18. Mai, 2025

Quartalszahlen

ProSiebenSat.1 stürzt ab: Millionenverlust und Machtkampf belasten Aktie

Der Medienkonzern rutscht wegen schwacher Werbeerlöse in die roten Zahlen. Zugleich eskaliert der Machtkampf um die Kontrolle – ein Bieterrennen zwischen MFE und PPF spitzt sich zu.

ProSiebenSat.1 stürzt ab: Millionenverlust und Machtkampf belasten Aktie
Minus 39 % beim Ebitda – der operative Einbruch übertraf selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen.

Ein enttäuschendes Quartal, tiefrote Zahlen – und ein Übernahmekrimi, der die Konzernzentrale erschüttert: Bei ProSiebenSat.1 herrscht Ausnahmezustand. Der Medienkonzern steckt operativ in der Krise und steht zugleich im Zentrum eines Machtkampfs zweier europäischer Großaktionäre.

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Die Zahlen für das erste Quartal 2025 lassen kaum Spielraum für Schönfärberei – ebenso wenig wie die Stimmung vor der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung am 28. Mai.

14 Millionen Euro Verlust

Dass das lineare Werbegeschäft schwächelt, ist in der Branche keine Überraschung. Doch das Ausmaß des Rückgangs bei ProSiebenSat.1 kam selbst für Analysten unerwartet.

Quelle: Eulerpool

Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) brach im Vergleich zum Vorjahr um satte 39 Prozent auf nur noch 44 Millionen Euro ein. Unterm Strich stand ein Verlust von 14 Millionen Euro – nach einem Gewinn von acht Millionen im Vorjahresquartal.

Zwar blieb der Umsatz mit 855 Millionen Euro weitgehend stabil, doch die Margen bröckeln – auch weil sich die Umbauarbeiten im Konzern teuer bemerkbar machen.

Quelle: Eulerpool

Die Konzernführung zeigt sich bemüht, Zuversicht zu signalisieren: Die Jahresprognose wurde trotz der schlechten Nachrichten bestätigt. Doch auch die anvisierten 470 bis 570 Millionen Euro Ebitda für 2025 liegen im besten Fall gerade einmal auf Vorjahresniveau. Der Nettogewinn soll sogar leicht sinken.

Kontrolle über die größte private TV-Gruppe Deutschlands

Während der Konzern mit den ökonomischen Folgen der Werbeflaute ringt, bahnt sich parallel ein Kampf um die künftige Kontrolle an.

Zwei Lager – unterschiedlicher könnten sie kaum sein – kämpfen um Einfluss: MediaForEurope (MFE) des Berlusconi-Clans und die tschechische PPF-Gruppe des verstorbenen Milliardärs Petr Kellner.

MFE, seit Längerem größter Einzelaktionär, will die Kontrolle. Ihr Angebot: 4,48 Euro je Aktie, ergänzt um 0,4 % Anteilsscheine an MFE selbst – rechnerisch ergibt das den gesetzlichen Mindestpreis von 5,74 Euro pro Aktie.

PPF kontert mit einem höheren Barangebot von 7,00 Euro pro Anteil – und erklärt offen, eine „attraktive Alternative“ sein zu wollen. Eine Übernahme strebe man jedoch nicht an.

Die Folge: Aktionäre können nun zwischen einem strategischen Mehrheitserwerb und einem „stillen Einstieg“ mit höherer Auszahlung wählen.

Verunsicherung im Konzern – 400 Stellen fallen weg

Derweil zeigt sich auch intern, wie angespannt die Lage ist. Die Geschäftsführung hat angekündigt, rund 400 Arbeitsplätze abzubauen.

Der Rotstift trifft insbesondere Bereiche abseits des Kerngeschäfts – ein klares Signal, dass sich ProSiebenSat.1 wieder stärker auf seine Senderfamilie und Plattformen wie Joyn konzentrieren will. Ob dieser Sparkurs reicht, um dem Konzern die Wende zu ermöglichen, bleibt offen.

Anleger unter Druck – Aktie verliert weiter

Am Kapitalmarkt sorgte das Zahlenwerk für neue Sorgenfalten. Die Aktie verlor im Xetra-Handel zwischenzeitlich 1,34 % auf 7,02 Euro – ein Rückgang, der symbolisch für die Unsicherheit rund um das Geschäftsmodell des Konzerns steht.

Mit einem Börsenwert von rund 1,7 Milliarden Euro ist ProSiebenSat.1 im Vergleich zu früheren Jahren deutlich abgespeckt – und somit ein umso attraktiveres Übernahmeziel.

Zu viele Baustellen, zu wenig Dynamik?

Mit Joyn besitzt ProSiebenSat.1 zwar eine potenziell zukunftsfähige Streamingplattform. Doch im Vergleich zu internationalen Playern fehlen Kapital, Reichweite – und ein klares Differenzierungsmerkmal.

Der Rückstand auf Netflix, Amazon Prime und sogar RTL+ ist groß. Zudem bindet die Plattform bislang mehr Geld als sie einspielt – keine ideale Ausgangslage, wenn das klassische Werbegeschäft wackelt und Investoren schnelle Resultate sehen wollen.

Die Hauptversammlung entscheidet über mehr als Zahlen

Am 28. Mai wird es ernst. Dann treffen Aktionäre, Vorstand und Großinvestoren aufeinander – und es wird nicht nur um Finanzkennzahlen gehen. Sondern um Macht, strategische Ausrichtung und letztlich auch um die Zukunft eines der prominentesten deutschen Medienhäuser.

Ob CEO Bert Habets den Balanceakt zwischen Restrukturierung, Internationalisierung und Investorenfrieden meistert, ist offener denn je.

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