Urteil mit Signalwirkung
Das Arbeitsgericht in Redenção, Bundesstaat Pará, sprach von der höchsten jemals in Brasilien verhängten Geldstrafe wegen moderner Sklavenarbeit: 165 Millionen Reais (umgerechnet rund 26 Millionen Euro).
Zudem soll VW sich öffentlich bei den Betroffenen entschuldigen. Der Konzern kündigte an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen.
Ein dunkles Kapitel
Die Vorwürfe betreffen die Fazenda Vale do Rio Cristalino – im Volksmund „Fazenda Volkswagen“. Der Rinderbetrieb entstand in den 1970er-Jahren im Zuge einer staatlich geförderten Kolonialisierungspolitik des Amazonas während der Militärdiktatur.

Zeitzeugen berichten von brutalen Arbeitsbedingungen, Schuldknechtschaft und bewaffneten Wachposten, die Arbeiter am Verlassen der Farm hinderten. Dokumentiert wurden die Zustände unter anderem durch den Priester Ricardo Rezende, der die Missstände bereits Ende der 1970er-Jahre publik machte.
Ermittlungen nach Jahrzehnten
Obwohl die Ereignisse Jahrzehnte zurückliegen, begannen offizielle Untersuchungen erst 2019. Eine außergerichtliche Einigung scheiterte 2023. Ende 2024 erhob die Staatsanwaltschaft schließlich Klage – mit Erfolg.
Dass ein multinationaler Konzern in Brasilien für historische Arbeitsrechtsverletzungen in dieser Größenordnung belangt wird, ist ein Novum.
VW verteidigt sich
Volkswagen do Brasil wies die Vorwürfe zurück und erklärte, stets im Einklang mit geltenden Gesetzen gehandelt zu haben. In einer Stellungnahme betonte die Tochtergesellschaft ihre „72-jährige Tradition im Respekt vor Menschenwürde“.
Ob die Berufung Erfolg haben wird, ist ungewiss – brasilianische Gerichte haben in den vergangenen Jahren mehrfach harte Strafen wegen Arbeitsrechtsverletzungen bestätigt.
Märkte bleiben unbeeindruckt
Während in Brasilien ein Präzedenzfall für Unternehmensverantwortung entsteht, reagierte der Markt kaum: Die VW-Stammaktie legte im Xetra-Handel zeitweise sogar leicht zu und notierte zuletzt bei 99,92 Euro (+0,34 %).
Für Anleger überwiegt offenbar die Hoffnung auf eine Abmilderung des Urteils in höheren Instanzen – ein Befund, der zeigt, wie groß die Kluft zwischen juristischer Aufarbeitung und Investorenlogik sein kann.
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