23. August, 2025

Startups & VC

Kamikaze als Geschäftsmodell: Wie Stark Defence zur halben Milliarde aufsteigen will

Nur 18 Monate nach seiner Gründung peilt das deutsche Rüstungs-Start-up Stark Defence eine Bewertung von 500 Millionen US-Dollar an. Hinter dem Drohnenhersteller stehen Sequoia, Peter Thiel – und ein Ex-Bundeswehrsoldat mit einem Gespür für Kriege als Katalysator.

Kamikaze als Geschäftsmodell: Wie Stark Defence zur halben Milliarde aufsteigen will
Stark Defence entwickelt Kamikaze-Drohnen, die gezielt zerstört werden sollen. Dass US-Tech-Milliardäre und deutsche Verlegerfamilien diese Entwicklung mitfinanzieren, wirft Fragen über Ethik und Verantwortung auf.

Ein Start-up wie aus dem Drehbuch des Silicon Valley – nur tödlicher

Mit seinen Kamikaze-Drohnen hat sich das Münchner Start-up Stark Defence in Rekordzeit zu einem der am härtesten gehandelten Player im Verteidigungs-Tech-Sektor entwickelt.

Die Bewertung: 500 Millionen Dollar. Die Zeit seit Gründung: eineinhalb Jahre. Die Investoren: ein Who-is-Who der sicherheitspolitischen Digitalelite.

Sequoia Capital führt die neue Finanzierungsrunde an, der NATO-Innovationsfonds sowie Peter Thiels Thiel Capital und Moritz Döpfners Fonds mischen ebenfalls mit. Rund 60 Millionen Dollar sollen eingesammelt werden, heißt es aus Investorenkreisen.

Vom Ackerschwarm zur Waffenschmiede

Stark-CEO Florian Seibel weiß, wie man ein Narrativ verkauft. Seine erste Firma Quantum Systems wollte Drohnen für die Landwirtschaft bauen, flog aber erst mit dem Ukrainekrieg richtig los.

Die Vector-Aufklärungsdrohnen aus Bayern sind heute fester Bestandteil ukrainischer Kampfeinsätze. Allein 2024 machte Quantum 110 Millionen Euro Umsatz, dieses Jahr sollen es mehr als doppelt so viel werden.

Doch Quantum war für die nächste Eskalationsstufe nicht zu gebrauchen: zu viele pazifistische Investoren. Also gründete Seibel mit einem weiteren Bundeswehrveteranen Stark Defence – ganz ohne ethische Investorenbremse.

Deutschland rüstet auf – nur nicht aus der Mitte der Industrie

Stark Defence ist nicht allein: Gemeinsam mit Start-ups wie Helsing oder Sensor-Lab entsteht rund um Berlin und München eine neue Tech-Rüstungsindustrie. Ihre Waffen: Drohnen, KI, autonome Zielsysteme.

Stark, Helsing & Co. treten mit Venture Capital an, die globale Waffenindustrie umzubauen. Doch bei aller Innovationslust bleibt unklar: Wer kontrolliert die neuen Player – und wer trägt die Konsequenzen?

Ihre DNA: Venture Capital, Start-up-Rhetorik, militärisches Insiderwissen. Die klassischen Konzerne wie Rheinmetall und Hensoldt wirken gegenüber der jungen Generation der Rüstung wie träge Dinosaurier. Stark will genau diese Lücke besetzen – als hochdynamischer, voll digitalisierter Lieferant für moderne Kriegsführung.

Was Krieg heute wert ist

Das Investmentinteresse spricht für sich: Sequoia Capital, eigentlich in Kalifornien für Uber und WhatsApp bekannt, geht all-in in der Drohnenbranche. Peter Thiel, in der Vergangenheit Mitgründer von Palantir und prominenter Verfechter geopolitischer Hardliner-Strategien, war schon in der Frühphase dabei.

Moritz Döpfner, Sohn des Springer-CEOs, übernahm laut Insidern die Rolle des Strippenziehers für das Thiel-Investment. Und mit dem NATO-Innovationsfonds ist erstmals auch ein sicherheitspolitischer Akteur direkt im Cap Table vertreten.

Ein Start-up im Spannungsfeld von Moral und Markt

Die Frage bleibt: Wie weit dürfen Start-ups gehen, wenn es um Kriegstechnologie geht? Die Politik ruft nach Innovation in der Rüstung, doch die ethischen Grauzonen sind offensichtlich. Einwegdrohnen wie die von Stark zielen nicht auf Aufklärung, sondern auf Zerstörung.

Die Trennung zur zivilen Nutzung ist aufgehoben, die Schwelle zum tödlichen Einsatz automatisierter Systeme wird gesenkt. Der Markt juckt das wenig: Wer liefert, gewinnt. Seibel liefert.

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