06. Juni, 2025

Unternehmen

Warum Lidl, Aldi & Co. gerade alles richtig machen

Preissturz im Supermarkt: Die Discounter senken radikal ihre Preise – doch nicht Markenprodukte machen das möglich, sondern die Eigenmarken. Sie sind zum heimlichen Erfolgsmodell der Inflation geworden.

Warum Lidl, Aldi & Co. gerade alles richtig machen
Trotz identischer Produktionslinien bevorzugen viele Kunden Markenware – ein Lehrstück über Imagepflege und Konsumpsychologie.

Rebecca, Abteilungsleiterin Einkauf, starrt auf das Smartphone: Lidl verkündet lautstark eine neue Preissenkungsrunde.

"Leute, Lidl macht Ernst mit deren Dauerpreis-Offensive."

Ein Kollege murrt. Ein anderer wird losgeschickt: Fotos machen bei Lidl, alles mit rotem Rabattzeichen dokumentieren. Man will nicht hinterherhinken. So funktioniert Wettbewerb in Deutschland.

Die Preissenkungen: Butter fällt von 2,49 auf 1,99 Euro. Und plötzlich ziehen alle mit. Kaufland, Aldi, Rewe, Edeka – keiner will teurer sein. Der Clou: Niemand nennt konkret, was genau billiger wird. Man schaut auf den Gegner, dann aufs eigene Regal.

Ein Preis, alle ziehen mit

In keinem anderen Land funktioniert dieser Mechanismus so reibungslos wie in Deutschland. Das Wir-ziehen-nach-Prinzip macht aus Eigenmarken faktisch eine preisliche Einheitsware.

Für Konsumenten bedeutet das: völlig egal, ob man bei Rewe, Lidl oder Aldi kauft. Die Preise für Standardartikel wie Butter, Milch, Dosenthunfisch oder Proteinpudding unterscheiden sich kaum.

Warum das gut ist – für alle

Denn es ist nicht nur billiger geworden. Es ist auch besser geworden. Eigenmarken waren früher die graue Maus im Regal. Heute gewinnen sie Produkttests, überzeugen bei Stiftung Warentest, sind Fairtrade und oft Bio-zertifiziert.

Lidl senkt, der Rest folgt: Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel wirkt wie ein geschlossenes System – echte Preisdynamik sieht anders aus.

Bei Rewe Bio ist der Frischkäse sogar günstiger als beim Markenprodukt von Gervais. Dasselbe gilt für Schokolade, Olivenöl, Waschmittel.

Marken zahlen aufs Image ein

Ein Markenhersteller räumte mal ein: Der einzige Unterschied zwischen Eigenmarke und Markenprodukt bei Dosensardinen sei die Anordnung der Fische – die liegen beim Markenprodukt angeblich schöner. Wer also fürs Regal statt fürs Produkt zahlt, muss sich fragen lassen, ob er wirklich Wert oder nur Schein kauft.

Ein Skoda mit Geschmack

Die Eigenmarke ist der Skoda unter den Lebensmitteln: preiswert, solide, oft Testsieger. Die Unterschiede zur Marke liegen selten im Inhalt, fast immer in der Werbung. Wer heute Eigenmarken wählt, wählt rational – und mit Charakter. Denn sie stehen nicht für Verzicht, sondern für Vernunft.

Ein Rest Vorurteil bleibt: Wer bei der Grillparty Chips von "Sun Snacks" auspackt, gilt als knauserig. Lieber Funny Frisch, Lorenz oder Lay’s. Dabei sind es dieselben Kartoffeln, dieselbe Knusprigkeit, dieselbe Produktion – nur mit anderem Logo.

Ein Markt in Bewegung

Die Inflation hat den Lebensmitteleinzelhandel unter Druck gesetzt, zugleich aber auch verändert. Verbraucher kaufen reflektierter, vergleichen mehr, geben Eigenmarken eine Chance. Die Unternehmen haben geliefert. Wer heute einkauft, spart nicht nur Geld, sondern macht ein Statement. Gegen heiße Werbeluft, für Qualität.