Über den Wolken wird wieder verdient
Ryanair hat geliefert. Im ersten Geschäftsquartal 2025/26 verdoppelte der irische Billigflieger seinen Nettogewinn nahezu – von 360 auf 820 Millionen Euro. Analysten hatten mit rund 716 Millionen gerechnet.

Die starke Osterreisezeit im April und höhere Ticketpreise haben die Kassen klingeln lassen. Für den Sommer gibt sich der Konzern optimistisch – obwohl über dem Boom erste Schatten aufziehen.
Volle Maschinen, steigende Preise
Die Zahlen aus Dublin zeigen: Das Geschäft brummt. Rund 98 Millionen Passagiere flogen mit Ryanair in der ersten Jahreshälfte – ein Plus von knapp sechs Prozent. Die Ticketpreise legten im Vergleich zum Vorjahr um 21 Prozent zu. Vor allem kurzfristige Buchungen entwickelten sich besser als erwartet.
„Die Buchungen sind durchweg gut“, so Finanzchef Neil Sorahan. Von einer Buchungslust auf den letzten Drücker, wie sie Easyjet zuletzt beklagte, sei bei Ryanair keine Spur. Der Unterschied ist nicht trivial – wer früher bucht, zahlt tendenziell mehr. Und genau das merkt man nun in der Bilanz.
Ostern im April – ein Glücksfall für die Branche
Im Vorjahr fiel das Osterfest in den März, diesmal in den April – und damit ins aktuelle Quartal. Für Airlines wie Ryanair ist das mehr als ein Kalendereffekt.
Ostern ist traditionell eine Phase mit hoher Auslastung und Preisbereitschaft. In diesem Jahr hat sie sich direkt auf den Quartalsgewinn ausgewirkt – ein klassischer Saisonschub, den der Markt teils unterschätzt hatte.
Sommer im Steigflug – doch die Konkurrenz schwächelt
Auch für das laufende Sommerquartal gibt sich Ryanair selbstbewusst. Im Vorjahr mussten die Iren wegen eines Streits mit Online-Reiseportalen und einer schwachen Konsumstimmung Preisabschläge hinnehmen.
Dieses Jahr sieht das anders aus. Der Konflikt mit den Portalen ist beigelegt, die Ticketpreise steigen wieder – ein spürbarer Vorteil gegenüber Wettbewerbern.
Zudem profitiert Ryanair von der Preismacht in ihrem Segment. Während andere Fluglinien mit Personalknappheit, Streiks oder strukturellen Problemen kämpfen, hat Ryanair seine Kapazitäten frühzeitig angepasst. Das Verbrauchervertrauen – so der Tenor aus Dublin – sei stabil.
Boeing bleibt eine Baustelle – nicht nur am Boden
Doch es gibt auch Risiken, die außerhalb der Kabine liegen. Ryanair ist Europas größter Boeing-Kunde – und damit direkt von möglichen Strafzöllen auf US-Flugzeuge betroffen.
Im Hintergrund schwelt der transatlantische Zollstreit um Subventionen für Airbus und Boeing weiter. Sollte es zu einer Eskalation kommen, wären neue Flugzeuge für europäische Airlines schlagartig teurer.
Ryanair selbst gibt sich betont gelassen. „Wir sind alle hoffnungsvoll – und vielleicht auch ein wenig zuversichtlich“, sagte Finanzchef Sorahan. Eine diplomatische Formel, hinter der sich dennoch Unbehagen verbirgt. Denn klar ist: Sollte der Handelskonflikt eskalieren, geraten Investitionspläne schnell ins Wanken – gerade für einen Carrier, der massiv auf Flottenmodernisierung setzt.
Starke Zahlen, scharfer Kurs
Die Strategie der Iren bleibt klar: Wachstum mit Disziplin. Ryanair verzichtet auf hochtrabende Gewinnprognosen, verspricht aber für das laufende Geschäftsjahr ein „angemessenes Wachstum“. Vorstandschef Michael O’Leary, sonst nicht für Zurückhaltung bekannt, bleibt auffallend pragmatisch – vielleicht auch, weil er weiß, wie sensibel der Markt derzeit auf Übertreibungen reagiert.
Trotzdem lässt sich festhalten: Ryanair steht aktuell besser da als viele ihrer europäischen Wettbewerber. Gute Buchungslage, hohe Auslastung, solide Margen – das Geschäftsmodell funktioniert, zumindest solange die äußeren Bedingungen stabil bleiben.
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