03. Oktober, 2025

Unternehmen

Reimanns Milliarden-Schwenk: Von Kaffee zu Kassen – warum JAB das Erbe umbaut

Die Familie Reimann stößt traditionsreiche Marken ab und setzt unter dem neuen Chef Joachim Creus auf Versicherungen und Vermögensverwaltung. Der Umbau birgt Chancen – und Risiken.

Reimanns Milliarden-Schwenk: Von Kaffee zu Kassen – warum JAB das Erbe umbaut
Mit dem Verkauf von JDE Peet’s spült JAB 12,5 Milliarden Dollar in die Kassen – doch die Kehrseite ist der Ausstieg aus einem jahrzehntelang aufgebauten Kerngeschäft.

Die Nachricht schlug Wellen: Jacobs Kaffee, das Herzstück der JAB-Beteiligungen, geht an den US-Getränkeriesen Keurig Dr Pepper. Ein Symbol für den tiefgreifenden Umbau, den die deutsche Milliardärsfamilie Reimann gerade vollzieht. An der Spitze steht seit April Joachim Creus, der Nachfolger von Peter Harf – jenem Stratege, der das Familienvermögen über Jahrzehnte auf Konsumgüter fokussiert hatte.

Heute gilt: Das alte JAB ist Geschichte.

Vom Kaffeeimperium zur Assekuranzplattform

Unter Harf wuchs JAB zu einem globalen Konsumriesen: Kaffee (JDE Peet’s), Softdrinks (Keurig Dr Pepper), Schnellgastronomie (Pret-A-Manger, Panera Bread, Krispy Kreme) und der Parfümkonzern Coty formten ein breit gestreutes Portfolio. Doch steigende Rohstoffkosten, Konsumzurückhaltung und Missernten drückten die Bewertungen. Zwischen Ende 2023 und Ende 2024 verlor das Beteiligungsportfolio satte elf Milliarden Dollar an Wert.

Creus zieht die Konsequenz: 40 Prozent des JAB-Vermögens sollen künftig in Versicherungen und Vermögensverwaltung stecken. Die Übernahme des US-Lebensversicherers Prosperity Life war der Auftakt, weitere Deals sind geplant. Inspiration liefert kein Geringerer als Warren Buffett mit seiner Berkshire Hathaway.

Der Wert des JAB-Portfolios fiel 2024 binnen eines Jahres um elf Milliarden Dollar – ein deutlicher Beleg für die Krise im Konsumsektor.

Milliarden aus dem Kaffeeverkauf

Der Verkauf von JDE Peet’s bringt JAB 12,5 Milliarden Dollar ein – frisches Kapital für die neue Strategie. Doch das Timing zeigt: Kaffee ist für JAB keine Zukunft mehr. Missernten durch den Klimawandel, Preisdruck im Handel und sinkende Margen machen das Geschäft unberechenbar.

Der Schritt ist radikal, aber nicht isoliert. Auch der Beautykonzern Coty steht teilweise zur Disposition. Marken wie Max Factor, Rimmel oder Sally Hansen könnten verkauft oder ausgelagert werden. Der Konzern, an dem JAB die Mehrheit hält, steckt tief in der Krise: Umsatzrückgänge, hohe Schulden, ein Aktienkurs, der binnen eines Jahres fast 60 Prozent eingebrochen ist.

Der Reimann-Faktor: Umbau unter Druck

Die Familie Reimann hält rund 90 Prozent der JAB-Anteile. Mit einem Portfoliowert von zuletzt 17,7 Milliarden Dollar und liquiden Mitteln von über 15 Milliarden Dollar sitzt sie auf einem gewaltigen Kapitalpolster. Doch der Druck wächst: Investoren erwarten, dass Creus den Umbau nicht nur zügig, sondern auch profitabel vollzieht.

Die Ratingagentur Moody’s bewertet JAB mit Baa1 – solider Investmentgrade. Sie lobt die breitere Aufstellung, kritisiert aber die mangelnde Transparenz. Der sinkende Anteil börsennotierter Beteiligungen erschwert Investoren den Einblick und reduziert potenzielle Dividendenströme.

Von Krispy Kreme bis Tierkliniken

Nicht alle Beteiligungen wackeln. Gerade die Investitionen in Tierkliniken und Tierversicherungen gelten als Erfolgsgeschichten. „Tiergesundheit war eine unserer besten Investitionen“, betonte Creus selbstbewusst. Der geplante Börsengang der Tierklinik-Kette NVA könnte Milliarden einspielen.

Andere Beteiligungen, wie die angeschlagene Bäckereikette Panera Bread, stecken hingegen in der Krise. Von einem IPO ist dort keine Rede mehr.

Was bleibt vom Erbe?

Mit dem Umbau verabschiedet sich JAB von jenem Grundsatz, den Peter Harf jahrzehntelang verfolgte: defensive Investitionen in Konsumgüter des täglichen Bedarfs. Heute setzt die Holding auf zyklusunabhängige Finanzdienstleistungen, die im besten Fall gegenläufig zu Konsumtrends verlaufen.

Doch die große Frage bleibt: Wird JAB zum europäischen Berkshire Hathaway – oder verliert die Reimann-Familie auf dem Weg dorthin ihr jahrzehntelang aufgebautes Markenreich?

Die Antwort wird nicht allein von den Deals der kommenden Jahre abhängen, sondern davon, ob Creus gelingt, Anlegern die neue JAB-Story zu verkaufen.

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