04. Mai, 2025

Finanzen

Schweizer Aktien feiern Börsen-Comeback

Die EU hebt das Handelsverbot auf. Für Anleger wird der Schweizer Aktienmarkt wieder zugänglich – und der hat weit mehr zu bieten als Nestlé und Novartis.

Schweizer Aktien feiern Börsen-Comeback
Ein starker Schweizer Franken macht Exporte teuer – und zwingt Unternehmen wie Roche, Nestlé und Sonova seit Jahren zu stetiger Innovation und Effizienzsteigerung.

Ende eines Börsenstreits

Sechs Jahre lang war der Handel mit Schweizer Aktien in Europa bürokratisch erschwert. Wegen eines regulatorischen Streits entzog die EU der Schweizer Börse 2019 die Gleichwertigkeit – die Eidgenossen reagierten mit einem Gegenschlag: Schweizer Aktien wurden an europäischen Börsen verboten.

Ab Mai ist diese Episode beendet. Der Marktzugang ist wieder offen. Für Anleger öffnet sich damit ein Markt mit bemerkenswerter Stabilität, Vielfalt – und enormem Potenzial.

Ein Markt mit Format

Die Schweizer Börse ist zwar kleiner als die deutsche, aber bezogen auf die Wirtschaftsleistung viermal so groß. Rund 200 Titel sind in Zürich gelistet, von globalen Riesen wie Nestlé, Roche oder Novartis bis hin zu hochspezialisierten Mittelständlern, die in ihren Nischen Weltmarktführer sind.

Zusammen bringen die Schweizer Unternehmen rund zwei Billionen Euro Börsenwert auf die Waage.

Was viele überrascht: Der Schweizer Aktienmarkt hat sich in den letzten 15 Jahren sogar besser entwickelt als der DAX. Der Amundi MSCI Switzerland ETF legte rund 270 % zu, während der DAX „nur“ 230 % erreichte – und das trotz politischer Stabilität und verlässlicher Dividenden in Deutschland.

Nicht wirtschaftliche Gründe, sondern politische Einigung zwischen EU und Schweiz machen den Handel mit Swiss Stocks wieder möglich – ein Lehrstück über die Macht der Regulierer.

Analysten sehen satte Kurschancen

Mit der Rückkehr an die europäischen Börsen kommt auch neues Interesse – und neue Bewertungen. Zahlreiche Schweizer Titel bekommen aktuell durchweg Kaufempfehlungen.

Darunter BB Biotech, Cosmo Pharmaceuticals, LEM Holding oder Cicor Technologies. Die Analysten trauen einigen dieser Werte Kurssprünge von 80 %, 100 % oder gar 158 % zu.

Besonders optimistisch sind die Profis bei Newron Pharmaceuticals: 158 % Kurspotenzial. Die Aktie notiert rund 90 % unter dem Allzeithoch. Klar – riskant. Aber eben auch eine Gelegenheit für mutige Investoren.

Jenseits der Dividendenriesen

Natürlich sind Nestlé, Roche und Novartis die bekanntesten Namen – und für viele Anleger sichere Häfen. Aber es gibt mehr zu entdecken:

  • BB Biotech: Die Beteiligungsgesellschaft ist ein Klassiker unter Biotech-Investoren. Derzeit liegt der Börsenwert unter dem inneren Portfoliowert. Kurspotenzial laut Analysten: 97 %.
  • Cosmo Pharmaceuticals: Spezialist für Magen-Darm-Präparate, Dermatologie und Healthtech. 83 % Potenzial.
  • LEM Holding: Weltmarktführer für Stromsensoren – etwa in Zügen, Industrieanlagen und Elektrofahrzeugen. Nach einem Kurssturz von 75 % wird ein Turnaround gespielt. Potenzial: 84 %.
  • Cicor Technologies: 82 % Plus allein im laufenden Jahr. Hersteller flexibler Leiterplatten für Medizintechnik, Mobilgeräte und mehr.

Weitere Favoriten mit Fantasie

Auch diese Werte stehen bei Analysten hoch im Kurs:

  • Medmix: Spezialisiert auf präzise Misch- und Dosiertechnologie – etwa in der Medizintechnik.
  • Comet Holding: Entwickelt Röntgen- und Plasma-Anwendungen. 90 % der Analysten raten zum Kauf.
  • Medacta Group: Anbieter von orthopädischer Medizintechnik.
  • Zehnder Group: Produziert Systeme für Raumklima und Lüftung.
  • Basilea: Biopharma-Unternehmen mit Fokus auf Antibiotikaresistenzen.
  • Rieter Holding: Maschinenbauer, der Systeme für die Garnherstellung entwickelt – 70 % Potenzial.

Auch defensiv – aber nicht langweilig

Wer weniger Risiko sucht, findet in der Schweiz solide Dividendenzahler, oft mit Währungsbonus durch den Franken. Firmen wie Geberit, Sonova oder der Rückversicherer Swiss Re bieten stabile Erträge – in einem Land, das wirtschaftlich wie politisch als Fels in der Brandung gilt.

Handel wieder einfach möglich

Was viele freuen dürfte: Schweizer Aktien sind jetzt wieder ganz normal über Xetra, gettex oder die European Investor Exchange handelbar – zu den gleichen Bedingungen wie deutsche Titel.

Gerade für Kleinanleger ist das eine gute Nachricht. Denn bislang war der Kauf über Auslandsbörsen teurer und aufwendiger. Anbieter wie Smartbroker und Scalable Capital werben nun aktiv mit dem neuen Zugang.

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