Die neuesten Quartalsergebnisse von Rivian Automotive und Lucid Group bestätigen zwei wesentliche Erkenntnisse: Reinrassige Elektrofahrzeughersteller kämpfen weiterhin ums Überleben und verbrennen enormes Kapital. Der entscheidende Unterschied zwischen Überleben und Insolvenz zeigt sich bei finanziellen Unterstützern, wie das Beispiel des im Juni bankrott gegangenen Fisker ohne wohlhabende Investoren eindrucksvoll beweist.
Rivian profitiert bereits von positiven Effekten in der Lieferkette, welche aus einem geplanten, fünf Milliarden Dollar schweren Joint Venture mit Volkswagen resultieren. Diese Partnerschaft, die im Juni bekanntgegeben wurde, ermöglicht Rivian nicht nur eine über die bisherigen Produktlinien hinausgehende Skalierung, sondern auch den Zugang zu Volkswagens umfangreichem Portfolio und dessen Stärken. Zudem erwartet Rivian durch die Partnerschaft günstigere Preise von Zulieferern und Einsparungen bei Hardware-Komponenten.
Das Unternehmen konzentriert sich weiterhin stark darauf, die Herstellungskosten für das R1-Modell zu senken und gleichzeitig Materialien für das kommende R2-Modell zu beschaffen, dessen Produktion für 2026 geplant ist. In einem als „entscheidendes betriebliches Ereignis“ von CEO RJ Scaringe bezeichneten Schritt wurde das Werk in Normal, Illinois, im zweiten Quartal umgerüstet, wodurch die Produktionsrate der R1-Linie um 30 Prozent verbessert wurde. Der Bruttokostensatz pro Fahrzeug sank um 10.000 Dollar auf 33.000 Dollar im Vergleich zum entsprechenden Quartal 2023.
Während des Q2-Gesprächs zur Bekanntgabe der Finanzergebnisse meldete Rivian eine 41-prozentige Verbesserung des operativen Cashflows im Vergleich zum ersten Quartal, erlitt jedoch weiterhin einen Verlust von 1,46 Milliarden Dollar – 300 Millionen Dollar mehr als im Vorjahresquartal. Obwohl Rivian für 2024 einen Nettoverlust von 2,7 Milliarden Dollar prognostiziert, strebt das Unternehmen an, vor Ende 2024 erstmals eine positive Bruttomarge zu erreichen.
Auch die Lucid Group meldete für das zweite Quartal einen Nettoverlust von 643 Millionen Dollar, was im Vergleich zum Verlust von 764 Millionen Dollar im Vorjahresquartal eine leichte Verbesserung darstellt. Dank eines zusätzlichen Zuflusses von 1,5 Milliarden Dollar durch den Mehrheitsaktionär konnte Lucid seine Überlebensdauer verlängern.
Aufgrund des Fehlens von Fahrzeuglinien mit Verbrennungsmotoren oder Hybridfahrzeugen sind Rivian und Lucid vom Abschwung bei Elektrofahrzeugen stärker betroffen als etablierte Autohersteller wie Toyota, General Motors und Ford. Selbst Tesla versucht mit preisgünstigen Elektrofahrzeugen sein Portfolio zu erneuern, um neue Kunden anzuziehen. Rivian und Lucid setzen ähnliche Maßnahmen um: Rivian mit dem R2 und Lucid mit dem Gravity SUV. Diese Innovationen sollen neue Kunden gewinnen und das Interesse an Elektrofahrzeugen neu entfachen.
In der Zwischenzeit kommen weiterhin Innovationen im EV-Bereich. Worksport, ein US-amerikanischer Hersteller von Hybrid- und Clean-Energy-Lösungen für Leichtlaster, wird im Sommer mit dem Power-Duo COR & SOLIS seine Marktpräsenz ausbauen. Hierbei handelt es sich um eine solarbetriebene Ladeabdeckung und ein tragbares Batteriesystem. So können Leichtlaster von General Motors, Ford, Stellantis und Tesla, einschließlich des lange erwarteten Cybertrucks, erweitert werden. Zudem kündigte Worksport ein Q&A-Portal für seine bevorstehenden Q2-Ergebnissitzung an, um die Anlegerbeteiligung zu fördern und Transparenz zu schaffen.