaten, sondern auch Kontostände. Stimmen diese nicht mit den angegebenen Einkünften überein, beginnt eine vertiefte Steuerprüfung.

6. Erbschaften und Nachlasskonten

Nach dem Tod eines Steuerpflichtigen fällt das Bankgeheimnis. Banken sind verpflichtet, Kontostände und Bewegungen an das Finanzamt zu melden. Unerklärte Guthaben führen oft zu Nachforderungen oder Verfahren gegen Erben.

7. Automatischer Kontenaustausch mit dem Ausland

Über 110 Länder, darunter auch ehemalige Steueroasen wie Liechtenstein oder die Kaimaninseln, melden automatisch Auslandsvermögen deutscher Steuerpflichtiger an das Bundeszentralamt für Steuern – jährlich, verpflichtend, digital.

8. Plattformmeldesystem (Ebay, Airbnb & Co.)

Digitale Marktplätze müssen Umsätze ihrer Nutzer melden. Wer regelmäßig über Ebay, Vinted, Airbnb oder Viagogo Einnahmen erzielt, muss diese in der Steuererklärung korrekt angeben – sonst drohen Steuernachzahlungen.

9. Sammelauskunftsersuchen bei Kryptobörsen

Fehlen automatische Schnittstellen, nutzen Behörden Sammelauskünfte: Nordrhein-Westfalen forderte 2023 beispielsweise Transaktionsdaten von rund 4.000 Tradern bei Bitcoin.de – mit dem Ziel, nicht deklarierte Krypto-Gewinne aufzudecken.

10. Eigene Internetrecherche durch Finanzbeamte

Die Steuerfahndung beobachtet Online-Anzeigen, Social-Media-Aktivitäten oder Webseiten von Dienstleistern. Selbst bezahlte Kooperationen oder Social-Media-Kampagnen können zur Ermittlungsgrundlage für Steuerdelikte werden.

Steuerfahnder entdecken Milliarden

Im Jahr 2023 forderte die Finanzverwaltung über 2,5 Milliarden Euro nach – allein 423 Millionen davon durch nachträglich entdeckte Einkommensteuer.

Allein im Jahr 2024 fragten deutsche Behörden mehr als 1,6 Mio. Mal Konten und Depots ab – darunter knapp 192.000 Mal durch Finanzämter. Der Steuerpflichtige erfährt davon meist erst im Nachhinein, wenn überhaupt.

Doch gemessen an den geschätzten 50 Milliarden Euro Steuerhinterziehung pro Jahr ist das nur die Spitze des Eisbergs. Immer häufiger kommen die Fahnder durch Datenanalyse und maschinelle Risikoprüfung auf die Spur von Verstößen.

Digitales Risikomanagement: So funktioniert die Steuerprüfung 2.0

Jede elektronische Steuererklärung wird heute durch ein Risikomanagementsystem geleitet. Die Software prüft Angaben auf Auffälligkeiten – wie etwa extrem hohe Werbungskosten, fehlende Renteneinkünfte oder widersprüchliche Ausgaben. Unstimmigkeiten führen automatisch zu einer „Auffälligkeitsmarkierung“ – eine Art interner Warnhinweis.

Experte Frank Rozanski sagt:

„Steuerpflichtige haben keine Chance herauszufinden, was das Finanzamt alles über sie weiß – und genau das macht die Prüfungen so effektiv.“

Der gläserne Steuerzahler ist längst Realität

Ob durch Datenabgleich, internationale Meldepflichten, KI-gestützte Risikoanalyse oder Whistleblower – das Aufdecken von Steuerhinterziehung ist heute effizienter denn je. Wer versucht, Einnahmen zu verschweigen oder Angaben zu frisieren, spielt mit dem Feuer. Denn das System erkennt Muster – und zieht Rückschlüsse.

Wer steuerlich auf der sicheren Seite sein will, sollte Ehrlichkeit nicht als Option, sondern als Strategie betrachten.

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