Die Nachricht kommt zur Unzeit für alle, die auf mehr Wettbewerb in der Rüstungsindustrie gehofft hatten: Laut einem Bericht der Welt am Sonntag soll Rheinmetall einen milliardenschweren Zukunftsauftrag direkt von der Bundeswehr erhalten – ohne öffentliche Ausschreibung.
er Konzern soll bis Ende des Jahrzehnts drei Prototypen eines marinetauglichen Lasersystems liefern, das feindliche Flugkörper abwehren kann. Kostenpunkt: knapp 390 Millionen Euro.
Ein System ohne Konkurrenz?
Brisant ist nicht allein der Auftrag selbst, sondern die Art seiner Vergabe. Während internationale Anbieter wie Electro Optic Systems (EOS) bereits funktionsfähige Systeme am Markt haben, setzt die Bundesrepublik auf Eigenentwicklung mit Rheinmetall.
Kritiker sehen darin eine strategische Festlegung, die den Wettbewerb im Keim erstickt und letztlich deutsche Steuermilliarden bindet.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr verweist lediglich auf ein „laufendes Vergabeverfahren“ und gibt keine weiteren Auskünfte. Hinter den Kulissen ist die Entscheidung jedoch längst gefallen – und sorgt für Unruhe.
Subvention durch die Hintertür?
Vor allem aus den Reihen der Grünen kommt scharfe Kritik. Sebastian Schäfer, Haushaltspolitiker der Fraktion, spricht von einer versteckten Subvention:
„Der Löwenanteil der Mittel aus dem Sondervermögen, der nicht direkt in die USA floss, landete bei Rheinmetall. Es darf nicht sein, dass Milliarden für Projekte eingesetzt werden, die Wettbewerb ausschließen und nur einen Konzern stärken.“
Die Argumentation ist nicht neu: Bereits bei der Verteilung der 100 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für die Bundeswehr wurde Rheinmetall zum größten Profiteur. Nun zeigt sich, dass der Konzern auch bei Zukunftstechnologien den Ton angibt.
Strategischer Partner – oder übermächtiger Platzhirsch?
Aus Sicht der Bundesregierung gibt es gute Gründe für die Entscheidung. Rheinmetall gilt als verlässlicher Partner, verfügt über jahrzehntelange Erfahrung und ist in der Lage, Systeme nahtlos in die deutsche Rüstungslogistik einzubinden. Zudem verspricht die Eigenentwicklung technologische Souveränität – ein Argument, das in Zeiten globaler Spannungen Gewicht hat.
Doch genau diese Abhängigkeit ist es, die Experten mit Sorge betrachten. Wenn Deutschland in zentralen Verteidigungstechnologien ausschließlich auf einen Konzern setzt, steigt das Risiko politischer wie ökonomischer Erpressbarkeit.
Die Börse jubelt – die Politik diskutiert
Für Anleger ist der Auftrag ein weiterer Beleg dafür, dass Rheinmetall seine Stellung als Schlüsselakteur in Europa festigt. Nach einem Rekordhoch kratzt die Aktie erneut an der 2.000-Euro-Marke. Viele Analysten erwarten, dass neue Aufträge die Umsatz- und Gewinnziele deutlich übertreffen werden.
Politisch hingegen dürfte der Deal Nachwirkungen haben. Die Debatte über Subventionspolitik, industriepolitische Abhängigkeiten und die Transparenz bei Rüstungsprojekten wird weiter Fahrt aufnehmen – nicht zuletzt, weil internationale Anbieter wie EOS durch die Hintertür vom Markt ferngehalten werden.

Stärke oder Schwäche?
Der Laserauftrag macht deutlich: Rheinmetall ist für die Bundeswehr unverzichtbar – aber auch zunehmend unantastbar. Was für den Konzern ein Triumph ist, wirft für den Steuerzahler die Frage auf, ob technologische Eigenständigkeit nicht zu teuer erkauft wird.
