Ein Jahr verhandelt – und nichts erreicht
Nach zwölf Monaten Annäherung, Nachbesserung und milliardenschweren Offerten zieht Alimentation Couche-Tard endgültig den Stecker: Das Übernahmeangebot für Seven&i Holdings, die Muttergesellschaft der weltbekannten 7-Eleven-Kette, ist vom Tisch. 47 Milliarden US-Dollar waren den Kanadiern der Einstieg in den japanischen Einzelhandelsgiganten wert – doch die Tür blieb verschlossen.
In einem ungewöhnlich offenen Schreiben an den Verwaltungsrat des japanischen Konzerns beklagt Couche-Tard die mangelnde Transparenz: Man habe „vernachlässigbare Einblicke“ erhalten, ein echtes Gespräch mit der Gründerfamilie Ito sei trotz mehrfacher Versuche nie zustande gekommen. Die Botschaft: Wir haben es versucht – aber der Wille war nicht beidseitig.
Ein geplatzter Megadeal mit Signalwirkung
Der Rückzug ist mehr als ein abgeblasenes Übernahmevorhaben – er steht sinnbildlich für die neue Zurückhaltung bei grenzüberschreitenden Megadeals.
Couche-Tard wollte mit der Fusion von Circle K und 7-Eleven einen globalen Einzelhandelsriesen mit über 40.000 Standorten schaffen – doch das politische Klima, der wachsende Protektionismus und die Komplexität der japanischen Unternehmenslandschaft machten den Deal zunehmend unwahrscheinlich.
Schon 2021 war Couche-Tard mit einem ähnlichen Vorhaben gescheitert: Damals blockierte die französische Regierung die geplante Übernahme von Carrefour – offiziell aus Sorge um die nationale Ernährungssicherheit. Nun also Japan – und wieder eine Absage.
Japan bleibt undurchlässig
Die japanische Wirtschaft ist für Investoren derzeit so attraktiv wie lange nicht – Aktienindizes steigen, Unternehmensbewertungen sind im internationalen Vergleich moderat. Doch bei Übernahmen stoßen Ausländer regelmäßig an unsichtbare Wände.
Die Familie Ito, Gründer und einflussreiche Macht im Hintergrund von Seven&i, wollte offenbar keine Kontrolle abgeben – trotz hoher Bewertung und offener Kapitalmarktstrategie. Im Mai hatte das Unternehmen sogar angekündigt, die US-Aktivitäten von 7-Eleven auszugliedern und separat an die Börse zu bringen. Ein klares Signal gegen Couche-Tards Pläne.
Regulatorische Risiken in den USA
Hinzu kommt der politische Flankendruck: Beide Konzerne betreiben Tausende Läden in den USA. Ein Zusammenschluss hätte die Marktstellung insbesondere im Südwesten der USA drastisch verändert – ein Fall für die FTC, die US-Wettbewerbsbehörde.
Auch das war wohl Teil der Kalkulation: Ein Deal in dieser Größenordnung hätte nicht nur verhandelt, sondern auch regulatorisch durchgeboxt werden müssen.
Couche-Tard bleibt wachsam – aber draußen
Für Couche-Tard ist es bereits der zweite gescheiterte Versuch innerhalb weniger Jahre, zum globalen Handelsriesen aufzusteigen.
Mit aktuell knapp 17.000 Filialen in 31 Ländern ist das Unternehmen zwar kein Leichtgewicht – aber auch kein echter Gegenspieler zu Marktführern wie Walmart oder 7-Eleven. Die geplante Übernahme hätte die Kräfteverhältnisse verändert – nun bleibt alles beim Alten.
Ein Rückzug mit Anstand – und klarem Unterton
In der Erklärung des Couche-Tard-Managements schwingt mehr als Enttäuschung mit. Es ist auch ein stiller Vorwurf an die Struktur konservativ geführter Familienunternehmen, die sich nach außen börsennotiert geben, aber intern kaum Fremde zulassen.
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