In der Nacht auf Dienstag wurde die Ukraine erneut von Russland mit Schwärmen von Kampfdrohnen angegriffen. In den Regionen im Osten und Süden des Landes herrschte Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe berichtete von fünf Gruppen anfliegender Shahed-Drohnen iranischer Bauart. Über mögliche Schäden oder Opfer gibt es bislang keine Informationen. Gleichzeitig meldete auch Russland ukrainische Drohnenangriffe, unter anderem auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte in einer Videoansprache die Wichtigkeit der Aufrüstung seines Landes mit Drohnen. Er erklärte, dass die Qualität der Drohneneinsätze eine der Hauptaufgaben dieses Jahres sei. Je besser die ukrainischen Drohnen seien, desto mehr könne das Leben der Soldaten geschont werden.
Die Ukraine wehrt sich seit fast zwei Jahren gegen eine großangelegte russische Invasion. Mittlerweile befindet sich das Land im 706. Kriegstag. Die EU bereitet sich indes auf die Abschöpfung von Erträgen auf Guthaben der russischen Zentralbank vor, die in europäischen Banken eingefroren sind. Vertreter der 27 Mitgliedstaaten haben sich darauf geeinigt, dass diese Erträge der Ukraine zugutekommen sollen.
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat Berichte über eine Entlassung von Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj dementiert. Die Behauptung, dass Selenskyj Saluschnyj entlassen habe, wurde als falsch bezeichnet. In den Medien hatte sich die Nachricht verbreitet, doch der entsprechende Erlass wurde noch nicht veröffentlicht. Saluschnyj gilt als beliebt bei Soldaten und in der Bevölkerung, und ihm werden politische Ambitionen nachgesagt.
Die ukrainische Luftwaffe sieht vor allem für die Industriestadt Krywyj Rih am Dnipro eine besondere Gefahr durch die anfliegenden Drohnen. Insgesamt gilt die ukrainische Flugabwehr jedoch als gut gerüstet gegen die langsam fliegenden Shahed-Drohnen. Die Kämpfe am Boden blieben am Montag etwas geringer als an anderen Tagen, wobei es dennoch 51 versuchte russische Sturmangriffe entlang der fast 1000 Kilometer langen Front gab. Awdijiwka im Donbass bleibt der Schwerpunkt der Kämpfe.
Auch Russland meldete Angriffe von ukrainischen Drohnen. Die russische Luftabwehr habe ukrainische Drohnenangriffe auf die Krim und vier weitere Regionen abgefangen. Insgesamt seien 21 ukrainische Drohnen abgeschossen worden. Über Schäden oder Verletzte gibt es keine Informationen. Beachtet werden sollte jedoch, dass sich häufig herausstellt, dass der ukrainische Beschuss doch Schäden angerichtet hat, über die offiziell nicht berichtet wird.
Die Außenminister der Ukraine und Ungarns haben sich inmitten des angespannten Verhältnisses zwischen beiden Ländern um Entspannung bemüht. Es wurde ein "großer Schritt" hin zu einem Treffen zwischen Selenskyj und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban gemacht. Dabei ging es vor allem um die Rechte der ungarischen Minderheit in der westlichen Ukraine.
Die EU plant, die außerordentlichen Erträge aus der Verwahrung von Vermögen der Moskauer Zentralbank gesondert aufzubewahren und einen Teil der Gelder an die Ukraine weiterzuleiten. Schätzungen zufolge könnten jährlich Milliardenbeträge anfallen. Bisher wurden mehr als 200 Milliarden Euro der russischen Zentralbank in der EU eingefroren.
Am Dienstag wird Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Washington besuchen und Gespräche mit Spitzenvertretern des US-Kongresses und anderen Abgeordneten führen. Dabei wird auch die Hilfe für die Ukraine ein Thema sein, die derzeit durch innenpolitischen Streit in den USA blockiert ist.