Snap hat im ersten Quartal weniger Verlust gemacht als gedacht – aber das genügt der Börse längst nicht mehr. 139,6 Millionen Dollar Verlust meldet der Konzern, halb so viel wie im Vorjahr.
Pro Aktie waren es minus 8 Cent, besser als die erwarteten minus 13 Cent. Auch der Umsatz lag mit 1,36 Milliarden Dollar leicht über den Prognosen. Doch statt Applaus folgte der Absturz: Nachbörslich verliert die Aktie mehr als 14 Prozent.
Der große Vertrauensbruch
Der Grund: Snap hat keine Prognose für das laufende Quartal vorgelegt. Zum zweiten Mal in Folge. In den Ohren von Investoren klingt das wie ein Rückzug aus der Verantwortung.
Die Begründung: „Gegenwind“. Was das konkret heißt, bleibt offen – und genau das ist das Problem. Wer keine Klarheit liefert, verliert an der Börse schnell das Vertrauen.
Ein Werbemarkt unter Druck
Snap lebt fast ausschließlich von Werbeeinnahmen. Doch genau in diesem Bereich wird aktuell gekürzt. Werbekunden halten sich zurück – und zwar weltweit.
Die wirtschaftliche Unsicherheit, vor allem in den USA, spielt dabei eine zentrale Rolle. Trumps neue Zollankündigungen verschärfen das Klima zusätzlich. Wenn die Stimmung kippt, spart man zuerst an der Werbung – und das trifft Snap direkt ins Mark.

Nutzerzahlen: Wachstum mit Schönheitsfehler
Zwar konnte Snap die Zahl der täglich aktiven Nutzer um sieben Millionen auf 460 Millionen steigern. Doch das Wachstum kam fast ausschließlich aus dem Ausland.
In Nordamerika, dem mit Abstand lukrativsten Markt, ging die Zahl der Nutzer zurück – von 100 auf 99 Millionen. Ein Warnsignal, das man in der Branche nicht überhören sollte.
Strategiewechsel – aus der Not heraus
Snap wollte ursprünglich eine abgespeckte Version seiner App einführen, um neue Märkte zu erschließen. Nach ersten Tests zieht man den Plan nun zurück. Stattdessen soll die bestehende App weiterentwickelt werden.
Ein Strategiewechsel – oder eher ein Rückzieher? Fakt ist: Ein echtes neues Wachstumsmodell ist nicht in Sicht.
Das Problem liegt tiefer
Snap ist kein Startup mehr. Die Zeit, in der Investoren Verluste mit Fantasie rechtfertigen, neigt sich dem Ende zu. Die Konkurrenz ist groß – und schneller.
TikTok wächst weiter rasant, Meta erfindet sich mit KI-Anzeigen neu, Google dominiert den Werbemarkt ohnehin. Snap bleibt eine Plattform mit treuer, aber begrenzter Zielgruppe.
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