Ein Börsenplatz, den kaum jemand kennt – aber jeder kennen sollte
Slowenien. 2 Millionen Einwohner. Weniger als das Ruhrgebiet. Und doch leistet sich das Land eine Börse, deren Renditen 2025 so manchen DAX-Wert blass aussehen lassen.
Während in Frankfurt, Paris oder Mailand Analysten um Basispunkte feilschen, erleben Anleger in Ljubljana eine Rallye im Schatten der großen Indizes – mit Kursgewinnen von bis zu 55 Prozent auf Jahressicht.
Der Leitindex SBI TOP TR, der – wie der DAX – Dividenden inkludiert, hat im Vorjahr um satte 42 Prozent zugelegt.
Auch 2025 steht er bereits zweistellig im Plus. Zugleich locken Dividendenrenditen von 4 bis 8 Prozent. Der gesamte slowenische Aktienmarkt ist dabei kaum mehr wert als ein einzelner deutscher Mid-Cap: rund 16 Milliarden Euro, weniger als etwa der Medizintechniker Sartorius.
Doch die Kleinen spielen groß auf. Und genau das macht Slowenien so interessant für Anleger mit Blick für unterschätzte Märkte.
Dividendenstark, wachstumsfreudig, unterschätzt
Im Zentrum steht eine Handvoll Substanzwerte: Energieversorger, Banken, Versicherungen, Pharma. Kein Tech-Hype, keine flüchtigen Geschäftsmodelle, sondern Unternehmen mit Cashflows, Marktanteilen – und wenig Konkurrenz. Die dominierenden Werte sind:
- Petrol d.d.: Sloweniens führender Energieversorger, mit einem KGV von 13 und einer Dividendenrendite über 4 Prozent.
- Nova Ljubljanska Banka (NLB): Die größte Bank des Landes, mit fast 8 Prozent Dividendenrendite, 7000 Beschäftigten und 400 Filialen in der Region.
- Zavarovalnica Triglav: Marktführer bei Versicherungen, mit Wurzeln im Habsburgerreich und einem Kursplus von 55 Prozent in zwölf Monaten.
- Krka: Generika-Spezialist und das wertvollste börsennotierte Unternehmen des Landes – 6,5 Milliarden Euro Marktkapitalisierung.
Für sich genommen sind diese Unternehmen solide Mittelständler. Gemeinsam bilden sie einen Börsenplatz, der ruhig, stabil und ertragreich daherkommt. Eine Art konservatives Osteuropa-Berkshire – nur eben mit mehr Dividende und weniger Buzz.

Euro-Zone, Nato, Wachstum: Warum Slowenien politisch punktet
Slowenien ist seit 2004 Nato-Mitglied, seit 2007 Teil der Euro-Zone – ein Standortvorteil, den viele osteuropäische Länder nicht bieten können. Keine Währungsrisiken. Keine geopolitischen Unsicherheiten. Und seit einigen Jahren: ein klarer Wachstumspfad.
Treiber ist der Tourismus, aber auch die Verteidigungsindustrie, die durch steigende Rüstungsausgaben in Europa Aufwind bekommt. Fondsmanager wie András Szalkai von Raiffeisen Capital Management sprechen von einer attraktiven Kombination aus „Stabilität, Wachstum und geopolitischer Relevanz“. Was für ein Land, das nur 0,4 Prozent zur Wirtschaftsleistung der EU beiträgt, bemerkenswert ist.
Liquidität? Gering. Einstieg? Möglich. Renditechancen? Überdurchschnittlich
Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Gerade einmal acht Aktien gelten in Ljubljana als einigermaßen liquide. Analystenmeinungen? Kaum vorhanden. Vieles muss sich der Anleger selbst zusammenreimen – auf Basis von Quartalszahlen und Geschäftsberichten, nicht von Analysten-Konferenzen.
Und: Sloweniens Aktien sind Small Caps mit begrenztem Handelsvolumen. Das führt zu breiten Spreads, also spürbaren Unterschieden zwischen Kauf- und Verkaufspreis.
Wer investiert, sollte limitierte Orders nutzen – und möglichst zwischen 9:15 und 15:15 Uhr, während der Öffnungszeiten der Ljubljanska Borza, handeln. Anbieter wie Trade Republic oder der Handelsplatz Lang & Schwarz ermöglichen den Zugang.
ETF? Ja, aber mit Haken
Zwar existiert mit dem Expat Slovenia SBI TOP ETF (WKN A2JB7F) ein Indexfonds, der den slowenischen Leitindex abbildet. Doch: Keine Vertriebszulassung für Deutschland.
Eine offizielle Investition ist somit nur über Einzelwerte möglich. Der ETF taugt allerdings als Orientierung, welche Titel den Markt dominieren – und das sind eben vor allem Petrol, NLB, Krka, Triglav.
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