27. Juli, 2024

Wirtschaft

Palma plant rigorose Maßnahmen gegen Massentourismus

Palma plant rigorose Maßnahmen gegen Massentourismus

Palmas Bürgermeister Jaime Martínez hat mit seiner Forderung nach umfassenden Maßnahmen zur Eindämmung des Massentourismus auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca für erhebliches Aufsehen gesorgt. Martínez präsentierte einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, der Vorschläge wie eine Begrenzung der Zahl der Urlauber, Mietwagen, Kreuzfahrtschiffe und Ferienwohnungen sowie die Erhöhung verschiedener Gebühren beinhaltet. Die "Mallorca Zeitung" (MZ) titelte hierzu: "Knallhart-Regeln". Laut MZ signalisieren diese überraschenden Vorschläge, dass auch konservative Politiker von einem „Weiter so“ in der Tourismuspolitik abkehren wollen. Es wird vermutet, dass sich Martínez an Venedig orientiere. Die italienische Lagunenstadt hat kürzlich innerhalb einer zehntägigen Testphase Eintrittsgelder für Tagesbesucher erhoben und damit fast eine Million Euro eingenommen. Martínez vermied direkte Vorbilder zu nennen, betonte jedoch die Dringlichkeit seiner Vorschläge, um das Zusammenleben auf der Insel zu verbessern. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen kann der Bürgermeister jedoch nicht im Alleingang durchsetzen. Zustimmung ist von anderen Behörden wie dem Inselrat, der Regierung der Balearen oder der spanischen Zentralregierung in Madrid erforderlich. Zunächst plant Martínez, seine Vorschläge bei einem Treffen der Regierung der Balearen mit Politikern und Interessenvertretern zur Diskussion zu stellen. Einige Maßnahmen, wie das Verbot neuer Gästebetten in privaten Ferienunterkünften und höhere Strafen für stark verschmutzende Lokale, könnte er jedoch sofort umsetzen. Weitere unterstützungsbedürftige Vorschläge umfassen Einschränkungen oder Verbote für Partyboote und größere Kreuzfahrtschiffe, doppelte Gebühren für Kreuzfahrturlauber, eine Limitierung von Gruppentouren in der Stadt, Beschränkungen für Mietwagenzufahrten zur Innenstadt und ein absolutes Alkoholverbot auf den Straßen der Gemeinde, einschließlich Playa de Palma. Eine verstärkte Präsenz lokaler und nationaler Polizeikräfte ist ebenfalls vorgesehen. Am vergangenen Samstag protestierten in Palma Tausende unter Mottos wie "Sagen wir basta!" und "Mallorca steht nicht zum Verkauf!" gegen den Massentourismus. Auf der Kundgebung wurden die wachsende Besucherzahl und Ferienwohnungen als Ursache für Wohnungsnot, die "Zerstörung" der Insel, steigende Staus, Verschmutzung und Kriminalität angeprangert. Die Proteste fanden im Schatten des Restaurant-Einsturzes vom vorherigen Donnerstag am Ballermann statt, bei dem vier Menschen, darunter zwei junge Deutsche, ums Leben kamen. Martínez gab an, dass das betroffene Lokal keine Betriebslizenz für die Balkonterrasse besaß, deren Zusammenbruch zu der Tragödie führte.