17. November, 2025

Unternehmen

200 Millionen Euro Rettung – Wie die Volksbank Düsseldorf Neuss an den Rand der Insolvenz geriet

Ein Betrugsfall um 100 Millionen Euro und fragwürdige Kontrollmechanismen stürzten die Volksbank Düsseldorf Neuss in die Krise. Nun greift die Sicherungseinrichtung des genossenschaftlichen Sektors tief in die Tasche – und eine Fusion könnte zum letzten Ausweg werden.

200 Millionen Euro Rettung – Wie die Volksbank Düsseldorf Neuss an den Rand der Insolvenz geriet
Volksbank Düsseldorf Neuss: Das Institut musste Garantien von über 200 Millionen Euro annehmen – die größte Stützungsmaßnahme für eine Genossenschaftsbank seit Jahren.

Ein Betrug, der das Vertrauen erschütterte

Es war ein gewöhnlicher Kontowechsel – zumindest auf den ersten Blick. Eine Buchhalterin des französischen Modeunternehmens Kiabi eröffnete 2023 ein Konto bei der Volksbank Düsseldorf Neuss, deponierte dort 100 Millionen Euro – und ließ das Geld nur eine Woche später auf ein Konto in der Türkei überweisen. Dass dieses Konto auf ihren eigenen Namen lief und die Überweisung ohne Wissen ihres Arbeitgebers erfolgte, fiel erst Monate später auf.

Das Geld: verschwunden. Die Buchhalterin: verhaftet. Und die Volksbank Düsseldorf Neuss? Mit einem Schlag mitten in einem der spektakulärsten Betrugsfälle der jüngeren deutschen Bankengeschichte.

Denn Kiabi fordert die verlorenen 100 Millionen Euro zurück – von der Bank, auf deren Konto das Geld zuletzt lag. Ein juristisches Risiko, das das Institut an die Grenze seiner Existenz brachte.

200 Millionen Euro Garantie – und die Hoffnung auf Rettung

Nach außen gibt sich die Bank ruhig. Doch intern ist klar: Ohne Hilfe wäre die Volksbank kaum überlebensfähig. Die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) stellte Garantien über mehr als 200 Millionen Euro bereit. Sie sollen im Ernstfall verhindern, dass das Institut seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen kann.

Noch sind diese Garantien nicht gezogen – doch sie stehen bereit. In Bankkreisen gilt die Unterstützung als „präventiver Schutzschild“, um Vertrauen zu bewahren. Für 2024 weist die Volksbank offiziell nur einen kleinen Verlust von 112.000 Euro aus – ein erstaunlich glattes Ergebnis angesichts der Umstände.

Der Preis für die Rettung: Kontrolle. Die BaFin schickte Sonderbeauftragte, die derzeit faktisch die Leitung des Hauses übernommen haben.

Wenn der Schutzschirm zum Warnsignal wird

Der Fall der Volksbank Düsseldorf Neuss ist kein Einzelfall – sondern Teil eines wachsenden Problems im genossenschaftlichen Bankensektor. Allein seit Anfang 2025 musste der BVR-Stützungsfonds rund 1,4 Milliarden Euro für vier angeschlagene Volksbanken bereitstellen. Zusammen kommen diese Institute gerade einmal auf eine Bilanzsumme von sieben Milliarden Euro – ein beunruhigendes Verhältnis.

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Das genossenschaftliche Sicherungssystem schützt zwar Kundeneinlagen vollständig, doch die Zahl der Hilfsfälle wächst. Und mit ihr die Sorge, dass die Stützungsmechanismen zu oft greifen müssen.

Führungskrise und juristische Schatten

Der Betrugsfall blieb für die Führung der Volksbank nicht folgenlos. Im Herbst 2024 traten Vorstandschef Rainer Mellis und seine Kollegin Jessica Jüntgen zurück – offiziell „einvernehmlich“, um die Aufklärung zu erleichtern. Hinter den Kulissen laufen Regressforderungen gegen die Ex-Vorstände, die mutmaßlich Kontrollpflichten verletzt haben könnten.

Währenddessen untersucht die BaFin, ob interne Prüfprozesse und das Risikomanagement der Bank ausreichend waren. Dass 100 Millionen Euro binnen weniger Tage außer Landes überwiesen wurden, ohne Alarm auszulösen, wirft schwerwiegende Fragen auf.

Die Fusion als Flucht nach vorn

Um wieder Stabilität zu gewinnen, führt die Volksbank Düsseldorf Neuss derzeit Gespräche über eine Fusion mit der Volksbank Krefeld. Gemeinsam kämen beide Häuser auf eine Bilanzsumme von rund 4,5 Milliarden Euro – genug Größe, um wieder Vertrauen an den Märkten aufzubauen.

Eine Fusion wäre kein ungewöhnlicher Schritt: Im genossenschaftlichen Sektor gilt sie als Standardlösung für Banken, die zuvor Stützungsgelder erhalten haben. Doch sie wäre auch ein Eingeständnis, dass die Volksbank Düsseldorf Neuss allein keine Zukunft mehr hat.

Ein Schadensfall mit Symbolwirkung

Der Fall ist mehr als eine regionale Bankenposse. Er zeigt, wie schnell selbst solide Institute in Schieflage geraten können – nicht durch Spekulation, sondern durch den Ausfall einfacher Kontrollmechanismen.

Dass ein Betrug dieser Größenordnung erst Monate später aufflog, ist ein Alarmsignal – für den gesamten Sektor. Die genossenschaftliche Idee von Stabilität und Vertrauen steht auf dem Prüfstand.

Und während die Volksbank Düsseldorf Neuss auf eine Fusion und die Unterstützung des Sicherungssystems setzt, bleibt eine unbequeme Wahrheit:
Sicherheit hat in diesem Fall 200 Millionen Euro gekostet – und das Vertrauen der Mitglieder gleich mit.

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