14. Mai, 2025

Finanzen

Raus aus der Minijob-Falle – Kommt jetzt der große Wurf für Frauen in Teilzeit?

Die neue Bundesregierung will eine Prämie für Teilzeitkräfte, die mehr arbeiten – besonders verheiratete Frauen könnten davon profitieren. Doch reicht das aus, um das deutsche Steuersystem aus den 50ern zu knacken?

Raus aus der Minijob-Falle – Kommt jetzt der große Wurf für Frauen in Teilzeit?
Das Ehegattensplitting und die beitragsfreie Mitversicherung bremsen Frauen aus – selbst kleine Gehaltssprünge führen bei Zweitverdienerinnen zu unverhältnismäßig hohen Abgaben.

7,6 Millionen Menschen in Minijobs – und viele wollen mehr. Aber sie dürfen nicht, weil es sich finanziell schlicht nicht lohnt. Wer heute nur ein paar Stunden arbeitet, zahlt kaum Abgaben.

Wer seine Arbeitszeit erhöht, verliert oft gleich mehrfach – beim Ehegattensplitting, bei der Krankenversicherung, bei der Rentenberechnung.

Die neue Koalition aus CDU, CSU und SPD will das ändern: Eine steuerliche Förderung soll künftig greifen, wenn Teilzeitkräfte ihre Stundenzahl erhöhen. Ein kleiner Hebel mit großer Wirkung?

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Die Minijob-Grenze liegt ab 2025 bei 556 Euro im Monat. Welche Regeln gelten dabei für Stundenanzahl, Urlaubsanspruch, Versicherung und Rente?

Die Prämie, die das Land verändern soll

Auf Seite 27 des Koalitionsvertrags steht es ziemlich unscheinbar. Arbeitgeber, die ihren Teilzeitkräften einen Zuschlag zahlen, wenn diese mehr arbeiten, sollen dafür steuerlich entlastet werden.

Für Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom IAB ist das ein „entscheidender Punkt, wenn man ihn mutig ausgestaltet“. Denn aktuell arbeiten Millionen Menschen freiwillig oder unfreiwillig weniger als sie könnten – und viele davon sind Frauen. Nicht selten verheiratet, mit Kindern, und in einer Steuerklasse gefangen, die sie kleinhält.

Die Ehefrauenfalle hat System

Das Problem ist älter als jede moderne Familienpolitik. Minijobs, beitragsfreie Mitversicherung in der Krankenversicherung, Steuerklasse V: In Kombination bilden sie ein System, das für viele Frauen ökonomisch nachteilig, aber fiskalisch bequem erscheint.

Ehegattensplitting: Und das soll gerecht sein?
Unverheiratete Paare zahlen Tausende Euro mehr Steuern als Eheleute. Das ist ziemlich ungerecht - und ließe sich gerechter machen. Mit einer ungewöhnlichen Lösung.

Die Realität: Wer lange in Teilzeit bleibt, hat später kaum Rentenansprüche – und fällt dem Staat dann als Sozialfall zur Last.

Die neue Prämie könnte hier ansetzen. Sie belohnt jene, die ihre Arbeitszeit hochfahren. Doch entscheidend ist: Sie muss deutlich spürbar ausfallen – nicht als Alibi für politische Symbolpolitik, sondern als echter Anreiz.

Seit über 20 Jahren stagniert die Zahl der geringfügig Beschäftigten – viele davon wollen mehr arbeiten, werden aber durch Steuersystem und Sozialabgaben demotiviert.

Ein Markt mit verstecktem Potenzial

Laut IAB arbeiten derzeit 4,1 Millionen Menschen ausschließlich in einem Minijob. Darunter viele, die laut Studien gern mehr arbeiten würden – wenn es sich lohnte. Die Zahl der Minijobs liegt wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019, der Bedarf an Arbeitskräften steigt.

Telekom-Chef Tim Höttges bringt es auf den Punkt: „Wir müssen alle wieder mehr arbeiten.“ Die neue Bundesregierung scheint das verstanden zu haben – zumindest teilweise.

Teilzeit als deutsche Normalität

Besonders auffällig ist der EU-Vergleich: Zwei von drei Müttern in Deutschland arbeiten in Teilzeit – doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, sondern mit fehlenden Strukturen und falschen Anreizen.

Das Ehegattensplitting etwa stammt aus den 1950er Jahren und belohnt das Ein-Verdiener-Modell, obwohl das Land längst andere Arbeitskräfte braucht.

Die neue Prämie könnte zumindest ein Stück weit gegensteuern. Aber sie wird an Grenzen stoßen, solange das alte System weiterläuft.

Politischer Wille oder kosmetische Korrektur?

Die Frage ist nun: Meint es Kanzler Friedrich Merz ernst mit dem Ziel, dass „alle wieder mehr arbeiten“? Oder bleibt es bei einem steuerpolitischen Feigenblatt? Wenn die neue Regierung die Prämie mutig ausgestaltet – mit echten Anreizen, ohne Abzüge durch höhere Steuerlast oder Sozialabgaben – könnte sie tatsächlich Bewegung in den deutschen Teilzeitdschungel bringen.

Doch wenn die Maßnahme zu klein gedacht wird, verpufft ihre Wirkung – und mit ihr eine einmalige Chance, Millionen Frauen ökonomisch unabhängig und den Arbeitsmarkt produktiver zu machen.

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