03. Juli, 2025

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Rauswurf bei N26: Risikochefin muss gehen

Kaum im Amt, schon weg: N26 trennt sich von Carina Kozole – vor dem Hintergrund erneuter Kritik der Finanzaufsicht. Als Nachfolger kommt ein erfahrener Santander-Mann, der das Krisen-Risikomanagement endlich in den Griff bekommen soll.

Rauswurf bei N26: Risikochefin muss gehen
Nur acht Monate im Amt – Risikochefin Carina Kozole verlässt N26 im Schatten wachsender BaFin-Kritik. Die Regulierer prüfen erneut die Risikomodelle der Smartphonebank – und ziehen dabei auch Führungsversagen in Betracht.

Nüchtern, knapp, kommentarlos – so verabschiedet sich die Berliner Smartphonebank N26 von ihrer erst im November 2023 eingestellten Risikochefin Carina Kozole.

N26 appoints Jochen Klöpper as Chief Risk Officer and Managing Director
Effective 1 December 2025, Jochen Klöpper will be appointed Managing Director and assume responsibility for risk management and compliance functions at N26.

Nur ein Dreivierteljahr nach ihrem Einstieg zieht die Digitalbank die Reißleine. Was nach einem regulären Personalwechsel klingt, hat einen brisanten Hintergrund: Die Finanzaufsicht BaFin schaut N26 erneut sehr genau auf die Finger.

Die Aufsicht kehrt zurück

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bonner Aufseher vor der Tür stehen. Schon 2021 hatte die BaFin harte Auflagen gegen das Fintech verhängt: wegen gravierender Mängel im Risikomanagement.

Damals wurde ein Sonderbeauftragter eingesetzt, der unter anderem das IT-Risikomanagement sowie die Auslagerungskontrollen überwachen sollte. Bis Mitte 2024 war das Neukundenwachstum der Bank limitiert – ein einmaliger Vorgang in der deutschen Fintech-Szene.

Seitdem war es ruhiger geworden. Doch die Ruhe trügt. Laut Informationen des Handelsblatts befasst sich die BaFin aktuell erneut mit den Risikomodellen, der Risikokultur und dem Monitoring bei N26 – also genau den Baustellen, für die Carina Kozole zuständig war. Auch die Hypothekentochter Neo, über die N26 seit 2023 Immobilienkredite in den Niederlanden vergibt, wird von der Aufsicht unter die Lupe genommen.

Rückkehr der BaFin: Trotz Auflagen und Sonderbeauftragtem stolpert N26 erneut über Risikomanagement-Mängel. Schon 2021 bremste die Finanzaufsicht das Wachstum der Bank – nun droht ein weiteres Eingreifen.

Kurzzeit-Auftritt mit langem Schatten

Dass Kozole nur rund acht Monate blieb, ist ein deutliches Signal. Sie war mit der Aufgabe betraut, die strukturellen Probleme im Risikomanagement endlich zu lösen. Der nun überraschende Abgang deutet eher auf das Gegenteil hin: interne Unzufriedenheit, externe Kritik – und vermutlich nicht eingehaltene Zielvorgaben.

Die Pressemitteilung des Unternehmens ist auffallend nichtssagend. Ein einziger Satz, in dem sich Aufsichtsratschef Marcus Mosen für „Einsatz und Engagement“ bedankt. Kein Dank für geleistete Aufbauarbeit, kein Hinweis auf Erfolge. In der Regel bedeutet so etwas: Das Tischtuch ist zerschnitten.

Hoffnungsträger mit Konzern-Vergangenheit

Der designierte Nachfolger dürfte genau deshalb nicht zufällig gewählt sein. Jochen Klöpper, aktuell noch bei Santander Consumer, bringt drei Jahrzehnte Erfahrung im Bankensektor mit – darunter auch leitende Stationen bei der Deutschen Bank in Italien. Dort war er Chief Credit Officer, also direkt für die Steuerung von Kreditrisiken verantwortlich.

Sein Einstieg bei N26 ist für den 1. Dezember 2025 geplant. Bis dahin übernimmt das restliche Vorstandsteam seine Aufgaben. Klöpper soll dann nicht nur das Risikomanagement führen, sondern auch den Bereich Compliance – ein unmissverständliches Zeichen, dass N26 sein Verhältnis zur BaFin grundlegend neu ordnen will.

BaFin lässt nicht locker

Die Financial Technology-Branche gilt nach wie vor als Wachstumstreiber – doch genau darin liegt die Krux. Das rasante Wachstum der N26 führte schon mehrfach zu Überforderungen in den Kontrollstrukturen. Die BaFin stellte bereits 2021 fest, dass das „starke Wachstum“ das Risikomanagement der Bank überlastet habe. Die Probleme sind also systemisch – und nicht allein durch personelle Wechsel zu lösen.

Dass ein so erfahrener Risikomanager wie Klöpper das Ruder übernimmt, zeigt: N26 hat verstanden, dass es nicht mehr reicht, regulatorische Anforderungen nur zu erfüllen. Sie müssen strukturell in die DNA der Bank integriert werden.

Fintech mit Altlasten

N26 hat sich lange als Tech-Unternehmen verstanden, das zufällig Bankdienstleistungen anbietet. Doch mit der Banklizenz kommt die Bankverantwortung – und damit der tägliche Ernst regulatorischer Realität. Die erneute BaFin-Prüfung zeigt: Wer Digitalisierung ernst meint, muss auch Governance ernst nehmen.

Mit Carina Kozole geht eine Managerin, die diesen Anspruch offenbar nicht erfüllen konnte oder durfte. Mit Jochen Klöpper kommt ein Mann mit Konzern-DNA – was für ein junges Fintech nicht nur ein Gewinn, sondern auch eine Bewährungsprobe sein dürfte.

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