Rückgang als Fortschritt – Schaeffler bleibt gelassen
Umsatzverlust, Gewinnrückgang, operative Risiken – und trotzdem Zufriedenheit in der Vorstandsetage. Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld zeigte sich bei der Präsentation der Quartalszahlen überraschend optimistisch: Man sei „gut ins Jahr gestartet“, sagte er mit Blick auf ein Ergebnis, das nüchtern betrachtet wenig Grund zur Euphorie bietet.

Der Umsatz sank im ersten Quartal 2025 auf 5,92 Milliarden Euro, ein Minus von knapp drei Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (Ebit) fiel auf 276 Millionen Euro, ein Rückgang um elf Millionen im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Unter dem Strich bleibt ein Gewinn von 83 Millionen Euro – solide, aber kein Signal der Stärke.
Das neue Schaeffler – größer, aber anfälliger
Es ist das erste volle Quartal nach der Integration von Vitesco Technologies, dem ehemaligen Antriebsgeschäft von Continental.
Die Fusion soll Schaeffler auf dem Weg zur E-Mobilitätskompetenz beschleunigen – doch sie verschärft zugleich die Komplexität. Synergien brauchen Zeit. Der Umbau kostet Geld. Und nicht alle Sparten laufen rund.
Vor allem das klassische Getriebegeschäft schwächelt. Die Sparte Getriebe & Chassis verzeichnete ein Umsatzminus von elf Prozent, das operative Ergebnis fiel um 13 Prozent auf 286 Millionen Euro. Für ein Unternehmen, das seine Wurzeln in der Mechanik hat, ist das ein Warnsignal.
E-Mobility wächst – aber weiter tief in den roten Zahlen
Positiver Lichtblick ist die Sparte E-Mobility, die um knapp zehn Prozent zulegte. Doch unter der Oberfläche bleibt das Geschäft defizitär. Trotz Wachstum steht hier ein Verlust von 268 Millionen Euro in den Büchern – ein zwar besseres, aber immer noch klares Minus im Vergleich zu den -324 Millionen Euro im Vorjahr.
Rosenfeld verkauft das als Fortschritt. Doch die Verluste zeigen, wie schwierig die Umstellung auf elektrische Antriebssysteme bleibt – zumal der globale Preiskampf durch chinesische Anbieter zunimmt und die Handelspolitik immer neue Unsicherheiten schafft.
Zölle, Unsicherheit, Standortfrage
Die geopolitischen Spannungen sind allgegenwärtig. Der schwelende Handelskonflikt zwischen der EU und China, zusätzliche US-Zölle auf Elektroautos und die Fragmentierung globaler Lieferketten stellen die Planbarkeit für Zulieferer auf eine harte Probe. Rosenfeld sagt, man prüfe „laufend Maßnahmen“ zur Kompensation – doch konkrete Antworten bleibt der Vorstand bislang schuldig.

Hinzu kommt die Debatte um Standorte. Schaeffler produziert weltweit – auch in China. Sollte die EU Strafzölle einführen oder Peking Gegenmaßnahmen ergreifen, könnte das schnell zur Frage werden, ob die Produktion in Deutschland überhaupt noch wettbewerbsfähig bleibt.
Wachstum ohne Rückenwind – eine wackelige Prognose
Trotz alledem hält Schaeffler an seiner Jahresprognose fest: Ein Umsatz zwischen 23 und 25 Milliarden Euro wird anvisiert, bei einer operativen Marge zwischen drei und fünf Prozent. Im ersten Quartal lag sie bei 4,7 Prozent – also im oberen Bereich der Spanne.
Doch die Prognose ist breit gefasst. Und sie verrät, wie groß die Unsicherheit tatsächlich ist. Von stabiler Planung ist keine Rede. Der Zielkorridor ist eher ein Risikokanal, in dem viel passieren kann – positiv wie negativ.
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