16. Dezember, 2025

Automobile

Revolution aus Japan: Mazda will den Verbrenner klimaneutral machen

Die Japaner arbeiten an einem Verbrennungsmotor mit negativer CO₂-Bilanz. Was nach Provokation klingt, ist ein strategischer Versuch, die Antriebsdebatte neu zu öffnen.

Revolution aus Japan: Mazda will den Verbrenner klimaneutral machen
Mazda arbeitet an einem Verbrennungsmotor mit negativer CO₂-Bilanz. Das könnte die Antriebsdebatte neu entfachen.

Mazda stellt eine der zentralen Gewissheiten der Autoindustrie infrage. Während sich Politik und Wettbewerber fast vollständig auf die Elektromobilität festgelegt haben, verfolgt der japanische Hersteller einen anderen Ansatz: einen Verbrennungsmotor, der nicht nur klimaneutral sein soll, sondern der Atmosphäre netto CO₂ entzieht. Das Projekt trägt den Namen „Carbon Negative ICE“ – und es zielt auf nichts weniger als eine Neubewertung des Verbrenners.

Mazda widerspricht der Einbahnstraße Elektromobilität

Mazda gehört nicht zu den Gewinnern der bisherigen E-Offensive. Der Hersteller hat spät investiert, die wenigen Elektromodelle wie der MX-30 blieben hinter den Erwartungen zurück. Reichweite, Software und Preis-Leistungs-Verhältnis konnten nicht überzeugen. Doch statt den Rückstand aufzuholen, wählt Mazda nun einen anderen Weg.

Die Botschaft aus Hiroshima ist klar: Klimaneutrale Mobilität erfordert nicht zwingend den Abschied vom Verbrennungsmotor. Entscheidend sei nicht die Antriebsform, sondern die Gesamtbilanz aus Produktion, Betrieb und Energieträger.

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Ein Verbrenner, der CO₂ bindet statt ausstößt

Technisch setzt Mazda auf eine Kombination mehrerer Elemente. Kernstück ist ein Verbrennungsmotor, dessen Abgasanlage mit speziellen Modulen ausgestattet ist. Diese sollen rund 20 Prozent des entstehenden Kohlendioxids direkt im Fahrzeug auffangen und speichern. Ergänzt wird das System durch einen Biokraftstoff, der bereits bei seiner Herstellung CO₂ aus der Atmosphäre bindet.

In der Summe soll so ein negativer Emissionswert entstehen. Je mehr das Fahrzeug fährt, desto größer der klimaentlastende Effekt – zumindest theoretisch.

Hybridisierung als technischer Enabler

Ein Elektromotor spielt dennoch eine zentrale Rolle. Er sorgt dafür, dass der Verbrenner konstant im optimalen Wirkungsbereich läuft und übernimmt die Energieversorgung für die CO₂-Speicher- und Regenerationssysteme. Zusätzlich setzt Mazda auf einen neu entwickelten Katalysator, der klassische Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub reduziert.

Der Anspruch ist hoch: Das Fahrzeug soll nicht nur emissionsfrei sein, sondern aktiv zur Verbesserung der Luftqualität beitragen.

Serienreife bleibt die entscheidende Hürde

Mazda betont, dass die Technologie möglichst einfach gehalten werden soll. Ziel ist eine Integration in bestehende Plattformen ohne massive Mehrkosten. Genau hier setzen die Zweifel an. Experten verweisen auf hohe Systemkomplexität, zusätzlichen Bauraum, Gewichtsfragen und ungeklärte Entsorgung der gebundenen CO₂-Mengen.

Noch ist offen, wie oft die Speicher geleert werden müssen, wie stabil das System im Alltagsbetrieb ist und ob sich das Konzept wirtschaftlich darstellen lässt. Eine Serienproduktion ist bislang nicht terminiert.

Mazdas Ansatz steht nicht allein

Der japanische Hersteller ist nicht der Einzige, der Alternativen zum reinen Batterieauto verfolgt. Weltweit wird an E-Fuels, Wasserstoff-Verbrennern und Brennstoffzellen gearbeitet. BMW treibt mit staatlicher Förderung ein Wasserstoffprojekt voran, erste Modelle sollen ab 2028 kommen. Hyundai investiert massiv in die industrielle Fertigung von Brennstoffzellensystemen.

Der gemeinsame Nenner: Technologieoffenheit gewinnt wieder an Bedeutung. Die anfängliche E-Euphorie weicht zunehmend einer nüchternen Betrachtung von Kosten, Infrastruktur und Klimawirkung.

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Die ungelöste Klimabilanz der Elektromobilität

Mazdas Vorstoß fällt in eine Phase wachsender Kritik an Elektroautos. Zwar verursachen sie im Betrieb keine direkten Emissionen, doch ihre Herstellung ist energieintensiv. Vor allem die Batterieproduktion belastet die Klimabilanz erheblich. Rohstoffgewinnung, oft in Ländern mit kohlebasierter Energie, verstärkt den Effekt.

Studien zeigen, dass Elektroautos ihren CO₂-Nachteil erst nach vielen zehntausend Kilometern ausgleichen. In Ländern mit hohem Leasinganteil und kurzen Haltedauern bleibt dieser Punkt häufig unerreicht. Hinzu kommen hohe Reparaturkosten, insbesondere bei Batterieschäden, sowie ein schwieriger Gebrauchtwagenmarkt.

Strommix bleibt ein strukturelles Problem

Auch der Betrieb ist nicht vollständig emissionsfrei. Der Strom an öffentlichen Ladesäulen stammt selbst in Europa nicht ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. In Deutschland liegt der Anteil erneuerbarer Energien bei rund 60 Prozent. Der Rest kommt aus fossilen Kraftwerken. Emissionen werden damit verlagert, nicht eliminiert.

Mazdas Argumentation zielt genau auf diesen Punkt: Ein Antrieb müsse über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden, nicht nur am Auspuff.

Provokation oder strategischer Weckruf?

Ob Mazdas „Carbon Negative ICE“ jemals in Serie geht, ist offen. Doch schon heute erfüllt das Projekt eine Funktion. Es zwingt Politik und Branche, die Antriebsfrage weniger dogmatisch zu diskutieren. Der Verbrennungsmotor ist technologisch nicht ausentwickelt. Sein pauschales Ende ist keine naturgesetzliche Notwendigkeit, sondern eine politische Entscheidung.

Mazda stellt dieser Entscheidung eine technische Alternative gegenüber. Ob sie trägt, wird sich zeigen. Ignorieren lässt sie sich kaum.

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