31. Mai, 2025

Unternehmen

Private-Equity-Deal geplatzt – was wird jetzt aus Techem?

Ein 6,7-Milliarden-Euro-Verkauf scheitert auf der Zielgeraden, der Chef beschwichtigt, der Markt horcht auf. Techem sucht nach dem Exit – zwischen IPO und Plan B.

Private-Equity-Deal geplatzt – was wird jetzt aus Techem?
6,7 Milliarden Euro schwer – und doch geplatzt: Der Rückzug von TPG und GIC offenbart, wie angreifbar auch scheinbar perfekte Deals durch Regulierung und Interessenkonflikte werden.

Der Heizungsableser Techem wollte sich verkaufen – doch der Deal ist geplatzt. Und zwar nicht irgendwann, sondern kurz vor dem Ziel. Nach acht Monaten Vorbereitung, milliardenschweren Anleihen und einem ambitionierten Fahrplan ziehen sich die Käufer zurück.

TPG, ein US-Finanzinvestor, und der Staatsfonds GIC aus Singapur haben ihre Anmeldung bei der EU-Kommission zurückgezogen. Offiziell aus kartellrechtlichen Gründen. Inoffiziell steht hinter dem Abbruch ein Flickenteppich aus Unsicherheiten, Interessenkonflikten und geopolitischen Risiken.

Der große Rückzieher

Die Summe war beachtlich: 6,7 Milliarden Euro wollten TPG und GIC für Techem zahlen. Ein stolzer Preis für ein Unternehmen, das im Verborgenen arbeitet – aber im Alltag von Millionen Mietern präsent ist. Techem misst, was Heizkörper und Wasserhähne verbrauchen, und erstellt daraus Abrechnungen.

Ein Geschäft, das nicht glamourös klingt, aber extrem stabil läuft. Seit 2021 wächst der Umsatz jedes Jahr um zehn Prozent, zuletzt auf über eine Milliarde Euro. Doch was nach einem idealen Übernahmeziel klingt, entwickelte sich zum Problemfall für die Käufer.

Zu viel Risiko für zu viel Geld

Techem-CEO Matthias Hartmann versucht Schadensbegrenzung. Bei einem Pressetermin in Frankfurt spricht er von „gegenseitigem Interesse an einer Lösung“. Doch die Fakten sehen anders aus. TPG ist bereits Eigentümer von Aareon, einem Softwareanbieter für Immobilienverwaltungen. Genau das schien der EU-Kommission kartellrechtlich nicht geheuer.

750 Millionen Euro besicherte Anleihen müssen zurückgezahlt werden – ein teures Signal, dass Techem den Übernahmekollaps nicht eingeplant hatte.

Hinzu kam die neue „Foreign Subsidies Regulation“, die Subventionen von Drittstaaten kritisch prüft – ein Problem, wenn ein Staatsfonds aus Asien mitmischt. Zwar seien diese Bedenken laut Hartmann mittlerweile ausgeräumt, doch der Deal war da längst Geschichte.

Die Anleihen: Schutzschild für Anleger, Warnsignal für Beobachter

Ein weiteres Detail macht die Sache brisant: Im Vorfeld der geplanten Übernahme hatte Techem 750 Millionen Euro an vorrangig besicherten Anleihen ausgegeben. Dieses Geld sollte offenbar den Deal stützen – zumindest finanziell.

Doch jetzt, nach der geplatzten Übernahme, muss Techem die Bonds vollständig zurückzahlen. Eine bittere Pille, aber auch ein beruhigendes Signal an Investoren: Die Gläubiger stehen ganz oben in der Rückzahlungs-Hierarchie. Doch was bleibt ist der Eindruck eines Deals, der auf tönernen Füßen stand.

Zwischen Exit und IPO – wohin steuert Techem?

Hartmann gibt sich optimistisch. Das Unternehmen sei gut finanziert, verfüge über 515 Millionen Euro an Liquidität, die Kapitalmärkte seien offen. In der Branche spricht man jetzt vom „Dual Track“: Techem wird sowohl den klassischen Verkauf an einen Finanzinvestor prüfen als auch einen möglichen Börsengang.

Die Entscheidung liegt letztlich bei der Mehrheitsgesellschafterin Partners Group, einem Private-Equity-Giganten mit Sitz in der Schweiz. Die Optionen liegen auf dem Tisch – die Unsicherheit auch.

Wer übernimmt Verantwortung?

Auffällig ist, wie ausweichend Techem auf konkrete Fragen reagiert. Wird es eine Vertragsstrafe geben? Werden neue Berater beauftragt? Bleiben wichtige Partner an Bord? Antworten: Fehlanzeige. Stattdessen Phrasen wie „Wir prüfen alle Möglichkeiten“ oder „Wir stehen in engem Austausch mit den Gesellschaftern“.

Das mag juristisch sauber sein – in einem Umfeld aus Zinswende, regulatorischem Druck und geopolitischen Verwerfungen ist es wenig beruhigend.

Ein Unternehmen mit Geschichte – und Fragezeichen

Techem ist kein Start-up. Das Unternehmen existiert seit 1952, ist in 18 Ländern aktiv und bedient über 13 Millionen Wohnungen. Doch genau diese Größe macht es schwierig, schnell zu handeln.

Die Partners Group hatte sich mit dem Kauf des Spielfigurenherstellers Schleich bereits als geschickter Exit-Manager gezeigt. Ob ihr das auch mit Techem gelingt, ist offen. Die Karten sind neu gemischt – und der Markt schaut jetzt genauer hin.